~Kapitel 1~

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Mal wieder waren meine Kopfhörer kaputt.

Seufzend lehnte ich mich weiter nach hinten in den Sitz und schloss meine Augen. War es denn so viel verlangt die U-Bahnfahrt mit etwas Musik zu überstehen zu wollen? Der Tag war schon anstrengend genug. Zuerst die Lehrer, die mich schon längst aufgegeben hatten und jetzt noch das. Man das Leben hasst mich doch echt.

Weiterhin versuchte ich das Kabel so zu drehen, in der Hoffnung, dass doch etwas Musik erklang. Tja, wie hätte es denn sein sollen. War ja klar, dass es nicht funktionierte. Die Kopfhörer konnte ich wohl fortschmeisen. Schlussendlich gab ich es doch auf, behielt aber die Kopfhörer in den Ohren. Wenigstens reden mich so keine Leute an oder man konnte wenigstens so tun, als ob man sie nicht hören würde. Das war das letzte auf was ich Lust hatte. Mit irgendjemanden zu reden.

Es sind doch alle gleich: Was für ein schönes Wetter, findest du nicht... die Jungendlichen und ihre Handys ich werde es nie verstehen... was ist denn darin so spannendes?... bla bla bla... Hallo ich rede mit dir?... bla bla bla... wie unhöflich... bla bla bla...
Bah sowas von keine Lust darauf. Man wird so oder so von denen als undankbar und unhöflich abgestempelt, egal was man macht oder sagt. Vorallem wenn man Park Chaeyoung heißt und die halbe Stadt deine Geschichte kennt, nur weil dein Vater berühmt war, wegen seiner Comics. Das alles hatte nach seinem Verschwinden angefangen. Dann hat es aufeinmal jeden interessiert, was passiert war und die Comics meines Vaters gingen durch die Decke.
Doch für mich war das nichts Gutes. Sie kannten mein Leben und alles was damit zu tun hatte. Genauso, dass mein Leben den Berg nicht nur  runterrollte, sondern regelrecht abstürzte und irgendwann eine Bruchlandung hinlegen wird. Ich hatte schon längst den Boden erreicht, doch ich fiel weiter und ein Ende war für mich noch lange nicht in Sicht.

Boar wie dramatisch. Muss das sein?

Hirn halt die Klappe!

Nö.

Argh!

Lass deine Wut nicht an mir aus oder an dir... nenn es wie du willst. Nur weil du genervt bist von der Frau die dich vollquatscht.

Ich bin nicht nur genervt. Nein. Am liebsten würde ich jedes Mal, wenn jemand nur anfängt einen Mucks zu machen sagen: Der da drüben, rede mit dem. Der sieht nett aus, aber lass mich bitte in Ruhe mein Leben leben. Alleine.

Aber das passiert nicht. Das passierte nie und ich will nicht, dass es jemals passieren wird. Ich war zwar schon weit unten, aber so tief werde ich nicht fallen. Ich will nicht, dass die Gerüchte sich doch noch bewahrheiten. Genügend sind ja da.

Mein Blick traf auf meine eigenen müden braunen Augen, mein blasses Gesicht und mein gleichgültiger Gesichtsausdruck, welcher verblasst von der schmutzigen Fensterscheibe reflektiert wurde. Ihr habt es sicher schon bemerkt. Ich war kein so geselliger Mensch. Ich war nicht schüchtern. Nein das auf keinen Fall, aber ich mochte es alleine zu sein. Zu mindestens hatte ich mich daran gewöhnt. Man klingt das traurig. Ich sollte aufhören das zu erwähnen.

Seufzend wandte ich meinen Blick von der mickrigen Gestalt ab, zog ein kleines Notizbuch aus meiner Tasche, den Stift fischte ich aus meiner Jackentasche und fing einfach an das zu zeichnen, was mir zuerst in den Sinn kam. Meistens waren es irgendwelche Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, Gefühle, Sprichwörter, die ich danach verzierte oder einfach das Geschehen vor mir.

Während ich zeichnete konnte ich alles ausblenden. Oftmals saß ich einfach nur in meiner Wohnung und zeichnete stundenlang, anstatt für die Schule zu lernen. Dementsprechend sahen auch meine Noten aus. Sogar in Kunst, weil ich entweder zu lange brauchte, weil ich mich verkünstelte oder ich vertraf das Thema haushoch, weil es mir nicht lag oder mich überhaupt nicht interessierte.

Langsam sah ich wieder von meinem Buch auf und linste kaum merklich über meine Schulter. Kopfschüttelnd wandte ich mich meiner Zeichnung wieder zu. Ich meine, hat der denn nichts besseres zu tun, als zu beobachten was ich mache? Ich hasse es einfach, wenn die Leute einem über die Schulter schauen und auf das Handy glotzen, obwohl sie doch selbst eines haben oder wie jetzt bei mir in meinen Buch. Sie versuchen es ja nicht mal, nicht erwischt zu werden.

Genau deshalb drehte ich mich weiter mit dem Rücken Richtung Fenster, sodass seine Sicht versperrt wurde und er somit nicht mehr in mein geliebtes Buch schauen konnte.

Ich sah nur noch im Augenwinkel, wie er sich enttäuscht nach hinten lehnte und sein Blick abwandte. Genau das ließ mich ein kleines hämisches Grinsen auf mein Gesicht zaubern.

Tja Pech gehabt.

1:0 für mich

"Nächste Haltestelle Hongdae Station"

Na endlich! Ich stopfte mein Notizbuch mit dem Stift in meine Tasche und quetschte mich durch die Menschenmasse. Sah bestimmt lustig aus, wie ich den verschwitzten Menschen versuchte auszuweichen und währenddessen meine Luft anhaltete. Ist es denn so schwierig mal eine Dusche zu nehmen oder wenigstens eine Erfindung Namens Deo zu benutzen? Ist nicht nur gut für die.

Rechtzeitig schaffte ich es aus der U-Bahn und atmete erstmals tief ein und aus.

Ich lebe!

Die Luft war hier zwar nicht wirklich besser und es stank nach Abgasen und Menschen mit einer Note von irgendetwas verwesenen, aber besser als nach durchgeschwitzen Leuten, die sich Arm an Arm in der U-Bahn rumquetschen.

Die U-Bahn fuhr hinter mir wieder los, doch ich schenkte ihr keine Beachtung. Ich zog nur meinen Mundschutz wieder nach oben, der verrutscht war und machte mich schnellstmöglich auf den Weg nach draußen, wo ich meinen Weg nach Hause fortsetzte.

Worlds Apart: Welcome to the World of BangtanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt