Ein Raum. Ich befand mich in einem Zimmer. Es war zwar dunkel, aber trotzdem konnte ich die naheliegenden Wände erkennen. Mir kam ein warmer Atem entgegen. Ruckartig zuckte ich zurück und stieß mit der Wand hinter mir zusammen. Lautes Knurren durchbrach die Stille. Obwohl ich kaum etwas sah, erkannte ich eine Kreatur, welche ich keinem Tier oder Menschen zuordnen konnte. Ich sah kaum etwas, aber es schien riesig zu sein. Vorsichtig hob es eines seiner Vorderbeine und machte einen Schritt. Das konnte doch nur ein Traum sein.
Es bewegte sich auf mich zu. Es war kein Mensch, dafür hatte es zu viele Haare. Oder Fell. Ich konnte es nicht erkennen, aber sein Mund schien offen zu sein und es lächelte. Höhnisch. Wahrscheinlich hielt es gleich ein Festmahl. Mit mir. Nur noch zwei Schritte trennten uns. Ich hörte sein Röcheln direkt neben mir. Es klang wie ein ohrenbetäubender Traktor, der auf 100km/h beschleunigte und bergauf fuhr. Obwohl ich bald bei lebendigem Leib gefressen werden würde, war mir immernoch nach Witzen zumute. Plötzlich blitzte ein Licht auf und ich sah die Kreatur. Das konnte doch nur ein Traum sein.
Es war ein schwarzes Monstrum, glänzend weiße Zähne und scharf polierte, fast durchsichtige, Krallen. Ich fühlte mich wie in einem Alptraum. Alles dunkel und düster, nur eine Lichtquelle und ein Tier, welches ich nicht beschreiben konnte. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken runter. Das Tier, nein, es war so groß, dass es kein Tier mehr sein konnte, das Monstrum von Tier machte einen Schritt auf mich zu. Reflexartig wollte ich ausweichen, spürte aber die kalte, noch kältere Wand als mein Atem und stieß dagegen. Die Kreatur kam näher. Das konnte doch nur ein Traum sein.
Es war die Hölle auf Erden. Eine Kreatur, die man nicht kannte, kam immer näher und drohte, einen aufzufressen, die Wände, kalt und farblos, brachten einem immer die Situation, dass man für immer in diesem Raum eingesperrt sei, zurück in den Kopf und dieser stand kurz davor aufgrund Überlastung zu explodieren. Ich spürte den Atem der Kreatur in meinem Gesicht. Das Vieh roch nach einer Blume. Ich konnte den Geruch keiner Blume zuordnen, aber es roch definitiv nach einer Blume. Der Geruch übertönte aber nicht die Dunkelheit und Gefahr, welche das Monstrum von Tier verbreitete. Das konnte doch nur ein Traum sein.
Es kam noch näher und setzte zum Sprung an. Ein Gefühl, welches ich noch nie so intensiv gefühlt hatte, kam auf. Angst. Die Kreatur knurrte. Es musste eine Mutation sein. Anders konnte ich es mir nicht erklären. Ich hörte seine Krallen am Boden aufkommen. Es zog seine Tatzen zu sich, wodurch die Krallen den Boden kratzten. Ein Quietschen entstand. Ohrenbetäubender Lärm durchdrang den Raum. Ich wollte mir die Ohren zuhalten, doch ich hatte Angst, dass das Tier aggressiv reagieren würde. Ein kleines Zucken meinerseits. Das Tier sprang. Ich sah seine Schnauze auf mich zukommen. Ein gellender Schrei. Das konnte doch nur ein Traum sein.
Ich wich aus und lief leichenblass in eine Ecke des Raumes. Schon vor einigen Minuten fragte ich mich, woher das Licht kam. Es gab keine Lichtquelle in meiner Sichtweite. Das Monster bemerkte mein Ausweichmanöver und wendete seinen Kopf in meine Richtung. Ich schloss meine Augen. "Wenn du es nicht siehst, sieht es dich auch nicht." Eine Kinderweisheit. Mein Leben baute sich auf dieser Aussage auf. Schnell öffnete ich meine Augen wieder, da ich die Krallen der Kreatur auf den Boden aufkommen hörte. Womit hatte ich das verdient? Warum sperrte man mich hier ein? Warum wurde ich zu einer Mahlzeit einer soziopathischen Mutation? Das konnte doch nur ein Traum sein.
Das Monster rannte auf mich zu. In seiner hässlichen Fratze erkannte ich ein schelmisches Lächeln. Wenn es auf mich fallen würde, würde ich erdrückt werden. Es gab keine Fluchtmöglichkeit. Kein Ausweg aus dieser verzwickten Lage. Eigentlich bestand dieser Raum nur aus vier Wänden, einer unerklärlichen Lichtquelle und ein Monster, welches mich zum Nachtisch wollte. Wie kam ich aber hierher, wenn es keinen Ausgang und keinen Eingang gab? Teleportation bliebe ausgeschlossen. Vielleicht konnte man eine Wand öffnen. Ein Sprung und die Mutation würde mich zerbeißen. Das Monster sprang. Ich hörte ein Lachen. Wie die schlechten Bösewichte in den schlechten Kinoklassiker von vor Jahren. Das konnte doch nur ein Traum sein.
Schnell beschloss ich, alle vier Ecken nach Rillen oder Ritzen zu untersuchen. Ich sprintete zu der Ersten, welche ich untersuchen wollte. Das Ungeheuer klatschte gegen die Wand. Es reagierte zu langsam. Ich überprüfte den rechten Winkel, hörte das Ungeziefer hinter mir wieder aufstehen, aber fand leider nichts. Die Tatzen des Monsters berührten den Boden bei jedem Schritt. Leise, aber durch die Stille doch so laut. Schnell und hektisch lief ich zur zweiten Ecke. Die Mutation war kurz hinter mir. Auch hier fand ich nichts Auffälliges. Große Schritte trugen mich zur dritten Ecke. Ich hörte das Monster springen. Das konnte doch nur ein Traum sein.
Es kam neben mir auf dem Boden auf und knurrte. Wieder hörte ich dieses hässliche Lachen. Ich schaute in die Augen des Monsters. Feindseliges Gelb. Aus Reflex ging ich ein paar Schritte zurück. Es folgte mir nicht mehr. Es schaute mich nur noch mit dem hässlichen Gelb in den Augen an. Plötzlich durchdrang dieses Lachen noch einmal den Raum. Hektisch drehte ich mich um und lief zur eigentlich vierten Ecke. Das Monster schaute mich nur an. Es kam mir so vor, als würde es sich gar nicht mehr für mich interessieren. In Windeseile durchsuchte ich die letzten beiden Ecken. Die Mutation knurrte. Das konnte doch nur ein Traum sein.
Dieses riesige Vieh setzte wieder einmal zum Sprung an und Wut blitzte in seinen Augen auf. Zuerst sprang es auf den Boden rechts von mir, trieb mich nach links und hüpfte vor mich, um mich nach hinten zu lotsen. Ich berührte die dritte Ecke. Das Monster kam immer näher und ihr Knurren wurde immer lauter. Erneut hörte ich dieses hässliche Lachen. Dieses Lachen konnte mich allein auch schon nach kurzer Zeit umbringen. Lieber war ich in einem Raum mit dieser Kreatur, als neben dieser Person mit dem schrecklichen Lachen. Lieber starb ich, als mit beiden im Raum zu hausen. Gnade. Das konnte doch nur ein Traum sein.
Das Vieh kam immer näher, bis seine Schnauze vor meinem Gesicht war. Es streckte seine Zunge hinaus und ließ seine weißen Zähne aufblitzen. Von Sekunde zu Sekunde vervielfachte sich meine Angst. Sie wuchs ins Unermessliche. Ruckartig stellte es sich auf und stützte seine Tatzen an meinen Schultern ab. Die scharfen Krallen bohrten sich in mein T-Shirt und noch tiefer in meine Haut. Ich schrie. Es leckte über mein Gesicht, als würde es sich entschuldigen wollen. Im ersten Moment glaubte ich das auch, bis ich seine hässliche Fratze erblickte. Hass und Feindseligkeit verriet sein Blick. Es stoß sich ab und legte sich so auf den Boden, dass es mir den Weg versperrte. Weder Fluchtmöglichkeit, noch irgendein Ausweg von dem allen. Das konnte doch nur ein Traum sein.
Ich drückte mich ängstlich in die Ecke und beobachtete die Mutation. Seelenruhig lag das Monster vor mir, aber als es den Kopf zu mir wendete, sah es nicht mehr seelenruhig aus, eher teufelswild. Ein Blick auf meine Schultern verriet mir, dass ich verletzt war. Die Verletztung brannte fürchterlich. Wenn es darauf ankam, konnte ich meine Arme nur mühsam heben. Etwas abwehren konnte ich nicht. Ich fühlte mich zerstört, allein das Lachen, welches ich erst einige Male hörte, zerstörte mich innerlich so sehr, dass ich nicht mehr klar nachdenken konnte. Das Monster stand auf. Angst breitete sich in mir aus. Es sah mir in die Augen und hob seinen Körper. Das konnte doch nur ein Traum sein!
Sein Gewicht drückte mich noch fester in die Ecke. Es setzte seine Pranken auf meine Schultern und erneut bohrten sich seine Krallen in die eben entstandenen Wunden. Ich fühlte einen unbeschreiblich höllischen Schmerz. Ich schrie. Es ließ sich auf den Boden gleiten. Dabei kratzte es meinen ganzen Oberkörper auf. Auch meine Beine ließ es nicht verschont. Ein zweiter Schrei durchdrang den Raum. Das Monster hatte genug mit dem Kratzen und biss in mein Bein. Seine scharfen Zähne bohrten sich bis hin zu meinem Knochen. Ein drittes Mal schrie ich. Ich konnte weder fliehen, noch ausweichen. Der Todeskampf begann. Bitte ließ es ein Traum sein!
Als nächstes biss es in meinen linken Arm. Der Schmerz war noch schlimmer, als der in meinem Bein. Mein vierter Schrei. Bald konnte ich nicht mehr. Bald, sehr bald, würde ich sterben. Lautes Lachen durchbrach die Still. Diese Lachen machte mich kaputt. Lieber das Tier, als das Lachen, aber bitte nicht beides. Ich schrie. Das Tier biss in mein rechtes Bein. Ruckartig ließ ich mich auf den Boden fallen. Der Schmerz wurde unerträglich. Wie viel Schmerz ein Mensch wohl aushalten konnte? Sicher nicht mehr als ich. Das Tier biss in meine Schulter. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Mein letztes Stündlein hatte geschlagen. Erneut schrie ich. Wenn jetzt Hilfe kam, könnte ich es überleben. Doch es kam keine. Ein letzter Schrei. Todesschrei. Der Biss, der mich sterben ließ, wurde ausgeführt. Verdammt, das konnte alles nur ein Traum sein!
Doch es war keiner.
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Ich schreibe und schreibe
Historia CortaDiese Buch ist eine Zusammenstellung verschiedener Geschichten von mir. In den meisten geht es um Trauer, Depression, Hass oder die Liebe zum Zerstörerischen.