Seine Versprechen

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Louis kam sich noch nie so schmutzig vor, so wertlos und wiederwertig. Ihm tat alles weh, jede einzelne Faser, seines zugegeben nicht besonders beeindruckendes Körpers. Trotz des glänzenden Schweissfilmes der sich gebildet hatte, als er die letzten Stunden keuchend und sich windend auf dem weichem Hotelbett verbrachte hatte, war Louis kalt, eiskalt.

Er wünschte er hätte den warmen Körper neben sich, den Körper, der ihn innerhalb kürzester Zeit mehr Sterne hatte sehen lassen, als man in einer hellen wolkenlosen Nacht in den Bergen jemals hätte sehen können. Die Berge. Louis vermisste sie, er wusste nicht wann er das letzte Mal daran gedacht hatte. Sie kamen ihm so weit weg vor, so unendlich weit weg.

Er schloß die Augen, stellte sich vor, wie er einen Schnee bedeckten Berg hinauf stieg bis sein Kopf die Wolkendecke durchbrach. Von dort Oben sah alles so einfach aus. So klein und unbedeutend. Alles schien sinnlos. "Bum" das laute Geräusch der zufallenden Zimmertür riss Louis zurück auf den Boden, den Boden der Tatsachen, er war nicht auf einem wunderschönen Berg und genoss die Aussicht. Er war hier, genau hier. Alleine in dem viel zu großen Bett und Louis fror. Nicht nur physisch...

"Er hat sich nicht einmal verabschiedet". Drei Tage. Drei Tage. Drei Tage. Louis rief sich die Worte immer und immer wieder in Erinnerung. Er klammerte sich daran fest, denn an was sollte er sich sonst fest halten. Louis vergaß beinahe zu atmen, als er auf die weiße Tür starrte, die Tür, durch die gerade die Liebe seines Lebens, ohne ein Wort des Abschiedes verschwunden war.

Mit einem tiefen Seufzen, das untypisch für ihn war stemmte er sich mühevoll aus dem Bett. Das Gehen bereitete ihm Schwierigkeiten, dennoch fand er sich in Boxershorts und mit einem Päckchen Zigaretten an einem der Flügelfenster wieder. Was hatte dieser Mann mit ihm gemacht? Noch vor wenigen Monaten wäre Louis nicht einmal in die Nähe einer Zigarette gekommen, jetzt zog er sie ohne auch nur hinzusehen mit den Zähnen aus der Verpackung. Seine Frustation stieg, als er versuchte das kaputte Feuerzeug anzumachen. Nach einigen vergeblichen Versuchen gelang es ihm. Louis schloss die Augen ein weiteres Mal und genoss den Rauch, der grob in seine Lunge strömte. Während er gierig weiter an der Zigarette zog, die inzwischen mehr einem Stummel ähnelte, kam etwas wärme zurück in seinen geschundenen Körper. Louis wusste Nikotin würde für heute nicht ausreichen.

Eine Flasche Wein und das gesamte Päckchen Zigaretten später, war Louis nicht wieder zu erkennen. Er hatte sich einen der flauschigen weißen Hotelbademäntel übergezogen und sah bester Laune irgendeine Komödie auf dem riesigen Fernseher gegenüber seines Betts. Der Alkohol hatte alle seine Sorgen in Rauch aufgehen lassen. "Rauch" Louis lachte bei diesem Gedanken, Rauch, Rauch wie Zigaretten. Sein Blick viel auf das leere Päckchen, in jeder anderen Situation hätte er sich selbst dafür geohrfeigt, was er gerade getan hatte, aber Louis hatte schon schlimmere Dinge getan, um seinen Schmerz zu vergessen. Zumindest für eine Kurze Zeit. Als Louis in Alkohol ein gehülltes Gehirn versuchte such auf den Bildschirm vor sich zu konzentrieren, wurden seine Augen schwer, er war kurz davor in einen tiefen traumlosen Schlaf zu sinken, als es an der Tür hämmerte. "Louis, wach auf! Ich hab vorhin mein Handy vergessen!"

Zu betrunken um das Gesagte rational zu betrachten, dachte Louis an die vergessene Verabschiedung. Freudestrahlend riss er die Tür auf, vor Wucht knallte sie beinahe in Harrys Gesicht. Der Jüngere starrte ihn geschockt an. Louis entschied sich einfach das nächst beste zu sagen, dass sein momentan extrem produktives Gehirn hergab. "Ich dachte mir schon du würdest zurück kommen, wollt mich auch noch verabschieden" Wie immer wenn Louis zu viel getrunken hatte, war er schwer zu verstehen. Dass war auch unschwer an Harrys Gesicht ab zu lesen, denn Louis fing an hysterisch zu lachen. "Lou hast du getrunken?" Louis war nicht der Sinn danach zu antworten, er schmiss sich lieber in den muskulösen Arme des Lockenschopfes. "Lou..." Harry's seufzen war kaum zu hören. "Lou.. es tut mir Leid, dass ich vorhin einfach abgehauen bin i..." Harry's Erklärung wurde durch das plötzliche Gewicht, das auf ihm lastete verstummt. Louis hing in seinen Armen, er war eingeschlafen.

"Ist Harry hier?" War das erste, dass der zwanzig Jährige sich fragte, als er nach dieser harten Nacht die Augen öffnete. Im Nachhinein, war es nur der erste von vielen Fehlern, die er im Laufe des Tages machen würde, denn schon der zweite Gedanken, der im durch den Kopf schoss war deutlich unangenehmer "Wieso mache ich mir überhaupt Hoffnungen? Wegen den süßen Worte, die er während unserer gemeinsamen Nächte in meinen Nacken haucht? Wegen der Art wie er neidisch wird, wenn ich mich zu lange mit anderen Männern unterhalte? Oder den leeren Versprechen die er mir macht?"

Louis beschloss sich für nur einen Moment auf sich zu konzentrieren, wohl bewusst das es vermutlich das einzige Mal an diesem Tag sein würde. Er versuchte seine Gedanken von ihm ab zu lenken, von ihm mit den grünen Rehaugen und der tiefen beruhigenden Stimme, ihm, dessen Anblick Louis Knie schon weich machte, als er ihn damals zum aller erstem Mal sah. Damals war alles so viel leichter, als er ihn nur beobachtete. Er war nah, aber unerreichbar. Jetzt wo Louis seine Berührungen auf seiner Haut spüren konnte, fühlte es sich so an, als wären sie noch viel weiter voneinander entfernt.

Mit einem benommenen Kopfschütteln stand er auf, keine gute Idee. Der Alkohol hatte ihn gestern anscheinend nicht nur seine geistigen Schmerzen vergessen lassen. So verkatert war Louis schon lange nicht mehr. Er öffnete die Vorhänge und zuckte zusammen, sobald ihn das grelle Licht blendete. "Wie spät ist es?" Louis war froh, dass er an diesem Tag keinen auftritt haben würde, denn er musste zugeben die letzten Tage hatten ihn auch ohne Harrys zutun ausgelaugt. Die fünf Tage nichts tun, die ihnen bevor standen hatten sich er und die anderen Mitglieder der Band mehr als nur verdient. Das war vermutlich auch der Grund, dass er so lange geschlafen hatte, stellte er mit einem bestürzten Blick auf sein Handy fest 16:03 Uhr.

Louis hinkte ins Badezimmer, eine Dusche würde ihn sicher gut tun. Der kalte Strahl traf den blauäugigen Jungen völlig unvorbereitet, das war auch der Grund, für den kleinen Schrei, der hell und klar aus seiner Kehle drang. Louis schlug sich erschrecken die Hand vor den Mund, hatte er sich sowenig unter Kontrolle? Er verhielt sich wie ein Weichei, wie eine dreckige, kleine Hure. Das machte ihm Harry ihm immer wieder auf brutale Arte und Weise klar, Louis bedeutete ihm Nichts, rein gar Nichts und er würde ihm nie etwas bedeuten... Die Wassertropfen, die immer noch auf Louis nackte Haut prasselten waren jetzt warm, grade zu heiß. Es kostete ihn viel Mühe, seine normale Duschroutine durch zu führen, aber wieso nicht? Heute war doch ein ganz normaler Tag oder? Es war eh immer das Gleiche, die Hormone der Jungs spielten nach jedem Konzert ein Wenig verrückt, Harry brauchte Louis nur anzusehen und der schmiss alle seine Vorsätze, den Lockenschopf endlich zu vergessen über den Haufen. Sie verbrachten eine Nacht zusammen, Harry versprach ihm das Blaue vom Himmel, Louis machte sich Hoffnungen und der andere zerstörte sie wieder.

Es war ein Teufelskreis und der junge Sänger wusste sich nicht zu helfen. Der einzige mit dem er darüber reden konnte war Liam, Liam der auch Teil seiner Band war. Liam mit den braunen Teddybäraugen, Liam war immer für Louis da, auch als er ohne mit der Wimper zu zucken Harry, als seinen besten Freund bezeichnet hatte. Zu Liam's großen Glück war diese Zeit jetzt vorbei, denn Louis hatte schon vor einiger Zeit begonnen sich von Harry zu distanzieren, der ältere flüchtete sich dankbar in Liam's beschützende Arme. Louis wünschte Harry's Arme würden sich so anfühlen, dass taten sie aber nicht. Sie fühlten sich gut an, berauschend. "Aber sicher? Nein!"

Louis trat erst eine lange Zeit später aus dem mit dampf gefüllten Badezimmer, wie lange hatte er unter der Dusche gestanden? Es war ihm egal, denn was hatte er den zutun? Nur eines war jetzt wichtig, er musste raus unter freien Himmel den Kopf frei bekommen. Die Wände des Zimmers schienen jede weiter Minute, die er darin verbrachte näher zu kommen. Als der Druck auf Louis Brustkorb unerträglich wurde, kauerte er sich immer noch nur mit einem Handtuch bekleidet auf den Boden, er lehnte sich gegen die Wand, gegen diese verdammte erdrückende Wand. Das Atmen viel Louis schwer er fühlte sich wie, als würde er jeden Moment ersticken. Er griff sich an die Kehle. Er bekam keine Luft.

Gerade als sich Louis Sichtfeld schwarz färbte wurde bereits zum zweiten Mal an diesem Tag an seiner Tür gehämmert. "Louis, bist du wach? Du hast den ganzen Tag nicht auf nicht auf deine Nachrichten geantwortet. Ich und die Jungs machen uns Sorgen!" Liam's besorgte it Stimme drag dumpf durch die verschloßene Tür.

"Liam..." Louis Stimme war kaum ein Flüstern, er betete Liam würde ihn hören.

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⏰ Last updated: Dec 12, 2020 ⏰

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