Before Dawn

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Zum Glück hatte ich keine Mascara benutzt sonst hätte ich noch beschissener ausgesehen als sowieso schon. Ich sah total verheult aus, meine Augenlider waren angeschwollen, meine Augen waren rot, genau so wie der obere Teil meiner Wangen und mein Eyeliner war verschmiert. Auch meine Haare sahen ziemlich durch den Wind aus. Das war zwar immer so wenn ich vom Feiern zurück kam, doch heute war es extremer.

Marlee war noch nicht da, weswegen ich davon ausging, dass Carter und Jack auch noch nicht zurück waren.
Das beruhigte mich etwas.
Ich schlurfte aus dem Bad in unser Zimmer und ließ mich auf mein Bett fallen. Als ich an mein Handy ging um eine Runde durch Instagram zu drehen merkte ich, dass ich acht verpasste Anrufe und 32 Nachrichten hatte, fast alles von Marlee.
Fuck, ich hatte ganz vergessen, dass sie überhaupt nicht wussten wo ich war.
Hektisch rief ich Marlee an und sie nahm sofort den Anruf entgegen.

„Oh mein Gott Malu, endlich! Wo zur Hölle bist du?! Ich kann dich im Club nicht finden und wir haben dich schon seit fast einer Stunde gesucht!"
Eine Stunde? Oh. Kam mir irgendwie nicht so lange vor.

„Keine Sorge mir geht's gut. Ich bin im Hotel."
Ich versuchte meine Stimme so beruhigend wie möglich klingen zu lassen, damit sie nicht gleich noch einen Herzinfarkt bekam.

„Gott sei Dank! Aber... warum bist du einfach so gegangen ohne uns Bescheid zu geben? Wir dachten, sie wäre irgendetwas schlimmes passiert!"
Marlee hörte sich ziemlich aufgelöst an, was meinem Gewissen sehr zusetzte.
Was war ich nur für eine dumme, egoistische beste Freundin?

„Mir ging's nicht so gut. Ich erklär dir das wenn du hier bist. Und kannst du bitte dafür sorgen, dass Jack nicht in unser Zimmer kommt wenn ihr hier seid? Und Carter auch nicht? Ich will nur mit dir alleine reden."

„Oke...ja kann ich machen. Wir sind schon unterwegs."

—

Ich saß gerade auf der Fensterbank und betrachtete die Innenstadt, als Marlee in unser Zimmer kam.
Sofort sprang ich auf, lief auf sie zu und umarmte sie.

„Danke, dass du so schnell gekommen bist."

„Das ist doch selbstverständlich! Ich habe mir solche Sorgen gemacht, das glaubst du gar nicht!"‚ rief sie und löste sich von mir.
„Aber jetzt will ich unbedingt wissen was... hey, alles ok bei dir? Du siehst echt schlimm aus."
Sie sah mich besorgt an während wir uns gegenüber voneinander auf ihr Bett setzten.

„Hat Jack irgendetwas gesagt?", wollte ich wissen. Natürlich würde er nicht direkt gesagt haben, dass er im Club ausgerechnet mit Nadia rumgemacht hatte. Es sah schließlich nicht so aus, als ob er es bereut hätte. Aber vielleicht hatte er ja.... keine Ahnung, irgendwie sein schlechtes Gewissen geäußert.
Zumindest war es das was ich hoffte.
Dass er ein schlechtes Gewissen hatte.
Denn wie sollte ich es bitte verkraften, wenn er es nicht bereute mich betrogen zu haben? Das Schlimme daran wäre ja nicht einmal der Fakt, dass er mich betrogen hat, sondern, dass wahrscheinlich die ganzen zwei Jahre unserer Beziehung eine einzige Lüge waren.
Und ich ihm die ganze Zeit über nicht so viel bedeutet habe, wie er es mich immer hatte wissen lassen.

„Naja, er war ziemlich besorgt darüber, dass wir dich nicht gefunden haben. Aber wieso fragst du, was hätte er denn sagen sollen?"
Marlee schien sichtlich verwirrt zu sein, da ich sie über Jack ausfragte, ihm nicht begegnen wollte und es eigentlich auch nicht meine Art war einfach abzuhauen ohne den anderen Bescheid zu sagen. Dazu noch alleine in einer fremden Stadt.

„Keine Ahnung, es ist nur so... ich habe ihn mit Nadia erwischt, Marlee", berichtete ich schließlich.
Ich fing wieder an zu schluchzen und vergrub meine Hände in meinem Gesicht.
Gott, war das peinlich!
Warum schaffte es ein Junge, mich so sehr zum weinen zu bringen?!