Prolog

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Ich schlenderte durch das verwaiste Schulgebäude und horchte auf die Geräusche um mich herum.
Hier und da vernahm man das leise Pochen der alten Rohre in den Wänden oder hörte das Wasser plätschern, wenn in irgendeinem Klassenraum ein Waschbecken geleert wurde.
Ich atmete den Duft des alten Gemäuers tief ein und je näher ich den Toiletten kam, desto kritischer stieg mir der Gestank nach Urin und anderen Ausscheidungen in die Nase.
Ich hasste diesen Bereich der Schule. Es stank nicht nur immer fürchterlich, sondern es war zusätzlich noch abgelegen und lud einige der extrovertierteren Schüler dazu ein kurze Nummern in einer der Kabinen zu schieben.
Langsam ging ich weiter, den Blick gesenkt, direkt auf die Tür der Mädchenkabine zu und hoffte, dass ich diesmal niemanden treffen würde.
Mehr als einmal war es mir bereits auf meinen Gängen während des Unterrichts passiert, dass erst ein Mädchen aus einer der Räume schlenderte und kurz darauf ausdemselben Bereich ein zufrieden grinsender Junge herauskam.
Man würde immer so seltsam angesehen, wenn man während des Unterrichts aus Gründen, die nichts mit Sex zu tun hatten die Toiletten aufsuchte. Als wäre man ein Außerirdischer oder ähnliches.

Gerade als ich die Klinke mit spitzen Finger nach unten drücken wollte, wurde die Tür ruckartig von innen aufgerissen und wäre mir um Haar mitten ins Gesicht gekracht.
Na klasse. Meine Gebete waren wieder nicht erhört worden. Warum betete oder hoffte ich überhaupt noch auf ungestörte Toilettengänge?
Dem Mädchen, das nun beinahe mit ihrem großen Busen den meinen berührte, starrte mich fassungslos an.
Ich starrte noch etwas verwirrt zurück und realisierte erstmal gar nicht, dass es sich hier um Madeleine handelt - die beliebteste Schülerin des ganzen Jahrgangs, ja wahrscheinlich der ganzen Schule.

"Du bist ja noch gar nicht weg, Babe.", hörte ich eine eher unmännliche Stimme aus dem nicht einsehbaren Raum hinter ihr kommen und kurz darauf trat Matt, der wohl größte Streber unseres Jahrgangs hinter sie und blickte über ihre Schulter.
Er war riesig, lang und schlacksig, keinen Gramm Muskeln am Körper und Pickel im Gesicht - viele Pickel. Er trug deshalb sogar den Spitznamen Pickelmattie in der Klasse.

Sein Auftauchen schien Madeleine zu helfen ihre Fassung wiederzufinden.
In einer unglaublich fließenden Bewegung strich sie sich die brünetten Haare aus dem Gesicht, reckte ihr Kinn ein wenig und schob mich einfach zur Seite, um wortlos über den Flur davon zu stolzieren.
Dabei warf sie mir einen Blick zu, der absolut nichts Gutes zu verheißen hatte.

Ich seufzte tief, wartete bis auch Matt die Mädchentoilette verlassen hatte und floh dann förmlich in die Kabine, die sich in der hintersten Ecke befand.

Ich konnte immer noch nicht fassen, was ich da eben zu Gesicht bekommen hatte und noch weniger erkannte ich die Chance, die sich mir mit diesem Wissen bot.

Beautiful Green EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt