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"Wo ist das Fleisch?"

Dwalin war vollkommen erschrocken, nur Salat vor sich zu sehen, und auch die anderen Zwerge hatten keine Lust auf "grünes Essen".

Ich ging mit Gandalf, Elrond und Thorin auf einen Tisch zu, wobei ich die Gespräche der Zwerge mitbekam. Außerdem sah ich, wie Kili eine Elbin, welche Harfe spielte, anstarrte, als wäre sie ein Stück Fleisch.

Augenrollend setzte ich mich neben Gandalf, konnte aber nicht verhindern, noch einmal zu den Zwergen zu sehen. Im selben Moment zwinkerte Kili der Elbin zu - als er Dwalins skeptischen Blick bemerkte. "Nicht ganz mein Geschmack, die Elbenmädchen", behauptete er schnell. "Zu dünn. Die hohen Wangenknochen, die seidene Haut... Zu wenig Gesichtsbehaarung für mich."

Ich schnaubte leise, als ich ihn das sagen hörte. Wer's glaubt, du elender-

"Allerdings", sagte Kili da und sah einem Elb hinterher. "Die da ist nicht übel."

Dwalin beugte sich vor. "Das ist kein Elbenmädchen."

Erschrocken riss Kili die Augen auf, worauf die anderen Zwerge zu lachen begannen. Auch ich konnte mir nicht verkneifen, zu schmunzeln. Da bemerkte ich Gandalfs Blick auf mir. "Es ist nicht nett, zu lauschen, Tiaret", erinnerte er mich leicht tadelnd.

Schnaubend erwiderte ich: "Ich habe es nicht nötig, Kili zu belauschen."

"Ich dachte eigentlich auch nicht, dass du es speziell wegen ihm machst."

Ich verschluckte mich an dem Wasser, dass ich gerade trank, worauf auch die anderen beiden zu Gandalf und mir sahen und aufhörten, über die Schwerter zu reden, welche wir im Trollhort gefunden hatten. "Äh... tu ich auch nicht! Wieso sollte ich?"

Gandalf schmunzelte wissend, gab dann zu meinem Glück aber nach und unterhielt sich weiter mit Elrond und Thorin über die Waffen.

Ich hörte nur halb zu, da ich mich insgeheim fragte, wieso Kilis Verhalten mich so sehr störte. Ich war das doch von ihm gewohnt, davon abgesehen konnte ich ihn nicht wirklich gut leiden. Allerdings ist das seit der Sache mit den Trollen und dem Orkangriff vorhin etwas besser geworden... Vielleicht können wir irgendwann ja doch so etwas wie Freunde werden. Erneut sah ich zu Kili, welcher weiterhin die Harfen-Elbin angaffte. Oder auch nicht.

Ich schreckte leicht auf, als Bofur sich plötzlich auf den Tisch stellte und zu singen begann. Irritiert hörten die Elben auf, Musik zu machen, und starrten die Zwerge an, welche nach kurzer Zeit auch mit Essen um sich warfen.

Bofur drehte sich zu mir, ohne sein Lied zu unterbrechen, und winkte mich zu sich. Ich schüttelte nur leicht lachend den Kopf, Herr Elrond würde mir nie verzeihen, wenn ich jetzt mit einem Zwerg auf den Tischen tanzen würde! Das Lachen verging mir, als mich etwas zu Essen im Gesicht traf.

Kili hatte es geworfen.

Langsam wischte ich es mit meinem Ärmel ab. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie Gandalf und Elrond sich wissend ansahen. Sie kannten mich und wussten, dass ich das absolut gar nicht lustig fand.

Da ich mich hier aber in Elronds Haus befand, beschränkte ich mich darauf, ein Brötchen in Kilis Gesicht zu schmeißen. Dieser lachte nur und zwinkerte, woraufhin ich - erneut die Augen rollend - den Blick abwandte.

Die restlichen Zwerge waren immer noch dabei, ihr Lied zu singen. Und so bald hörten sie damit auch nicht auf.

-

Der Mond stand hoch am Himmel und ließ Bruchtal in einem fahlen, silbernen Licht erscheinen.

Ich konnte nicht schlafen. Ich wusste, dass Gandalf gerade mit Elrond, Thorin, Balin und Bilbo über die Karte redete - vorausgesetzt, er konnte die Sturheit der Zwerge überwinden.

Allerdings konnte ich nicht bei ihnen sein, Gandalf wollte, dass ich schlief und mich ausruht. Ich glaubte, dass er insgeheim vielleicht auch wollte, dass ich über mein Verhalten beim Essen heute Mittag nachdachte. Das tat ich auch. Es war mir peinlich, dass ich aufgrund eines Zwerges meine guten Vorsätze bezüglich Elronds Haus über Bord geworfen hatte. Es machte mich wütend.

Seufzend stand ich auf und verließ das Zimmer, welches die Elben mir zur Verfügung gestellt hatten. Die Zwerge mussten sich Zimmer teilen, wobei Thorin, Gandalf, Bilbo und ich jeweils ein eigenes hatten. Außerdem hatte ich neue Kleidung auf meinem Bett vorgefunden. Darüber war ich recht froh, denn somit musste ich, wenn wir weiterreisen würden, nicht in meinen alten und inzwischen dreckigen, kaputten Klamotten reisen, sondern in einem dunkelroten Kleid, welches mir bis zu den Schienbeinen reichte, damit ich darin kämpfen konnte, einer braunen Hose für darunter und darüber ein ledernes Oberteil. Für den morgigen Tag hatte ich ein dunkelgrünes Kleid mit braunem Ledergürtel bereitgelegt.

Gerade trug ich ein weißes Gewand für die Nacht. Es wehte leicht hinter mir her, als ich an die frische Luft trat. Meine nackten Füße trugen mich zu einem Balkon, gegen den ich mich lehnte und von wo aus ich über den größten Teil von Bruchtal hinwegsehen konnte.

Hinter mir konnte ich Schritte hören. Ich fuhr herum und entdeckte zu meiner Überraschung den Zwergenprinzen.

"Thorin." Ich wusste nicht, was er hier tat, darum wartete ich, bis er vor mir anhielt und zu reden beginnen würde. Mein Blick fiel auf das Schwert an seinem Gürtel, seine Hand ruhte darauf.

Eine Weile war es still. Keiner von uns sprach und für einen mir unerklärlichen Grund pochte mein Herz so laut, dass ich glaubte, sogar Thorin könnte es hören. Schließlich öffnete der den Mund und setzte zu sprechen an.

"Als ich sagte, ich würde dir nicht trauen, meinte ich es auch so."

Verwirrt runzelte ich die Stirn. Was gab ihm Anlass, mir zu misstrauen? Nach allem, was wir bisher schon erlebt hatten? "Thorin, ich weiß, du wurdest von Thranduil verraten, aber das heißt nicht, dass jeder so ist."

"Dann willst du mir also sagen, dass du nichts vor mir verheimlichst?", konterte er.

Ich schluckte. Nein, das wollte ich nicht. Denn das wäre gelogen.

Thorin trat noch näher an mich heran, sah zu mir auf. Ich war ungefähr zwanzig Zentimeter größer, doch das schien ihn nicht zu stören. "Ich weiß so gut wie nichts über dich, aber was ich weiß, ist, dass du mir etwas verheimlichst."

"Das ist doch Blödsinn", stieß ich hervor. "Was sollte ich schon vor dir-"

"Sag du's mir." Seine Stimme war ruhig, doch in seinen Augen konnte ich die Emotionen ablesen. Misstrauen, Wut und... Ein Hauch von Angst?

Ich schwieg. Ein Teil von mir wollte Thorin sagen, was ich verheimlichte. Der andere Teil zögerte. Warum, war mir nicht hundertprozentig klar. Vielleicht, weil ich dachte, dass er mir dann noch mehr misstrauen würde. Also antwortete ich nicht.

Thorin schnaubte leise. "Irgendwann werde ich es sowieso rausfinden." Kurz sah er mich noch an und ich erwiderte trotzig seinen Blick, dann drehte der Zwerg sich um und ging zu seinem Zimmer. Ich atmete tief durch und fuhr mir mit der Hand durch mein offenes Haar. Thorin würde mir nie vertrauen. Er war selbst Bilbo gegenüber misstrauisch, und dieser Hobbit könnte keiner Fliege was zu Leide tun! Das alles nur wegen Thranduil...

Ich stand noch etwa eine halbe Stunde auf dem Balkon, bevor ich mich umdrehte, um ebenfalls schlafen zu gehen. Am nächsten Morgen würde ich früh aufstehen müssen.

↬ 𝐓𝐈𝐀 // 𝐊𝐢𝐥𝐢, 𝐓𝐡𝐞 𝐇𝐨𝐛𝐛𝐢𝐭 *not yet edited*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt