Viel Spaß mit dem letzten Teil dieser Kurzgeschichte!
Wenig später sitze ich auf einem unbequemen Stuhl vor dem Büro der Direktorin, die gerade noch ein Telefonat führt.
Meine Faust pocht noch immer und meine Fingerknöchel sind aufgeplatzt, aber die Wut ist verraucht.
Wie konnte ich nur so die Fassung verlieren?
Normalerweise bin ich immer die Ruhe selbst.Aber mich hat Sebastian einfach so unfassbar aufgeregt, dass ich irgendwann schlichtweg die Kontrolle verloren habe. Das hätte ich aber nicht dürfen, denn man schlägt keine anderen Leute, auch wenn sie es verdient haben. Ich werde das definitiv nicht wieder tun.
Die Schulklingel ertönt und ich seufze. Immerhin verpasse ich Englisch bei Mr Morgenstern. Das hätte mir jetzt auch noch die letzten Nerven gekostet.
Ich lege den Kopf in den Nacken und schließe die Augen. Ich bin ja so ein Idiot! Was werden nur meine Eltern von mir denken?
~Du bist ein Idiot. Das weiß du, oder?~ fragt mich eine bekannte Stimme und im nächsten Moment lässt sich Magnus auf den Stuhl neben mir fallen.
Er sieht ... anders aus, ähnlich wie bei unserem ersten Date. Er trägt ein enges, hellblaues Shirt zu einer schwarzen Jeans mit Löchern an den Knien. Seine Haare sind locker gestylt, nur wenig Gel, sodass sie ihm an der rechten Seite etwas herabhängen und auch beim Augenmake-up hat er auf den auffäligen Lidschatten verzichtet und trägt nur einen dezenten Eyeliner.
Er sieht ... frischer und unbeschwerter aus. Als wäre er erleichtert, endlich als er selbst zur Schule gehen zu können.
~Dein Schweigen nehme ich jetzt mal als ein ja~, redet er weiter, bevor sein Blick auf meine Hände fällt und er scharf die Luft einzieht,~Das habe ich bereits befürchtet.~
Aus seiner Schultasche fördert er ein Desinfektionstuch zu Tage und ergreift sanft meine Hand, um sie zu sich hinzuziehen.
~Achtung, das tut jetzt weh.~, warnt er noch, bevor er mit dem Tuch vorsichtig über meine blutigen Fingerknöchel tupft.
Dennoch zucke ich zusammen und kann mir ein schmerzerfülltes Zischen nicht verkneifen.
Er lächelt kurz, bevor seine Miene wieder ausdruckslos wird.
Ich habe ... etwas anderes erwartet. Einen Wutausbruch oder dass er überhaupt kein Wort mehr mit mir spricht, dass er mich einfach ignoriert.
Ich habe mir bereits vorgestellt, wie ich um ihn kämpfen werde, denn, entgegen Sebastians Meinung, ist er es definitiv wert.
Aber ganz bestimmt habe ich nicht damit gerechnet, dass er jetzt so ... nett zu mir ist und mir sogar hilft.
~Warum bist du hier?~, frage ich ihn als erstes, während er eine kleine, dunkelblaue Plastikdose herausholt und sie mit einem Klicken öffnet.
~Ich habe dich auf dem Gang gesehen, wie du Sebastian geschlagen hast. Ich glaube, dass du so etwas nicht grundlos tun würdest und deshalb habe ich Mr Morgenstern gesagt, dass ich meine Hausaufgaben vergessen habe. Du kennst ihn ja.~
Ja, ich kenne Mr Morgenstern, Sebastians Dad, und wahrscheinlich pingeligsten Lehrer der ganzen Schule. Bei ihm konnte man sich noch nicht einmal einen Blick aus dem Fenster erlauben und er schickt einen wegen jeder Kleinigkeit zur Direktorin.
Ich glaube ja, dass ihm schlichtweg langweilig ist und er versucht, seinen Alltag, durch Schülerquälen aufzupeppen. Besonders bei ungemachten Hausaufgaben kann er wirklich zum Drachen werden.
~Ein großes Opfer.~
~Ich habe lediglich Ragnor etwas geholfen, in Mr Morgensterns Gunst aufzusteigen. Ich hoffe, ihm gefällt mein Aufsatz über die Autorin Cassandra Clare und ihre Bücher~, antwortet er leichthin und wickelt langsam einen Verband um meine Hand, den er dann mit einem herkömmlichen Pflaster befestigt,~Das war's auch schon.~~Danke.~, sage ich ehrlich und sehe meine verbundene Hand an.
~Nichts zu danken. Ich kann so etwas mittlerweile ganz gut und außerdem glaube ich, dass ich dir das schuldig bin~, gesteht er,~Willst du mir erzählen, warum du Sebastian ein hübsches Veilchen verpasst hast?~Kurz ringe ich mit mir, aber dann beschließe ich, dass er ein Recht darauf hat, die Wahrheit zu erfahren.
~Er war das.
Er hat diesen schrecklichen Post über dich veröffentlicht. Er hat unser Date ausspioniert und meine Zugangsdaten zu Schulklatsch.de herausgefunden. Er hat all die Lügen über dich verbreitet und dir das alles angetan.~
~Ich weiß.~~Woher?~, frage ich verwundert.
Magnus zuckt die Schultern.
~Er war der einzige, dem so etwas nutzen würde und der so skrupellos ist, um das auch durchzuziehen~, erklärt er,~Aber das ist kein Grund, ihm eine reinzuhauen.~~Er hat mich provoziert, dich Schlampe genannt, Schwuchtel und Lügner und ... ich verstehe einfach nicht, wie du dabei so ruhig bleiben kannst.~
~Er hat doch teilweise recht, oder nicht? Ich war eine männliche Schlampe und auch irgendwie ein Lügner. Nur mit Schwuchtel bin ich nicht einverstanden, falsche Sexualität.~~Ich wollte dich eben verteidigen und irgendwann habe ich dann die Fassung verloren~, versuche ich mich zu erklären,~Und es tut mir so leid!~
~Das muss es nicht. Du hast schließlich nichts getan.~, beschwichtigt er mich schnell und sieht mir in die Augen, damit ich die Ehrkichkeit hinter seinen Worten erkennen kann.~Doch ... ich ... Du bist einfach unglaublich.~, seufze ich schließlich und beobachte mit Freuden wie er leicht rot wird.
~Wenn du das sagst ...~, versucht er seine Verlegenheit zu überspielen. Vergeblich.
In einem Anflug von Mut nehme ich seine Hände in meine und sehe ihn an.
~Könnem wir es nochmal versuchen? Ich will dich wirklich kennenlernen. Also nur wenn du willst und ...~
~Selbstverständlich will ich das!~, unterbricht er mich und seine Augen strahlen vor Freude,~Jetzt, da ich meinen Ruf los bin, können wir nochmal ganz von vorne starten, ohne Vorurteile und ohne Geheimhaltung.~~Ja. Das wäre schön~, gebe ich zu,~Kann ich ... Ist es ok, wenn wir uns nochmal ...~
Wieder lächelt er und schneller als ich schauen kann, sitzt er breitbeinig auf meinem Schoß.
~Ich dachte schon, du fragst nie.~, haucht er und vereint unsere Lippen zu einem süßen Kuss.Endlich wieder seine Lippen auf meinen zu spüren, ist schlichtweg unglaublich, denn ich habe mich so lange nach ihnen gesehnt. Eine angenehme Wärme breitet sich in mir aus und ich lege die Arme um Magnus' Taille, um ihn noch näher zu ziehen.
Unser anfangs so unschuldiger Kuss bekommt bald von der Leidenschaft Gesellschaft, in der sich seine Finger in meine Haare krallen und leicht an den Strähnen ziehen. Auch dringe ich langsam mit meiner Zunge in seinen Mund ein, um ihn endlich schmecken zu können und ich muss sagen, ich werde nicht enttäuscht, denn er schmeckt fantastisch.
Meine Hände legen sich auf seinen Hintern und drücken ihn noch näher an mich, denn ich kann einfach nicht genug von ihm bekommen.
Ohne Vorwarnung geht die Tür des Büros auf und Mrs Penhallow tritt heraus. Sofort fahren wir erschrockem auseinader.
Sie hat zumindest den Anstand, wegzusehen.
~Kommt bitte in mein Büro.~, sagt sie nur und wir grinsen uns leicht dämlich an.~Machen wir später weiter? Bei unserem Date?~, frage ich atemlos.
~Auf jeden Fall.~, keucht Magnus und lächelt mich mit roten Wangen an.Auch wenn ich diesem Kerl anfangs mehr als misstraut habe, so habe ich doch gelernt, dass man sich nicht von Vorurteilen beeinflussen lassen soll. Denn oft sind die Dinge anders als sie scheinen und in diesem Fall steckt unter der lässigen Fassade eine tiefsinnige und romantische Seele, gegen die selbst Romeo ein nichts wäre.
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Malec-One Shots
أدب الهواةWie der Titel schon sagt, werde ich hier einige Malec-One Shots, beziehungsweise Kurzgeschichten, veröffentlichen, die so in meinem Kopf herumfliegen. Ich uploade sehr unregelmäßig, da ich nur etwas veröffentliche, wenn ich Zeit und Lust habe. Also...