K A P I T E L 24

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Und da saßen sie. Sie sahen aus, wie das perfekte Ehepaar. Ich musste schmunzeln. Egal was heute passiert war, an den Anblick könnte ich mich gewöhnen.

Irgendwie war es schön, endlich zu wissen, wer meine Mutter war. Ich stand im Türrahmen.

Verrückt. Ich wusste nicht mal, wie sie heißt. Mein Vater hatte es nie erwähnt. Ich konnte tun, was ich wollte, er hat es nie gesagt.

Meine Mutter sah mich und stand auf. Ich konnte nicht anders und ging zu ihr. Meine Arme hoben sich wie von allein und umarmten sie.

Ich konnte das Gefühl nicht beschreiben, aber es ist, als hätte ich es schon immer vermisst.

Mein Arme senkten sich wieder und meine Augen schauten in jenes Gesicht, welches meinem ziemlich ähnlich sah. ,,Wie heißt du eigentlich?" Merkwürdig, seiner Mutter diese Frage zu stellen, aber ich kann sie ja auch nicht nur Mama nennen. Schon gar nicht, nach dem sie so lange weg war. ,,Ich heiße Marina." Ich nickte. An sich schwachsinnig, aber man verüble es mir nicht; ich habe gerade erfahren, dass meine Mutter doch nicht tot ist, so wie man es 14 Jahre lang vermutete.

Marina warf meinem Vater einen fragenden aber auch mahnenden Blick zu. ,,Entschuldigung, aber ich konnte deinen Namen nicht mehr aussprechen, nachdem du als tot erklärt worden bist."

,,Es tut mir so, so, so, so, so unendlich leid! Ich wäre ja auch schon viel früher zurückgekommen, aber ich hab in Spanien einfach so viele neue Freunde gefunden und ich hab mich verstanden gefühlt. Wir haben uns ja nur noch gestritten, nach der Geburt. Ich war am Ende. Und als ich dann weg war, hatte ich ein Gefühl der Freiheit und ich wollte das für keinen Preis abgeben. Versteht ihr?"

Mein Gehirn und Körper kamen wieder in Gang. ,,Verstehen tue ich es noch nicht, aber ich glaube, jetzt müssen wir als Familie neu anfangen." Hoffnungsvoll sah ich zwischen Marina und Papa hin und her. Beide nickten vorsichtig und wir umarmten uns. So fühlt sich also Familie an...

,,Was geht n hia ab?" Meine Schultern sackten ein Stück runter. Die hatte ich ja schon ganz vergessen. Und betrunken war sie offensichtlich auch wieder. Super... Schnell löste mein Vater sich aus der Umarmung. ,,Celina, d-das ist Marina, die Mutter von Clara." Er erklärte es langsam, als wolle er einen Streit verhindern. Aber da hatte er den Plan ohne Celina gemacht. ,,Sischer is dat deine Ex, die is doch tot"

Ich drehte mich zu Marina, um ihr flüsternd die Situation zu erklären. ,,Das ist Celina. Papa hat sie vor zwei Jahren kennengelernt und vor einem Jahr leider auch geheiratet."

Mittlerweile hatte mein Vater aufgegeben, Celina zu erklären, wie ein Mensch nur als tot erklärt werden konnte, aber nicht tot war. Er war dafür zu aufgelöst und sie zu besoffen. ,,Mi reichs! Ich geh ins Bett!" Sagte die hoffentlich bald Ex-Frau meines Vaters und torkelte aus dem Wohnzimmer heraus. Dennoch ging sie nicht direkt hoch ins Schlafzimmer; erst holte sie sich noch Bier aus der Küche.

,,Ich glaube,...ich sollte j-jetzt gehen. Es ist besser so, ich rufe ein Taxi." Verwirrt sahen mein Vater und ich Marina an. Papa schüttelte den Kopf. ,,Ach was, das kommt nicht in Frage. Du bleibst natürlich hier."-,,Danke, das ist sehr nett."

Wir bereiteten die Couch für Marina vor und ich gab ihr Schlafsachen von mir, da wir ungefähr gleich groß waren. Ich war glücklich meine Mutter kennengelernt zu haben. Ich hatte noch so viele Fragen, die es noch zu beantworten galt. Aber das würde ich morgen tun. Jetzt war erstmal schlafen angesagt.

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