... oder „Hey, Rotkäppchen."
♾♾♾Liv feierte sich selbst hart dafür, dass sie Jasper entwischt war. Klar würde sie das später richtig übel bereuen, weil er sehr sehr wütend werden würde, aber das war es wert. Es war das erste Mal, dass ihr das gelungen war und sie schwebte auf Wolke Sieben. Mindestens.
Sie mochte Daniel und wollte doch einfach nur ein paar Stunden ohne Babysitter mit ihm verbringen. Das sollte ja wohl in ihrem Alter im Bereich des Möglichen sein.
Als sie aus der stickigen Underground ins helle Sonnenlicht trat und auf den Fußgängerüberweg zusteuerte, wollte sie nach ihrem Handy greifen um zu schauen, ob jemand geschrieben hatte. Ihre Hände fuhren immer hektischer über sämtliche Taschen an ihrem Körper, bis ihr einfiel, dass es zu Hause lag, damit Jasper sie nicht orten konnte. Auch dafür würde sie mächtig Ärger mit ihm kriegen.
Ob das lange funktionierte, wusste sie sowieso nicht. Er hatte sie bisher immer gefunden. Immer. Und eigentlich gab ihr das ein Gefühl von Sicherheit. Nur manchmal war dieses unnatürliche Ortungssystem lästig. Zum Beispiel dann, wenn sie endlich Sex haben wollte.
Während sie den Zebrastreifen überquerte, quatschte sie ein arroganter Typ aus seinem dicken schwarzen SUV heraus an. Seine blonden Haare waren nach hinten gegelt, seine braune Haut hob sich deutlich vom weißen Poloshirt ab. Kragen hochgeklappt, das verstand sich von selbst. Definitiv total und überhaupt garnicht ihr Typ. Also ignorierte sie ihn und starrte bewusst in eine andere Richtung.
„Hey, Rotkäppchen! Steig ein, ich fahre dich wohin du willst." Sie konnte seine Freunde im Wagen dank der getönten Scheiben nur schemenhaft erkennen, aber ihr Feixen hörte sie sehr deutlich. Sie sparte sich die Antwort und ging einfach weiter.
„Hey, Rotkäppchen?! Mein Kumpel redet mit dir." Die Fensterscheibe des Beifahrers fuhr surrend herunter, während der zweite Typ sie anpampte. Gleiches Schema: Poloshirt, hier rosa, statt weiß; braun gebrannt, Sonnenbrille. Gottes Geschenk an die Frauenwelt, wenn man seinem überheblichen Gesichtsausdruck glauben wollte.
Rotkäppchen. Ja, klar. War schon beim ersten Mal nicht witzig. Wieso dachte er, dass sie es beim zweiten Mal so super finden würde, dass sie sich glatt die Klamotten vom Leib reißen und sich ihm willig hingeben würde?
„Kein Interesse", sagte sie laut, verkniff sich aber alles Weitere. Sie würdigte die Insassen des Wagens keines Blicks mehr. Fahrt doch einfach weiter, ihr Kotzbrocken.
Sie war solche Situationen nicht gewohnt, normalerweise fing Jasper das ab, deshalb beschleunigte sie ihren Schritt und trat in dem Moment auf den Bürgersteig, in dem die Idioten mit quietschenden Reifen an ihr vorbei bretterten, nicht ohne ihr nochmal zuzubrüllen, was für eine frigide Schlampe sie doch sei.
Dreimal tief durchatmen. Beruhigen. Das war nichts. Dennoch waren ihre Hände feucht vom Schweiß.
Liv, komm mal klar. Seit wann machten reiche Schnösel sie so nervös?
Obwohl sie sich selbst einzureden versuchte, dass alles bestens sei, konnte sie nicht verhindern, dass sie unsicherer wurde. Jasper war nicht bei ihr, um sie zu schützen. Verrückt, wie abhängig sie von ihm geworden war. Sie applaudierte ihm im Geiste zu seiner erfolgreichen Gehirnwäsche.
Dann sah sie von Weitem, dass Daniel schon am Eingang des Parks stand. Er trug Blue Jeans, ein einfaches weißes Shirt und weiße Chucks. Seine blonden Haare fielen ihm locker in die Stirn und der Dreitagebart stand ihm ganz wunderbar. Während der Arbeitszeit trug er, genau wie sie, immer einen schmutzigen Overall, der leider nichts von seiner Statur preisgab. Heute gefiel er ihr viel besser.
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Guardian Demon
FantasiStell dir vor, Gott und Lilith haben die Schnauze von den Eskapaden der Schöpfung voll und verabschieden sich auf nimmer Wiedersehen. Damit nicht alles im Chaos versinkt, übergeben sie ihren Stellvertretern - Dämonen und Engeln - klare Anweisungen...