Benson
Ich betrachtete mein Gesicht im Spiegel im Badezimmer. Es war noch dasselbe Gesicht, das mir heute morgen entgegen geblickt hatte und trotzdem hatte ich das Gefühl, eine komplett andere Person vor mir zu haben. Ich hatte meine Tochter wieder. Alice war am Leben.
Ich streifte mir meine Klamotten vom Körper und zog einen Pyjama über, bevor ich mir die Zähne putzte. Es war kurz nach elf. Alice schlief bereits im Gästezimmer. Elliot und ich hatten beschlossen, dass es das Beste war, wenn sie bei mir wohnte. Er hatte ohnehin genug, das er Kathy erklären musste. Unwillkürlich lächelte ich bei der Erinnerung an den Abend. Alice und ich hatten etwas beim Chinesen bestellt und sie hatte sich Fotoalben angesehen, die ich über die Jahre aufbewahrt hatte. Sowohl Bilder von ihr, als auch von mir. Sie hatte mir von der Zeit bei ihren Adoptiveltern erzählt und auch von ihrem Jahr auf der Straße. Allerdings hatte mich der Verdacht beschlichen, dass sie einiges ausließ, um mich zu schonen. Über die Zeit in Archers Gewalt sprach sie genauso wenig mit mir. Generell schien sie zu versuchen sich stark zu präsentieren, als hätte sie Angst davor, dass wir sie jederzeit wieder fallen lassen würden, wenn sie eine Schwäche zeigte. Es hatte mir weh getan zu sehen, wie sie sich verstellte, um mir zu gefallen... Aber was sollte ich auch anderes erwarten? Sie hatte mich erst kürzlich kennengelernt. Nachdem sie den Großteil ihres bisherigen Lebens ohne mich verbracht hatte.
Ich hatte mich meinerseits zurückgehalten. Ich war nicht sicher, wie ich mich verhalten sollte. Wofür ich bereit war... und wofür sie bereit war. Ich hatte versucht ihr eine ruhige Atmosphäre zu schaffen, damit sie sich in dieser Wohnung sicher fühlte, hatte sie angelächelt, aber ansonsten hatte ich auf Gesten der Zuneigung verzichtet.
Ich spülte mir den Mund mit Wasser aus und stellte meine Zahnbürste in den dafür vorgesehenen Becher, bevor ich das Licht ausknipste und durch den Flur auf mein Schlafzimmer zuging. Ich hatte gerade die Klinke herunter gedrückt, als mich ein Schrei zusammenzucken ließ. So schnell ich konnte, eilte ich zum Gästezimmer und stieß die Tür auf, während ich zeitgleich die Stehlampe neben der Tür einschaltete. Es war keine Gefahr zu sehen, aber Alice saß kerzengerade in ihrem Bett und ein Schweißfilm glänzte auf ihrer Stirn, während sich ihre Brust unter dem T-Shirt, das ich ihr gegeben hatte, hastig hob und senkte.
"Alles in Ordnung?", fragte ich besorgt und registrierte gleichzeitig bestürzt, dass sie weinte. Eine winzige Sekunde lang spürte ich Panik in mir aufsteigen. Ich hatte nie wirklich gelernt Mutter zu sein. Konnte ich mich überhaupt richtig verhalten und ihr geben, was sie jetzt brauchte? Dann warf ich diese Gedanken über den Haufen und tat das, was mein Bauch mir riet. Ich ging zu ihrem Bett, ließ mich auf der Bettkante nieder und schloss sie sanft in meine Arme. Einen Moment lang versteifte sie sich überrascht, aber dann spürte ich, wie sich ihr weinen verstärkte.
"Hey... alles ist gut! Was ist denn passiert?", fragte ich mit ruhiger Stimme, während ich über ihren Rücken streichelte. Sie holte zitternd an meiner Schulter Luft: "Nichts... nichts, es ist alles in Ordnung..."
Ich löste mich sanft von ihr und legte eine Hand an ihre Wange. Es brach mir das Herz sie so zu sehen.
"Du kannst es mir sagen, Ally... Du hast so viel durch gemacht und ich war nicht für dich da, lass mich dir wenigstens jetzt helfen."
Sie zögerte, sah mir aber dann in die Augen, während sie leise schluchzte: "Ich habe immer wieder diese Träume... jede Nacht aufs Neue... und wenn ich aufwache, dann habe ich solche Angst, dass er mich findet..."
Ich nahm ihre Hände in meine und drückte sie leicht, während ich ihren Blick erwiderte: "Es ist völlig normal, dass du Angst hast, nach dem, was dir alles passiert ist... und es ist gut, dass du darüber redest. Nur so kannst du diese Angst besiegen. Du bist hier sicher. Er kann dir nichts mehr tun..."
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Law & Order SVU -Obsession- (Fanfiction)
FanficBei Polizei und Staatsanwaltschaft gelten Sexualverbrechen als besonders abscheulich. In New York City gehören die engagierten Detectives, die in diesen brutalen Fällen ermitteln, zur Sondereinheit für Sexualdelikte. Dies sind ihre Geschichten. Ein...