Auf ruhe folgt der Sturm..

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Ein Moment lang sah sie Sam mit großen Augen an, schüttelte ihren Kopf und spürte, wie ein Stechen sich in ihrem ganzen Körper breit machte. Das war der Moment in dem ihr klar wurde, dass sie wohl ihr ganzes Leben lang außen vorgehalten wurde. Sie war doch nicht dumm, sie wusste ganz genau worauf diese Situation hinauslaufen würde, doch sie wollte es nicht wahr haben, fühlte sich wie in einem schlechten Film. Ihr wurde schlecht. Sie zog ohne Warnung die Notbremse des Autos. Sam knallte mit den Ellbogen gegen das Lenkrad, wollte gerade etwas sagen, da rannte Ellen aus dem Auto hin zur Straßenseite und übergab sich. Das stechen wurde Schlimmer, ihr Magen drehte sich unzählige male um.
Irgendwann kniete sie am Straßenrand und versuchte zu atmen, nachdem ihr Magen sich komplett leer anfühlte. Sie würgte einige male, doch sie wusste, dass es vorbei war.
Sam war mittlerweile aus dem Auto gestiegen und kam zu ihr, sie stand auf, als er hinter ihr stand um ihr zu helfen. Sie drehte sich um und blitzte ihn mit wütenden Augen an.
Er wollte sie stüzten, während sie lief, da schlug sie seine Hand mit ihrer Schulter weg.
''Lass es'', fauchte sie, während sie zur Autotür lief um ihre Tasche zu nehmen. ''Fahr, ich finde den weg.''
''Nein, du verläufst dich wenn du zur Schule läufst, wie soll das klappen?''
''Wir sind die ganze Zeit geradeaus gefahren, so dumm bin ich nicht. Und jetzt fahr und lass mich allein.''
''Ellen..''
''Halt den Mund!'', schrie sie nun, Tränen der Wut stiegen auf. Sie schluckte, atmete durch und versuchte, sie zu unterdrücken, doch sie sah von Moment zu Moment immer undeutlicher und bemerkte, wie kleine Tränen über ihr Gesicht liefen.
''Ich kann dich nicht allein lassen, bitte, steig ein.''
Ellen antwortete nicht, sie stand dort und schaute ihn fassungslos an. Sie sah ihn an und dachte an ihre Eltern, an ihre gesamte Familie. Wie konnte sie nie etwas von alldem mitbekommen haben? Ihr Leben war so Stinknormal, es gab keinen einzigen Tag, keine Erinnerung in der Vergangenheit die ihr zeigte, dass all diese Geschichten vielleicht Real sein können. Keine Reaktion ihre Eltern, keine Aktion ihrer Familie war jemals eigenartig oder komisch. Wie konnte sie von alldem nichts mitbekommen? Wie konnte sie so Blind sein?
In Gedanken vertieft bemerkte sie kaum, wie Sam sie zum Auto führte. Sie wehrte sich nicht, stieg ein und schloss die Tür. Sam fuhr los, die ganze fahrt über war es still. Sie schweigte, dachte nach und versuchte, endlich mit dem Weinen aufzuhören, doch sie war zu verwirrt und viel zu Wütend, um überhaupt durchatmen zu können.
''Sind Scott und seine Freunde eingeweiht?''
''Nein, du bist eine Austauschschülerin. Keiner weiß etwas, sie wissen zwar über uns bescheid.. aber über dich.''
''Uns?'', nun schaute sie zum ersten mal zu Sam, ohne in vor Wut umbringen zu wollen. ''Was seid ihr denn? Vampire, oder irgendwas anderes? Ich wüsste nämlich nicht, warum so etwas nicht exi-''
''Jäger. Nicht wirklich Jäger, die jeden Werwolf töten der in unsere quere kommt.. Aber Jäger. Wir sind noch nicht lang unter den Werwölfen in Beacon Hills.''
''Jä..- Moment, moment!'', sie machte große Augen und schüttelte den Kopf. ''Meine Eltern.. Sie.. Oh mein Gott, ich dachte sie würden Sport betreiben!''
Sam schaute sie fragend an.
''Wir haben eine Bogen und Armbrustsammlung zuhaus, das war das einzige, was ich an meinen Eltern komisch fand. Sie gingen ein paar mal in der Woche zum Training.'', da schnaufte sie und schüttelte den Kopf. ''Training'', wiederholte sie.
Sie legte ihre Hand auf Sams, damit er sie anschaute. Dann betätigte sie den Gangschalter und sorgte daüfr, dass das Auto natürlich stehen blieb. Jetzt war er genervt und schüttelte den Kopf.
''Sag einfach, dass ich anhalten soll.''
''Fahr bitte ran'', murmelte sie. ''Ich will mit dir darüber reden, nicht mit deinen Gasteltern.''
Er fuhr ran, machte das Auto aus und drehte sich zu Ellen, nickte und atmete tief durch.
''Ich war dafür nicht vorhergesehen, aber mir wurde genug über dir erzählt. Ich kenne deine Familie schon sehr lang, wir sind sehr oft in Deutschland, da sie auf Hilfe angewiesen sind. Das waren zum Beispiel die Wochenendausflüge, die deine Eltern machten. Du wolltest nie mit, es bestand nie eine möglichkeit dich irgendwie einzuweihen.''
''Na, klar. Man hätte in mein Zimmer kommen können, mir eine Geschichte erzählen können die mich dann selbst darauf gebracht hätte. Wie in Filmen.''
''Machst du dich nun darüber lustig?'', fragte Sam.
Ellen nickte, schüttelte aber dann den Kopf. ''Ich weiß nicht, was ich denken soll. Ich bin Wütend.''
''Mit Sicherheit bist du das, aber es ist nicht so, dass man das für dich gewollt hatte. Deine Eltern haben halt gehofft, dass es nie Nötig sein wird, dich in alldem einzuweihen, nachdem bei dir einfach nichts passiert ist.''
''Was meinst du denn damit?''
''Dein Vater ist einer von ihnen.''
Sie kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf, sie sagte nichts, wartete darauf, dass er weitersprach.
''Er wurde nie gebissen. Scott hat dir wahrscheinlich erzählt, wie das mit der Verwandlung ist.. ein Biss von einem Alpha, der übliche Mist. Aber es gibt Werwolffamilien. Die Hales sind ein gutes Beispiel. Derek und Peter, sie sind geborene Werwölfe. Ihre Mutter, ihr Vater.. Alles Werwölfe.'' er schluckte, schaute dann erneut zu Ellen. ''Dein Vater kommt aus einer Werwolffamilie, die von einem Deutschen Alphapack beinahe ausgerottet wurde. Das ist der Grund, weshalb du deine Großeltern nicht kennst. Dein Familie hat eine Spezielle Beziehung zu den Hales, sie standen sich immer sehr nahe, doch du selbst hast sie nie kennengelernt. Deine Eltern wollten das verhindern.''
''Warum Jagen sie Werwölfe, wenn mein Vater einer von ihnen ist? Das ergibt keinen Sinn! Und warum verwandelt er sich nicht? Warum habe ich nie etwas bemerkt?'', tausend Fragen schwirrten in ihrem Kopf herum.
''Ich wiederhole: Deine Großeltern wurden von einem Alpharudel ermordet. Alphas sind Werwölfe, falls du das vergessen hast. Dein Vater ist feindlich gegenüber anderen Werwölfen gestellt, er hasst sie genauso sehr wie es Jäger tun. Da gibt es keine Loyalität mehr, keine.. nächstenliebe, was auch immer. Viele haben einfach keine guten Absichten, sie haben es nie anders gelernt oder waren zu verzweifelt. Du musst wissen, dass Scott ein großer Ausnahmefall ist. Es ist alles Peters Schuld, der meiner Meinung nach schon lang nicht mehr unter uns sein sollte. Es hätte ganz anders enden können mit ihm''
Er schluckte und dachte für einen kurzen Moment an die Argents, führte aber dann das Gespräch fort.
''Es wäre auch beinahe anders gekommen. Hey, Ellen. Das alles war nicht für dich vorgesehen, aber mit dir stimmte schon etwas nicht, seitdem bei dir nichts ausgebrochen ist. Vielleicht liegt es daran, dass deine Mutter ein Mensch ist, doch du musst mit Sicherheit etwas von einem Werwolf in dir haben, deswegen waren deine Eltern immer unsicher, ob sie dich als Jäger oder als Werwolf großziehen sollten.. Und jetzt haben wir den Salat.''
''Und sie konnten es mir nicht sagen, bevor sie mich zu euch geschickt haben, mh?''
''Du bist eigentlich hier, weil sie für eine Zeit in eine andere Stadt ziehen mussten, weil in Berlin ein Rudel aus unseren Kreisen aufgetaucht ist. Es ist schwer für sie, und spätestens dann wäre dir etwas aufgefallen.''
''Also schieben sie mich einfach ab? Moment, Vik. Weiß sie..?''
Sam nickte, da verlor Ellen endgültig die Kontrolle und ließ die Wut in ihr wieder aufsteigen. 
''Ich kann das nicht glauben'', schrie sie. ''Ich bin die einzige.. Ich meine, ich habe doch das Recht zu wissen, was mit mir los ist! Ich hatte immer das Recht zu erfahren, ob alles in Ordnung ist mit mir.''
''Aber das ist es doch'', meinte Sam. ''Du bist.. ein Mensch.''
''Halt die Klappe'', fauchte sie. ''Halt einfach die Klappe, ich will nicht mehr in diesem Auto sitzen, fahr einfach.''
Er blitzte sie mit seinen Grünen, beinahe gelblichen Augen an und fuhr mit dem Auto los. Er lag weit über dem Tempo-Limit, aber das war ihr recht. Nun schienen beide Wütend zu sein, doch Sam schien wütend auf sie zu sein. Sie ignorierte das aber und schaute aus dem Fenster, mit ihren Eltern vor den Augen. Sie kniff die Augen zusammen und schaffte es diesmal, ihre Tränen zurückzuhalten. Ihr bauch schmerzte, sie wollte sich übergeben.. doch sie hatte es unter Kontrolle.
Du bist gleich Zuhaus, dachte sie. Du bist gleich allein.
Angekommen am Haus, stieg sie aus dem noch fahrenden Auto, knallte die Haustür auf und hatte das Ziel, sofort in ihr Zimmer zu laufen, da standen ihre Gasteltern vor ihr. 
''Lasst es einfach'', sagte sie zu ihrer Gastmutter. ''Lass es, Isabelle.''
Sie sprach ihren Namen mit Wut aus, ihre Gastmutter schaute sie Fassungslos an, seufzte und ließ sie Vorbei. Sie schaute Ellen hinterher, wollte ihr hinterherlaufen und mit ihr sprechen, doch Sam schüttelte nur den Kopf. 
''Hör auf, jetzt nicht.''

Sie setzte sich auf ihr Bett und kramte eilig ihr Handy aus dem Rucksack, suchte nach ihren Kontakten und war dabei, die Nummer ihrer Mutter zu wählen. Dann schüttelte sie den Kopf und suchte stattdessen Vik's Nummer. 
Sie hätte es mir erzählen müssen, dachte sie Wütend. Wenn nicht meine Eltern, dann doch wenigstens sie.

Sie rief an und wartete einen Moment, bis Viktoria sich meldete. Eine nette, Herzliche Stimme begrüßte sie. 
''Hey, Ellen! Es ist schön, dass du Anrufst, wie ists so bei deiner Gastfamilie?''
''Das solltest du doch besser wissen, oder? Immerhin kennst du sie.''
Schweigen am Telefon, sie hörte ein schweres atmen, aber sonst nichts.
''Ich weiß bescheid, Viktoria. Und ich weiß nicht, was ich tun kann, um euch nicht dafür zu hassen.''


Teen Wolf - LunatismusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt