Law & Order SVU -Obsession- (Fanfiction)

Kapitel 26

Ally

Es waren vier Monate vergangen, seit Billy Archer verurteilt worden war. Mom und ich hatten einen gemeinsamen Tagesablauf entwickelt. Sie arbeitete ganz normal und sie schien den Vorfall mit Thommy tatsächlich weitestgehend hinter sich gelassen zu haben. Ich passte häufig auf Zara auf und Mom und ich waren sogar schonmal bei Nick und Maria zum Essen gewesen, als Nicks Frau endlich wieder im Land gewesen war. Auch mit Kathy verstand ich mich gut. Genau, wie mit meinen Halbgeschwistern. Dickie und Lizzie vergötterten mich, Eli schenkte mir ein strahlendes Lächeln, wann immer er mich sah und auch mit Kathleen und Maureen verstand ich mich prima. Dad war noch immer in DC. Ich hatte ab und zu Kontakt zu ihm, aber ich nahm es ihm noch immer übel, dass er uns einfach im Stich gelassen hatte.

Tucker war seit der Verhandlung noch zweimal bei uns zum Essen gewesen, aber ich hatte den Eindruck, dass es zwischen ihm und Mom nicht mehr so war, wie früher. Das sollte nicht heißen, dass sie sich nicht mehr verstanden, aber es war auf andere Weise gut. Er tat ihr gut. Er war für sie da. Ein echter Freund eben. Auch Rafael Barba war ein paar Mal bei uns gewesen und ich konnte nicht ganz einschätzen, was zwischen ihm und Olivia ablief. Sie schien ihn regelmäßig zur Weißglut zu treiben und er brachte sie immer wieder dazu die Augen zu verdrehen, aber die beiden standen zu hundert Prozent hinter einander. 

Ich hatte die Schule beendet und war an der Hudson angenommen worden, um dort Jura studieren zu können. Trotzdem hatte ich beschlossen vorerst zuhause wohnen zu bleiben. Ich wollte Mom nicht schon wieder allein lassen, nachdem wir uns erst vor einem halben Jahr wiedergefunden hatten. Sie war mehr als glücklich darüber. Und erstmal war es okay für mich. Noch etwas hatte sich verändert. Fin hatte mir seinen Sohn vorgestellt. Er war zwanzig und somit nur zwei Jahre älter als ich. Kendall studierte ebenfalls an der Hudson und wir hatten uns auf Anhieb gut verstanden. Ich mochte ihn. Sehr sogar. Aber wir waren nur Freunde. Im Moment zumindest. Ein Teil von mir hätte ihm gerne gesagt, dass ich mehr für ihn empfand, aber ein anderer Teil von mir hatte Angst. Riesige Angst. Er wusste über meine Vergangenheit Bescheid und er ging toll damit um, aber an eine Beziehung zu denken, nachdem die einzigen intimen Berührungen, die ich jemals erfahren hatte, von einem Vergewaltiger gekommen waren, erschien mir einfach unmöglich. Außerdem hatte ich noch immer Probleme damit jemandem wirklich zu vertrauen. Emotional fiel es mir mittlerweile nicht mehr so schwer. Dr. Huang sagte, ich hatte im letzten halben Jahr eine riesige Entwicklung hingelegt. Aber was das Körperliche anging... Dafür war ich einfach nicht bereit.

Ich saß mit meinem Lernzeug in Nicks Haus auf dem Sofa, während Zara auf dem Boden hockte und ein Bild malte. Strahlend hielt sie es hoch: "Schau' mal, Ally!"

Ich grinste breit und betrachtete die kindliche Zeichnung: "Wow, ist das ein Hund?"

"Nein, das ist Daddy!", rief sie empört und eine süße kleine Falte erschien auf ihrer Stirn. Ich legte meinen Ordner beiseite: "Oh du hast Recht, ich habe es mir falsch herum angesehen. Wie wär's, wenn du als Entschädigung eine Schokomilch bekommst?"

Die Kleine sprang jubelnd auf. Ich lächelte.

"Von dir hat sie also dieses Erpressungsprinzip", meldete sich Nick zu Wort, der gerade das Haus betrat. Meine Mom erschien hinter ihm in der Tür. Ich zuckte mit den Achseln: "Irgendwer muss ihr ja beibringen, dass ihr Daddy nicht immer Recht hat."

Er seufzte gespielt theatralisch und nahm dann seine Tochter hoch, die ihn stürmisch begrüßte: "Na, dann wollen wir doch mal schauen, ob wir eine Schokomilch für dich finden. Danke fürs Aufpassen, Ally."

"Kein Problem, ich komme morgen so gegen vier. Passt dir das?"

"Klar, viel Spaß mit Cabot!"

Mom begrüßte mich mit einem Kuss auf die Wange, während ich in meine Jacke schlüpfte.