Die Sonnenstrahlen, die durch mein Zimmerfenster scheinen, tauchen den ganzen Raum in ein goldenes Licht. Es ist im ganzen Haus noch still und ich geniesse den Moment, um richtig wach zu werden. Leise stehe ich auf und ziehe mir den seidenen Morgenmantel an. Ich öffne die Türen zum kleinen Balkon und atme die kühle Luft ein. Die Wellen brechen in einem gleichmässigen Rhythmus am Strand von Saint-Tropez zusammen und das Rauschen des Wassers hat eine beruhigende Wirkung auf mich. 

Als mich von hinten plötzlich jemand umarmt, zucke ich zusammen und muss einen Aufschrei unterdrücken. „Sag mal spinnst du?", die braunen Augen von Gabriel mustern mich amüsiert. „Du siehst hübsch aus.", seine Stimme ist tief und rau. Beim Gedanken daran, wie er gestern nach meinen Namen immer wieder geflüstert hat, als er meinen Hals küsste, löste ein seltsam warmes Gefühl in mir aus. Gabriel, der Junge mit den lockigen Haaren, der von allen Mädchen verehrt wurde, den ich schon seit der Sandkastenzeit gekannt habe. Gabriel, der ebenfalls der beste Freund meines Bruders ist. Und genau dieser Gedanke bewegt mich dazu, ihn nun so schnell wie möglich loszuwerden.

„Du musst gehen", geschickt löse ich mich aus seiner Umarmung und gehe wieder zurück in mein Zimmer. Erst jetzt merke ich, dass er nur seine engen Boxershorts trägt und ich muss mich konzentrieren hartnäckig zu bleiben. Ich stelle mich neben die Tür und warte, bis er Anstalten macht, seine Klamotten wieder anzuziehen. Doch er denkt gar nicht daran. Mit sicheren Schritten kommt er auf mich zu und bevor ich reagieren kann steht er nur einige Centimeter von mir entfernt und sieht mir tief in die Augen. Als er nochmals einen Schritt nach vorne macht, stosse ich mit dem Rücken gegen meine Zimmertür. 

Verdammt – ich stecke in der Falle. „Gabriel- „, ermahne ich ihn, doch in diesem Moment legt er beide Hände an meine Wangen und küsst mich. Und wie er mich küsst. Seine Lippen sind so verdammt weich, wie ist das überhaupt möglich? Als er schliesslich zurückweicht muss ich mich am Türrahmen festhalten, da mir ziemlich schwindlig ist. Allerdings glaube ich nicht, dass das am Sauerstoffmangel liegt, sondern eher an dem lockigen Abercrombie & Fitch-Model in meinem Zimmer. Er zieht das Shirt über und seine Jeans und grinst mich schliesslich frech an. „Na dann.". Gerade als er die Tür öffnen möchte, höre ich Schritte im Gang ausserhalb meines Zimmers. Scheisse! „Schnell in den Schrank!", flüstere ich ihm panisch zu und er verschwindet praktisch lautlos zwischen meinen Kleidern.

„Camille?", die Stimme meiner Mutter erklingt und mir bleibt beinahe das Herz stehen, als sie das Zimmer betritt. „Ja?", antworte ich so ruhig wie möglich. „Du musst dich beeilen, Liebes. Du willst bestimmt nicht zu spät zum ersten Schultag kommen." Ich lächle sie an und nicke mit der Hoffnung, dass sie schnell wieder geht. Gerade als sie sich umdreht, stockt sie einen Moment und ihr Blick bleibt am Kleiderschrank haften. „Camille", mit vorwurfsvoller Stimme geht sie darauf zu und ich lege mir im Kopf schon eine Erklärung zurecht, wieso der beste Freund meines Bruders sich in meinem Schrank versteckt. Er hat sich verlaufen. Er sucht ein Shirt und die letzte Möglichkeit wo es sein könnte ist mein Schrank. Er fühlt sich nun mal zwischen Chanel und Gucci sehr wohl! Doch anders als erwartet greift sie nicht nach Gabriel, sondern nach einem Kleid, das zerknittert am Bügel hängt. „Ich habe dir schon tausendmal gesagt, dass du die Kleider sorgfältig behandeln musst. Ich bringe dieses in die Reinigung." Beim Herausgehen küsst sie mich noch kurz auf die Wange und verschwindet dann in den Gang. 

„Das war ganz schön knapp", Gabriel klettert wieder hervor und küsst mich noch ein letztes Mal auf meine Lippen, bevor er mein Zimmer verlässt und sogleich in das meines Bruders geht. „Gabriel, was machst du denn hier?", höre ich die Stimme meines Bruders nebenan. Gabriel erklärt ihm, dass die Haustüre offen sei und er ihn zur Schule abhole. Beim Stichwort Schule fällt mir ein, dass ich mich auch fertig machen sollte. Ich packe meine Tasche, ziehe mir die Schuluniform über und schminke mich kurz, bevor ich in die Küche gehe. „Vergiss nicht, dass heute Abend der neue Geschäftspartner deines Vaters mit seiner Familie zum Essen eingeladen ist." Ich nicke ihr kurz zu und verspreche, mich zu benehmen.



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