Whatever May Be..., Teil 1 (Introduction)

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Es war spät.

Nicht sehr spät, aber ganz sicher zu spät.

Mark setzt sich auf die Stufen des geschlossenen Pubs und ließ den Tag Revue passieren.

Es war nicht ganz sein Traumberuf gewesen, hier hinter der Bar zu arbeiten.

Aber es war ganz sicher niemals langweilig.

Er sollte nach Hause gehen. Aber zuerst mal, ganz kurz, zwei Minuten, will er die Ruhe genießen. Und sitzen.

Jedoch taucht genau dann ein ihm sehr gut bekanntes Gesicht vor ihm auf.

„Du hättest mir fünf Minuten geben können.", sagt er.

„Ich weiß, aber ich dachte, du sperrst mir vielleicht die Tür wieder auf und brauchst gar nicht erst die zehn Minuten den Nachhauseweg antreten, um mir wieder alles zu erzählen.", erwidert Danny.

Mark seufzt, nickt dann aber, steht auf und sperrt die Tür wieder auf. Hiervon darf sein Chef nie etwas erfahren.

Danny folgt ihm in die Bar, Mark schaltet das Licht wieder an, tritt zum wiederholten Mal hinter den Tresen und öffnet eine Flasche Whiskey für seinen Mitbewohner und zugleich besten Freund und sich selbst. Dann nimmt er zwei Gläser heraus und setzt sich zu Danny an eine der Nischen.

Hinter sich schließt er die Bar wieder, bevor jemand auf die Idee kommt, dass sie noch regulär geöffnet hätten.

Es ist keine besonders schöne Bar. Es ist halt, was es ist.

Es sind mehrere Nischen an der linken Seite des Raumes, die in dunklem, schon langsam altem Holz gehalten sind. Die Thekenstühle und die Theke selbst haben dieselbe Farbe.

Dahinter befinden sich mehrere Bretter, die voll mit Alkohol und Mischgetränken zugestellt sind.

Die einzige Lichtquelle ist die alte Lampe über ihnen.

Danny greift die Flasche und schüttet aus.

„Also, die Geschichte des Tages.", sagt er und hat binnen Sekunden sein erstes Glas geleert.

Mark lächelt müde.

„Die Geschichte des Tages...", er beginnt zu überlegen: „Oh, ja."

Er beugt sich zu Danny vor, der sich gerade in die Ecke der Sitznische eingekuschelt hat, die Beine über den restlichen Sitz gelegt.

Danny ist nicht sehr alt, sehr aufgekratzt, sehr lebhaft, aber vor allem sehr witzig.

Seit zwei Jahren wohnen die beiden jetzt zusammen.

Danny ist sehr dünn, sehr groß, hat dunkle, lockige Haare und manchmal einen Bart. Er lacht, wenn er traurig ist, weil er glaubt, dass die Traurigkeit dann verwundert ist und verschwindet.

Tut sie jedoch nie.

Und jeden Abend, immer wenn Mark heimkommt, darf sich Danny die Geschichte des Abends anhören. Manchmal sind es normale Geschichten, manchmal etwas mehr, aber meistens ist es einfach eine Tradition zwischen Mark und Danny.

„Du siehst müde aus.", stellt Danny fest. 

Das ist gut, das gibt Mark Zeit über eine Geschichte nachzudenken.

„Ich bin müde. Es ist beinahe drei Uhr nachts."

„Ja, aber ich hätte so keinen Alkohol bekommen.", lacht er auf und zeigt auf die Flasche.

„Das wäre ja furchtbar gewesen."

„Nicht wahr?", Danny lächelt.

Wenn Danny lächelt, meint er es ernst.

Und während Danny lächelt, weiß Mark, was er ihm erzählen wird.

Dieses Mal ist es auch eine wahre Geschichte.

Denn manchmal, ganz manchmal, ist gar nicht so viel passiert.

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