Law & Order SVU -Obsession- (Fanfiction)

Kapitel 5

Lou

Detective Benson sah mich direkt an und in ihrem Blick spiegelte sich eine Mischung aus Wut und Verletzlichkeit. In meinem Kopf herrschte totales Chaos wegen dem, was ich gerade gehört hatte.

"Hast du gelauscht?", Bensons Stimme zitterte. Ob sie Wut oder Tränen unterdrückte, konnte ich nicht sagen. Unwillkürlich wich ich einen Schritt vor ihr zurück und konnte meinen Blick doch nicht von mir abwenden. Ich hatte mich eben an etwas erinnert... etwas, dass ich viele Jahre lang verdrängt hatte.

"Ich... nein... nicht absichtlich...", stammelte ich. Sie presste die Lippen aufeinander und blinzelte ihre Tränen weg, bevor sie mich mit hängenden Mundwinkeln ansah und mit erhobener Stimme meinte: "Geh endlich und such dir ein Zuhause, du hast hier nichts verloren!"

Stabler lehnte an der Fensterbank und beobachtete uns beide: "Liv..."

Sie fuhr wütend zu ihm herum: "Nein Elliot, jede Schonfrist ist irgendwann vorbei. Sie hatte kein Recht diese Geschichte mit anzuhören, sie..."

"Doch, das hab' ich", flüsterte ich und sah sie weiterhin an, während ich langsam eins und eins zusammen zählte. Anscheinend hatte es den Detectives die Sprache verschlagen. Benson wandte sich wieder mir zu und sah mich fassungslos an: "Bitte?"

Auch Stabler schien verwirrt. Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Er stieß sich von der Fensterbank ab und machte ein paar Schritte auf mich zu, während Benson in Richtung Fenster ging und uns den Rücken zu drehte.

"Wie meinst du das? Ich habe dich wirklich in Schutz genommen, aber das war ein Privatgespräch zwischen Detective Benson und mir. Du solltest vielleicht wirklich gehen."

Tränen stiegen mir in die Augen, als sich jetzt auch Stabler gegen mich wandte. Ich wusste einfach nicht, wie ich den beiden erklären sollte, was ich gerade begriffen hatte... Ich nestelte am Saum meines Kapuzenshirts herum: "Aber das, was sie über das kleine Mädchen gesagt haben... das geht mich etwas an."

Benson schnaubte vernehmlich und drehte sich wieder zu uns um. Detective Stabler aber runzelte die Stirn: "Was meinst du damit, Lou?"

Ich schluckte und nahm all meinen Mut zusammen: "Es ist meine Geschichte."

Beide starrten mich an. Stabler sah vollkommen verwirrt aus, aber in Bensons Gesicht regte sich etwas. Waren das Zweifel? Hoffnung? Davon bestärkt begann ich zu reden: "Sie wissen, dass meine Eltern mich vor vier Jahren adoptiert haben und dass ich vorher auf der Straße gelebt habe. Sie wissen aber nicht, wie ich dorthin gekommen bin."

"Weil du sagst, dass du dich nicht erinnern kannst", stellte Stabler fest. Ich befeuchtete meine Lippen mit der Zungenspitze und flüsterte: "Das war gelogen."

Er machte einen weiteren Schritt auf mich zu: "Aber warum lügst du uns an?"

"Aus Angst davor, dass er mich findet...", meine Stimme zitterte.

"Wer?", meldete sich Detective Benson leise zu Wort. Ich suchte ihren Blick: "Thommy. Der Mann, der mich jahrelang in einer Hütte in den Bergen gefangen gehalten hat."

Sowohl Benson, als auch Stabler atmeten geräuschvoll aus. Ich fuhr eilig fort, aus Angst, dass sie mich unterbrechen könnten, weil sie mir nicht glaubten: "Ich weiß nicht, wann genau ich zu ihm kam... ich bin immer davon ausgegangen, dass er mein Vater sein muss, aber..."

Ich holte zitternd Luft: "Als ich zehn war, hat er mich das erste Mal angefasst. Mit... mit elf hat er mich so heftig verprügelt, dass ich dachte, ich würde sterben und mit zwölf... als ich zwölf war, hat er mich das erste Mal vergewaltigt."

"Lou...", Stabler streckte eine Hand nach mir aus, aber ich wich ihm aus. Ich war noch nicht fertig.

"Das ging etwa ein Jahr lang so, dann habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin weggelaufen. Bis in ein Dorf und von da aus mit dem Bus direkt nach New York. Die Stadt ist so groß, ich dachte, hier würde er mich nie finden... aber anscheinend habe ich mich geirrt. Nancy und Paul sind tot, weil er mich bestrafen wollte..."