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Die Luft ist Mild und riecht nach Schimmel

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Die Luft ist Mild und riecht nach Schimmel. Das laute Pochen meines Herzens und das Flüstern der beiden älteren Männer fluten meine Sinne und spülen andere Gedanken fort. Ich umschlinge mit meinen kleinen Fingern meine Beine enger und versuche mich so klein wie möglich zu machen. So fest ich kann, schließe ich meine Augen und versuche ja keinen Lärm zu erzeugen, damit ich nicht auffalle. Aber meine Mühen sind um sonst. Sie sehen mich und sie wissen wo ich bin.

Sobald ich hörte, dass jemand das Schloss meiner Türe öffnet, habe ich mich schnell in dieser Kauerstellung gebracht. Es ist mittlerweile eine automatische Reaktion die ich unbewusst mache.

Als ich höre, dass die Stimmen der beiden Männer verstummen, öffne ich nur ganz ängstlich ein Auge, um den Grund dafür zu erfahren. Sergej und sein Bruder, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe, starren mich mit einem anzüglichen Grinsen an.

Schnell senke ich wieder meinen Kopf und die hüftlangen Harre fallen stumpf und fettig über meinen Schädel mit meinen hohlen Wangen, hervorstechenden Knochen und meiner blassen Haut. Ich höre leise Schritte, die sich langsam in meine Richtung bewegen, als auch schon Sergejs Hand mein Kinn umfasst und meinen Kopf anhebt.

»Adria! Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du nicht auf deinen Lippen kauen sollst!«, spricht er mit autoritären Stimme. »Schau sie dir an. Sie sind zerrissen und bluten!«

Ich weiß nicht, was ich antworten soll und schaue ihn nur stumm an, während Tränen meinen Wangen herabfliesen. Sergej sieht mich nur herablassend an, bevor er mich mit der Rückseite seiner Hand schlägt.

»Hör auf zu weinen!«, schreit er jetzt und kommt mir dabei sehr nahe. »Du bist ein böses, böses Mädchen.«

Nein, bitte nicht! Ich möchte kein böses Mädchen sein.

»Entschuldige.«, flüstere ich mit brüchiger Stimme, weil ich weiß, dass er das hören möchte.

Er bringt sein Gesicht nur noch Millimeter vor meinem, bevor er antwortet: »Das will ich auch hoffen. Sei heute Nacht ein braves Mädchen und ich werde dich belohnen.« Dabei sieht er mich durchdringend an.

»Du weißt, was passiert, wenn du es nicht bist, oder?«

Automatisch fange ich an zu nicken, weil ich möchte, dass er einen Schritt zurücktritt.

Vor vier Monaten kam Sergej in das „Shine", dem Waisenhaus in dem ich gelebt habe. Ich weiß nicht wieso er ausgerechnet mich ausgesucht hatte, aber sobald mir Hanna, meine Betreuerin sagte, dass ich nun endlich eine Familie bekommen würde, habe ich sie angefleht mich nicht mit diesem furchteinflößenden Mann zu schicken.

Hanna hat nicht verstanden, wieso ich mich so sehr gegen die Adoption gewährt habe. Sie hat einfach nicht das Böse gesehen, dass nur ich gesehen habe. Stattdessen hat sie immer wieder versucht mir einzureden, was für ein gutes Leben ich bei diesem Mann haben werde. Dass er reich sei und ich alles haben werde, was ich mir je wünschen werde.

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