Benson
Ich fühlte mich seltsam losgelöst von meinem Körper. Als würde ich alles nur durch Watte erleben. Elliot brachte Ally und mich zuerst ins Krankenhaus, wo wir durchgecheckt wurden. Melinda Warner ließ es sich nicht nehmen, persönlich nach uns zu sehen und schloss mich fest in den Arm, als wir allein in dem Untersuchungszimmer waren. Sie hörte aufmerksam zu, als ich ihr einen Bruchteil von dem erzählte, was passiert war. Nickte aber verständnisvoll und machte die entsprechenden Untersuchungen. Der mitleidige Blick, mit dem sie mich bedachte, als ich mich verabschiedete, schnürte mir die Kehle zusammen.
Anschließend fuhren wir zusammen aufs Revier. Ally schlief im Wagen an meine Schulter gelehnt ein und Elliot beobachtete uns besorgt im Rückspiegel. Ich drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. Sie hatte heute einiges durchgemacht.
Die Blicke, mit denen meine Kollegen mich auf dem Revier empfingen, waren schlimmer, als der von Melinda. Die unausgesprochene Frage, ob mit mir alles okay war, schwebte über uns, aber niemand traute sich, sie zu stellen. Cragen legte mir eine Hand auf den Arm und drückte ihn leicht, bevor ich Ally zum Schlafraum brachte. Wir konnten ohnehin nicht zurück in meine Wohnung. Sie war schließlich ein Tatort.
Ich saß auf Allys Bettkante und wir sahen uns einfach nur an. Sanft strich ich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn und betrachtete die genähte Wunde an ihrer Schläfe.
"Wie geht es deiner Schulter?", fragte ich besorgt. Sie setzte sich auf: "Es ist alles gut, Mom. Du hast das meiste abbekommen..."
Ihr Blick flackerte unruhig, aber dann sah sie mich an und stellte die Frage, vor der ich mich gefürchtet hatte: "Hat er... dich vergewaltigt?"
Ich zögerte lange. Zu lange. Aber es gelang mir einfach nicht die richtigen Worte zu finden. Also versuchte ich zu Lächeln und schüttelte den Kopf: "Nein. Ihr kamt gerade noch rechtzeitig."
Sie musterte mich einen Moment lang skeptisch, aber dann umarmte sie mich und ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
"Schlaf jetzt, ja?"
Ich zog die Decke ein Stück höher, stand dann auf und verließ den Raum. Erschöpft machte ich mich auf den Weg zu den Umkleideräumen. Elliot war ebenfalls dort und sah auf, als ich herein kam. Er schloss seinen Spind und drehte sich dann zu mir: "Tucker ist in Cragens Büro... ich dachte, du willst ihn vielleicht sehen."
Ich setzte mich vor meinem Spind auf die Bank: "El... ich hätte es dir sagen sollen..."
Er schüttelte den Kopf und seufzte mit einem kleinen Lächeln: "Du hattest Recht, das geht mich nichts an."
Ich starrte auf die gegenüberliegende Wand, während sich vor meinem inneren Auge noch einmal abspielte, was in den letzten zwölf Stunden geschehen war.
"Liv?", El unterbrach den Flashback.
"Ja?", ich sah ihn an. Er presste die Lippen aufeinander und kam dann zu mir.
"Hat er dich vergewaltigt?"
Ich versuchte dasselbe Lächeln auf meine Lippen zu zaubern, dass ich Ally gezeigt hatte, aber es wollte mir nicht so Recht gelingen. Ich zögerte genauso lange, wie bei Ally und spürte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Ich erwiderte seinen Blick und flüsterte mit erstickter Stimme: "Kein Wort zu Ally."
Ich sah, wie er schwer schluckte.
"Es tut mir leid."
Ich stand auf, um mich von ihm abzuwenden und öffnete mein Schließfach. Selbst ich merkte, wie unkoordiniert und fahrig meine Bewegungen waren, während ich so tat, als würde ich etwas suchen.
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Law & Order SVU -Obsession- (Fanfiction)
FanfictionBei Polizei und Staatsanwaltschaft gelten Sexualverbrechen als besonders abscheulich. In New York City gehören die engagierten Detectives, die in diesen brutalen Fällen ermitteln, zur Sondereinheit für Sexualdelikte. Dies sind ihre Geschichten. Ein...