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Leise fängt er an zu sprechen: "Das stimmt nicht und das weißt du auch. Ich habe dir schonmal gesagt, dass du mir wichtig bist". Seine Worte passen überhaupt nicht zu der Stimmung. Er versucht, bedrohlich zu wirken, doch schafft es keine zwei Sekunden, den Augenkontakt mit dir zu halten. Sofort stellst du ihn endlich zur Rede.

"Du sagst, ich wäre dir wichtig? Warum behandelst du mich dann die ganze Zeit über so, als wäre ich dir egal?", lässt du deinen Emotionen freien Lauf. Währenddessen treten dir Tränen in die Augen. Levi nimmt überrascht ein paar Schritte Abstand.

"(V/N), wenn es um das Gespräch damals, in meinem Büro geht... Es tut mir wirklich leid, was ich gesagt habe. Ich hätte nicht gedacht, dass du es dir so zu Herzen nimmst", entschuldigt er sich. Es klingt wirklich aufrichtig. Langsam kommt er wieder näher, bis er erneut genau vor dir steht. Dieses mal pinnt er dich nicht an den Stamm, sondern legt fürsorglich seine Arme um dich. Vorsichtig erwiderst du die sanfte Umarmung.

„Mir tut es auch leid", entschuldigst du dich ebenfalls für die Male, als du deine Gefühlsausbrüche nicht unter Kontrolle hattest. Es tut gut, sich endlich ausgesprochen zu haben. Übermannt von den Gefühlen laufen dir einige Tränen über die Wange. Als er es spürt, drückt er dich sanft von sich und wischt sie mit dem Daumen weg. "Du musst nicht weinen, es ist alles gut", meint er und setzt ein sehr gezwungen aussehendes Lächeln auf. Durch diesen lustigen Versuch dich aufzumuntern, musst du tatsächlich grinsen, bis dir wieder einfällt, in was für einer Situation ihr euch zurzeit befindet.

Dein Grinsen gefriert. "Warum ist noch niemand zurück?", fragst du monoton und fürchtest dich vor der Antwort. Auch Levi's Blick gefriert. "Ich gehe nachsehen. Du wartest hier", befehlt er dir. Ohne eine Antwort abzuwarten springt er von dem riesigen Ast, auf dem ihr euch befindet und fliegt in die Richtung, in der du deinen Kameraden zurückgelassen hast. Du weißt noch nicht mal seinen Namen. Überfordert von der Situation setzt du dich und lehnst dich gegen den Stamm.

Ist es deine Schuld, wenn sie alle tot sind? Du hätte an der Stelle des Mädchens gehen sollen. Du hättest deinen Kameraden erst gar nicht zurücklassen sollen. Und wärst du schneller gewesen, hättest du sie sogar beide retten können. Du versinkst völlig in deinen Gedanken. Dein Blick ist leer und starr nach vorne gerichtet.

Plötzlich nimmst du laute Schritte war. Panisch siehst du dich um, bis du endlich erkennst, aus welcher Richtung der Titan sich nähert. Zum Glück nicht aus Levi's. Er ist nicht groß genug, um an den Ast zu kommen, auf dem du sitzt, jedoch könnte er eine Gefahr für Levi sein, wenn er wieder zurückkommt. Seufzend stehst du auf. Was hast du noch zu verlieren? Du hast noch Petra. Sie wäre bestimmt traurig. Und vielleicht sogar Levi.

Ihm ginge es bestimmt genau wie dir, wenn du in diesem Moment stirbst. Er würde sich auch Vorwürfe machen und sich schuldig fühlen. Das möchtest du nicht. Du wirst diesen Titanen umlegen, ohne verletzt zu werden. Für Levi.

Ohne länger darüber nachzudenken schwingst du dich vom Ast. Aus der Nähe betrachtet ist der Titan doch ziemlich groß, dadurch aber auch verhältnismäßig langsam. Trotzdem wäre es ein tödlicher Schlag, wenn er dich mit seinen Armen erwischt. Du greifst zuerst an seiner Achillesferse an, um ihn zu Fall zu bringen. Es kracht laut, als der riesige Körper zu Boden fällt. Den Moment nutzt du aus, setzt deine Harken in den Nacken des Titanen und schneidest ein großes Stück aus ihm heraus. Regungslos fällt er zusammen.

Lange genießt du den Sieg nicht und gehst zurück zu dem Ast. Das war dein zweiter Titan im Alleingang. Nein, das stimmt nicht. Es ist dein dritter. Obwohl du schon vor Wochen versucht hast, endgültig mit dem Tod deiner Familie abzuschließen, kommen dir die Erinnerungen an deinen kleinen Bruder wieder hoch. Du kannst dich nicht mal mehr richtig an sein Gesicht erinnern.

Als wäre nie etwas gewesen, setzt du dich erneut gegen den Stamm gelehnt und starrst leer geradeaus, darauf konzentriert, nicht zu weinen. Endlich kommt Levi zurück. Allein. Als sein Blick den noch dampfenden Körper des Titanen streift, weiten sich seine Augen leicht. Als er wieder neben dir steht, fragt er: "Gab es Probleme?". "Nein, alles gut", antwortest du, ohne deinen Blick abzuwenden. "Offensichtlich ist nicht alles gut", meint er und beugt sich zu dir herunter. "Was ist los?", fragt er erneut. Mit einer Hand greift er unter dein Kinn und zwingt dich dadurch, ihm in die Augen zu schauen.

Er sieht sehr besorgt aus. Du wirst es ihm erzählen müssen, sonst lässt er nicht locker. "Seitdem ich damals in der Burg... Es ist mein Dritter...", du schaffst es nicht, deinen Satz zu beenden, doch Levi nickt verständnisvoll und zieht dich erneut in seine Arme. Diesmal ist es eine stärkere Umarmung, doch du erwiderst sie nicht. "Außerdem bist du allein zurückgekommen", fügst du hinzu. Levi's Griff lockert sich etwas, als wäre er überrascht, deine Stimme zu hören.

"Ich konnte nur noch ein paar Überreste finden", murmelt er kaum hörbar in deine Haare. Unterbewusst hast du dich anscheinend schon darauf eingestellt, dass sie nicht überleben werden, weshalb es dich nicht allzu sehr überrascht. Levi drückt dich wieder etwas enger an sich, diesmal legst auch du deine Arme um seinen Körper. "Was machen wir jetzt?", fragst du, ohne dich von ihm zu lösen.

"Vielleicht finden wir irgendwo einen sicheren Ort", meint er und drückt dich sacht von sich. Du nickst und gemeinsam macht ihr euch auf die Suche, da es schon bald völlig dunkel sein wird.

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Fakt 15: Levi's Lieblingsobst ist der Apfel
q: Wisst ihr schon, ab wann ihr wieder zur Schule könnt?
a: Ne. Es wird Ende Mai vermutet, aber da glaub ich noch nicht ganz dran ^^'

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[ überarbeitet - 10. August 2022 ]

My New World || Levi x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt