The Search {German}

Kapitel 59: Mystery Boy.

Shay's POV

Ich betrachte Justin, während er nervös in dem Buch blättert, um die richtige Seite zu finden.

"Du weißt ja schon, was passiert ist, weil mein Vater meine Mutter umgebracht hat und ich aus Wut auf ihn geschossen habe." Er schaut weiter geradeaus in den Wald, ohne Blickkontakt zu suchen. "Und danach kam ich eben in die Entzugsklink. Fertig mit den Nerven und total kaputt. Und da habe ich mir einige Notizen gemacht, der Rest von dem Buch." Er zeigt auf die restlichen Seiten. "Es ist etwas tief aus meinem Herzen und ich will es dir anvertrauen, Shay."

Innerliche Freude breitet sich bei jedem Wort von ihm in mir aus. Auch als er mir das Buch in meine Hand drückt. "Lies.", murmelt er.

Ich beginne zu leise zu lesen.

Seite 5

Bevor ich weiterlesen kann, unterbricht er mich. "Laut." Ich schaue ihn verwirrt an und lese dann laut vor, was auf den Seiten steht.

Seite 5

Notizen zum Thema Außenseiter

Was sind Aussemseiter? Es sind diese Menschen, die eine Art an sich haben, die die Allgemeinheit nicht mag. Sie sind nicht wie die anderen. Sie sind anders, vielleicht sogar komisch.

Es sind die Menschen, die sich nicht in die Klasse integrieren. Man denkt, es sind naive und unsoziale Personen.

Doch das ist es nicht. Außenseiter sind für mich Menschen, die sich trauen gegen den Strom zu schwimmen und sich nicht zu verstellen. Was alle diese Menschen auszeichnet ist Mut. Sie haben den Mut, zu dem zu stehen was sie sind. Diesen Mut haben viele andere nicht. Sie tuen, was sie für richtig halten, ohne darüber nachzudenken, was andere darüber denken.

Aber es ist nicht nur das. Außenseiter sind die missverstandesten Menschen. Sie werden oberflächlich bewertet, wie jeder der sich hier aufhält und zur Schule geht. Aber was wichtig ist, ist dass hinter der Fassade manchmal ganz andere Menschen stecken, die man erst kennenlernen muss. Jeder Mensch hat eine komplexe Persönlichkeit und die sollte nicht nach dem ersten Blick beurteilt werden. Vielleicht ist der merkwürdigste Typ in Wahrheit ein toller Mensch, der nur kennengelernt werden muss.

Man sollte Menschen auch nicht nach den Erzählungen anderer beurteilen. Wo bleibt die Gerechtigkeit, wenn die Realität anders aussieht?

Man sollte sich trauen hinter die Fassade von Außenseitern zu schauen. Diese Menschen verdienen Respekt, sie sind stärker und schwimmen nicht einfach mit dem Strom, sie schwimmen dagegen, was mehr Kraft kostet. Nichts ist wie es eigentlich scheint, so können "komische" Leute ganz anders sein, wenn man sie kennenlernt. Was hätten wir verpasst, wenn wir uns nicht trauen Außenseiter kennenzulernen und diese dann tolle Menschen wären?

Ich höre auf zu lesen, als die Seite zuende ist und reiße dann meine Augen auf. "Das habe ich schon mal gelesen...Irgendwo.", flüstere ich und beiße mir auf die Lippe. Überall in meinen Gedanken suche ich nach diesen Worten, die irgendwann mal schon gelesen habe. Eigentlich kann das aber nicht sein, wo auch? Dieses Buch ist das größte Geheimnis von Justin, wo sollte ich es gelesen haben, aber diese Worte kommen mir so bekannt vor. Ich muss sie mal gehört haben.

"Alles ok?", fragt Justin nach, weil ich stumm bleibe.

"Ja, ich war nur etwas verwirrt gerade." Ich schüttle meinen Kopf und blättere um. Ich kann es nirgendwo gehört haben, es geht einfach nicht.

Die nächste Seite trägt die Überschrift Notizen zum Thema Freundschaft.

"Ein guter Freund ist wichtiger als alles andere."

Ich glaube, in diesem Satz steckt mehr Wahrheit als wir alle uns manchmal eingestehen. Doch was bedeutet "Freundschaft" und wie kann man ein guter Freund sein?

Ich erstarre als ich die ersten Zeielen lese. Plötzlich und unerwartet fällt mir, wo ich es gelesen habe. Jetzt wird mir alles bewusst.

Mein Mund öffnet sich langsam, doch es kommt nichts heraus. In meinem Gehirn rattert es und ich versuche alles zu verbunden, was ich weiß. Mein Herz schlägt aufregt, ich bekomme Gänsehaut und werde nervöser als vor allen Momenten, die ich mit Justin hatte.

Justin's POV

"Du bist Mystery Boy.", wispert sie und atmet schneller.

"Was soll ich sein?" Ich schüttle verwirrt den Kopf, was sagt sie da? Ich erinnere mich, wie oft sie früher von diesem Typen sprach. Seine Artikel haben sie verändert, das weiß ich.

"Du bist es, Justin. Das hier sind die Texte aus den Artikeln von Mystery Boy. Ich weiß es doch. Gib es doch zu!" Sie grinst breit und drückt meine Hand ganz fest.

"Ich bins aber nicht Shay. Ich weiß, dass dir diese Artikel wichtig waren, aber ich kann dir nur sagen, dass ich es nicht bin.", gebe ich zu. Und überlege, wie sie darauf gekommen ist. Ich habe keine Texte veröffentlicht oder sonst irgendwas.

"Dann hat jemand deine Texte geklaut! Aber das, genau das sind die Worte aus dem Artikel. Hast du das Buch irgendwo liegen lassen?", fragt sie aufregt.

Ich überlege kurz, wo ich es hatte, bis mir bewusst wird, dass ich es erst letztens wieder gefunden habe und es eigentlich jeder in meiner Wohnung hätte nehmen könne. Auch Jackson und Blaire.

"Es kann sein, dass es Jackson war.", flüstere ich verwirrt, ohne zu wissen, wie ich darüber denken sollte.

"Justin...ich..." Shay stottert vor sich hin. "Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll." Ihr Augen werden groß und sie lächelt. "Ich habe dich viel früher geliebt als ich dachte."

Mein Herz bleibt stehen, als sie mich zärtlich küsst. "Ich liebe dich, danke für alles was du getan hast für mich.", flüstert sie und rückt näher zu mir. Der Kuss überrumpelt mich genauso wie die ganze Situation.

"Ich dich auch." Lächelnd küsse ich sie auf die Wange.

Verwirrt von dem Gespräch stehen wir einige Minuten später auf. Immer noch unerklärlich, warum Blaire oder Jackson meine Sachen lesen. Es lässt mich komisch fühlen, wenn ich daran denke, dass viele Leser der Schulzeitung meine persönlichsten Gedanken gelesen haben.

Ich schlendere hinter Shay hinterher und sehe wie sie sich immer wieder umdreht, um mir einen glücklichen Blick zuzuwerfen. Ich habe sie glücklich gemacht mit den Zeilen, die ich vor Jahren aufgeschrieben habe. Aber ob ich glücklich damit bin, ist eine andere Frage.