An dem ständig wechselnden Wetter merkte man, dass sie sich mitten im April befanden. „Der April macht, was er will." Ein Muggelsprichwort, welches Draco von Harry und Hermine gelernt hatte, weil die beiden es momentan zu jeder möglichen Gelegenheit benutzten. Doch es stimmte. Gestern noch hatte die Sonne geschienen und es war sehr warm gewesen. Wenn Draco jedoch jetzt aus dem Fenster sah, blickte er in den trüben, grauen Himmel und strömenden Regen.
Früher, als er noch sehr klein gewesen war, hatte er gerne draußen im Regen gespielt. Bis sein Vater es ihm verboten hatte. Mittlerweile mochte er Regen nicht mehr. Alles wirkte viel dunkler und unfreundlicher, wenn der Himmel so wolkenverhangen war. Regen stimmte Draco traurig und ließ ihn Trübsal blasen. Und so fühlte er sich sowieso schon oft genug, da brauchte er kein schlechtes Wetter, was das alles noch verstärkte.
Als Harry den Gemeinschaftsraum der zurückgekommenen Achtklässler betrat, wunderte er sich zuerst darüber, dass der Raum so verlassen war. Doch vermutlich hielten seine Mitschüler sich entweder in der Bibliothek oder an einem anderen, ruhigen Ort des Schlosses auf, um ohne Störfaktoren lernen zu können. Immerhin standen ihre Abschlussprüfungen kurz bevor. Umso überraschender fand er es, als er Draco auf einem Sofa in der Nähe eines der Fenster sitzen sah. Sonst war der Blonde der Letzte, den man vom Lernen abbringen konnte.
Jetzt aber saß er mit herangezogenen Beinen auf dem Sofa, den Kopf auf den Knien gebettet und starrte aus dem Fenster hinaus in den Regen. Harry kannte das Gesicht, welches Draco machte, zu gut und etwas in ihm zog sich dabei schmerzhaft zusammen. In wenigen Schritten war er bei seinem Freund. „Hallo, Engel.", murmelte Harry und gab Draco einen Kuss auf die Stirn. Kurz schaute der Blonde auf und ein kleines Lächeln legte sich auf seine Züge, welches allerdings seine Augen nicht erreichte. Sobald er den Blick wieder dem Regen zuwandte, verschwand aber auch dieses wieder.
Harry ließ sich neben Draco auf dem Sofa nieder und dieser lehnte sich fast automatisch gegen den Schwarzhaarigen. Harry wiederrum legte einen Arm um Draco und begann damit, dem Blonden über den Rücken zu streichen, weil er wusste, dass es Draco entspannte.
„Hast du den Gemeinschaftsraum heute schon mal verlassen?", fragte Harry nach einer Weile, in der sie in einer beruhigenden Stille gesessen hatten. Langsam schüttelte Draco mit dem Kopf. Harry wusste nicht genau, wie spät es war, doch definitiv schon Nachmittag. Draco hatte heute Morgen, als Harry aufgestanden war, noch geschlafen und weil es selten passierte, dass der Blonde so lange und ruhig schlief, hatte Harry ihn nicht geweckt. Danach hatte Hermine ihn mit ihrem vollbepackten Lernplan so eingenommen, dass er erst jetzt Zeit gehabt hatte, nach Draco zu sehen. An anderen Tagen war das kein Problem, weil Draco zwar oft mit ihnen gemeinsam lernte, aber sich mit manchen Fächern lieber alleine und ungestört beschäftigte, doch heute war einer dieser Tage, an denen sich Harry wünschte, früher zu Draco gegangen zu sein, weil er ihm so viel Trübsinn hätte ersparen können.
„Du hast die ganze Zeit hier gesessen, stimmt's?", hakte er leise nach, obwohl er die Antwort schon wusste. Draco nickte leicht. „Hast du wenigstens etwas gegessen?", fragte er und strich dem Blonden sanft eine Strähne aus dem Gesicht. Draco nickte wieder. „Dobby hat mir irgendwann etwas gebracht. Ich glaube, er wird langsam warm mit mir.", erhob Draco dann zum ersten Mal seine Stimme. Er musste sich räuspern, weil er heute, abgesehen von ein paar dankenden Worten zu Dobby, noch nicht geredet hatte. „Das ist gut.", antwortete Harry lächelnd. Wenn Draco aß, dann war es nicht so schlimm wie an anderen Tagen. Obwohl Dracos schlechte Tage allgemein im Verlauf der letzten Monate sehr viel weniger geworden sind.
Harry wusste jedoch aus Erfahrung, dass sie jetzt nicht hier sitzen bleiben durften, so gemütlich es auch war, weil es Draco dann im Nachhinein nur noch schlechter gehen würde. Er musste es schaffen, dass Draco nicht mehr in seinen trübsinnigen Gedanken feststeckte. Also nahm er Dracos Hand in seine, verschränkte ihre Finger miteinander und stand auf. Als sein Freund keine Anstalten machte, von allein aufzustehen, zog Harry ihn kurzerhand zu sich nach oben.
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Tanzen im Regen #Drarry
FanfictionDraco mochte Regen nicht. Dieser stimmte ihn immer traurig und trübsinnig. Doch jetzt hatte er Harry an seiner Seite, der zu wissen schien, wie er Draco aufmuntern konnte.