♦11♦

727 36 3
                                    

Der Tag verging wie im Flug und schon war es Zeit wieder zum Hostel zurückzukehren.
Wir verabschiedeten uns von unseren Tauchlehrern. Unauffällig steckte Ryu mir einen Zettel zu. Später im Bus faltete ich ihn auseinander. Seine Handynummer stand dort drauf.
Ich musste schmunzeln. Könnte das vielleicht ein kleiner Urlaubsflirt werden?
Ich faltete den Zettel wieder zusammen und steckte ihn weg. Besorgt blickte ich zu Felix, der schon die ganze Fahrt über stumm da saß und aus dem Fenster schaute.
Schließlich kamen wir vor dem Hostel an und die meisten rannten direkt in den Saal, wo es bereits Abendessen gab. Felix entschuldigte sich und wollte auf sein Zimmer gehen.
Ich hielt ihn auf.
„Können wir vielleicht kurz reden? Dich bedrückt doch etwas" sagte ich und ließ ihn los.
„Es ist nichts.." murmelte er und drehte sich von mir weg.
„Bitte, versuch' es wenigstens. Ich bin doch immerhin dein Freund und ich möchte dir helfen" versuchte ich es erneut.
Er nickte nun leicht und wir zogen uns an einen ruhigen Ort zurück.

Schweigend saß Felix neben mir auf der Bank und richtete den Blick auf seine Füße.
„Du verhältst dich echt komisch in letzter Zeit. Du bist so abwesend und lächeln tust du auch nicht mehr."
Er seufzte tief und schaute mich endlich an.
„Es gibt da jemanden für den ich Gefühle habe, aber diese Person hat leider Augen für jemand anderen" sagte er.
Ich hörte ihm aufmerksam zu.
„Oh wirklich? Wie heißt sie denn? Geht sie in auf die Mädchenschule?"
Er schüttelte den Kopf.
„Nein. Aber du kennst diese Person sehr gut.." setzte er an und brach wieder ab.
Es schien ihm wirklich schwer zu fallen, darüber zu reden.
„Die Sache ist nämlich, dass es gar kein Mädchen ist, sondern ein Junge."
Moment, hatte ich richtig gehört? Soll das etwa heißen, dass Felix..
„Es ist Changbin. Ich bin in ihn verliebt und das schon ziemlich lange.."
Er biss sich auf die Unterlippe und zog die Knie an sich heran.
„Ich bin abartig, nicht? Ich bin in meinen besten Freund verliebt. Es wäre nur verständlich, wenn du mich jetzt verabscheust" nuschelte er und ich schüttelte sofort den Kopf.
„Nein, du bist nicht abartig. Das kam jetzt nur sehr überraschend.." sagte ich.
„Ich mag dich so wie du bist, Felix. Ich fühle mich jetzt bloß schlecht, weil ich Changbin mit meiner Schwester verkuppelt habe.."
Felix schüttelte den Kopf.
„Schon okay, du konntest es ja nicht wissen und Changbin ist ganz bestimmt nicht schwul. So oft wie er über Frauen redet" sagte er und rang sich dabei ein Lächeln ab.
„Es wundert mich, dass du so offen dafür zu sein scheinst" meinte er.
„Bist du etwa auch schwul?" Ertappt schaute ich ihn an und fuchtelte mit den Händen herum. „Wer? Ich? Nein nein, ich bin bloß tolerant gegenüber dem Thema LGBT. Ich meine wir leben in einer modernen Gesellschaft. Ist doch bescheuert, dass dieses Thema immer noch so abwertend behandelt wird."
Felix nickte zustimmend und lächelte mich an.
„Danke, dass ich mir dir anvertrauen durfte. Jetzt fühle ich mich sehr viel besser."
Ich lächelte zurück und nahm ihn kurz in den Arm.
„Willst du es ihm vielleicht nicht sagen? Dann kannst du damit abschließen" setzte ich vorsichtig an.
„Aber ich will ihn nicht verlieren. Was ist, wenn er unsere Freundschaft beendet?" fragte er unsicher.
„Wenn er wirklich ein guter Freund ist, wird er es verstehen. Er wird vielleicht nur etwas Zeit brauchen" sagte ich aufmunternd.
„Komm, wir gehen wieder rein. Nach dem Abendessen findet doch noch das Japanquiz statt." Genervt stöhnte Felix auf und ich zog ihn lachend Richtung Saal.
Die meisten saßen schon an ihren Tischen und redeten wild durcheinander.
Ich setzte mich mit Felix an einen Tisch und wir überhielten uns über Gott und die Welt.

Irgendwie hatte ich keine Lust auf das Quiz und verzog mich auf die Terrasse. Hier hatte ich wenigstens meine Ruhe und konnte den Anblick vom Sternenhimmel bewundern.
„Und ich dachte ich wäre alleine hier" ertönte plötzlich eine Stimme.
Hyunjin trat aus dem Schatten heraus und stellte sich neben mich.
„Hätte nicht gedacht, dass du auch mal schwänzt" meinte er grinsend.
„Tja, falsch gedacht" gab ich nur zurück.
„Wirst du diesen Ryu wiedersehen?" fragte er auf einmal.
Ich zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht? Ein kleiner Urlaubsflirt kann ja nicht schaden" erwiderte ich.
„Warum fragst du? Hast du ein Problem damit?"
Ich legte den Kopf schief.
Er biss sich auf die Unterlippe. „Das fragst du noch? Du willst es wohl einfach nicht begreifen" schnaubte er und fuhr sich durchs Haar.
„So leicht werde ich es dir sicher nicht machen" gab er zischend von sich und drückte mich gegen die Brüstung. Er presste mir seine Lippen auf und wieder konnte ich mich nicht dagegen wehren.
Shit! Seine Küsse fühlten sich verdammt gut an.
Seine Hand vergrub sich in meinen Haaren und der Kuss wurde intensiver. Nach einer Weile lösten wir uns voneinander.
Meine Sinne waren wie benebelt und ich brauchte einen Moment mich wieder zu fangen.
„Ich werde ihn trotzdem morgen treffen. Ich lasse mir das von dir nicht verbieten" sagte ich und ging wieder rein.
Meine Lippen brannten immer noch und etwas in mir verzehrte sich nach ihm. Ich ignorierte dieses Verlangen jedoch, holte mein Handy heraus und tippte Ryu's Nummer ein.
Er nahm wenig später ab.
„Hey Ryu, hier ist Jisung. Hast du morgen Zeit dich zu treffen?" 

I Hate The Class President! (Hyunsung) ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt