Fast kommt er sich albern vor, aber immer wieder erwischt sich Danny dabei auf die Uhr zu sehen, bis es dann endlich Zeit ist, dass Mark nach Hause kommt.Liz hat ihm sogar angeboten, er könne bei ihr schlafen, aber er wollte diese Momente zwischen ihm und Mark nicht zerstören, sodass er gesagt hat, er könne nicht.
Gegen halb drei öffnet sich die Wohnungstür, Danny greift nach einer Zeitschrift und tut so als sei es ganz nebensächlich, dass Mark nach Hause kommt.
„Du bist noch wach?", fragt dieser, legt seinen Wohnungsschlüssel auf den kleinen Tisch neben der Tür.
„Spannende Lektüre.", erwidert Danny und sieht zum erstem Mal wirklich auf das, was er gelesen hat.
Mark wirkt irgendwie geknickt, auch als er sich mit einem Bier neben Danny setzt.
„Alles gut?"
„Ja, sicher.", er zwingt sich zu einem Lächeln.
„Sicher?"
„Ja, es ist nur ziemlich anstrengend im Moment. Es ist im Winter immer mehr los als im Sommer."„Weil man dann nicht mehr draußen trinken darf."
„Weil man dann nicht mehr draußen trinken kann, das wird nicht illegal, nur weil es kalt draußen wird."Danny lächelt.
„Du bist noch wach, weil ich dir was erzählen soll, oder?", fragt Mark und Danny fühlt sich beinahe ertappt.
„Niemals."
„Gut, dann kann ich ja jetzt ins Bett.", Mark tut so, als würde er aufstehen.
„Hast du denn was zum Erzählen?", fragt Danny und setzt sich ganz aufs Sofa.
Mark nickt: „Sicher."
„Vielleicht kann ich es mir ja anhören."
„Okay.", Mark lächelt.
„Also, beinahe jeden Freitag kamen so ein junger Typ und eine ebenso junge Frau in die Bar. Sie saßen immer in der selben Ecke, haben immer dasselbe bestellt und scheinen auch immer über dasselbe zu reden.
Er war sehr blond und sie sehr dunkelhaarig und sie waren allgemein sehr unterschiedlich, so kam es mir jedenfalls vor.
Gut, jedenfalls kam heute der Typ alleine rein. Ich dachte zuerst, vielleicht kommt das Mädchen später, aber sie kam nicht und ich hab mir echt angefangen Sorgen zu machen. Also bin ich in meiner Pause anstatt raus rauchen zu dem Tisch des Typen und hab mich ihm gegenüber gesessen.
'Alles klar?', hat mich der Typ gefragt.
'Sicher. Und bei dir?', hab ich ihn gefragt. Ich weiß nicht warum ich mich da eingemischt habe, okay? Vielleicht waren es die Kurzen, die ich mit dem Junggesellenabschied trinken musste? Vielleicht weil ich immer alles wissen muss?
Der Typ lachte auf, weil er wohl wusste, auf was ich angespielt hatte: 'Du meinst Anna, oder?'
'Wenn Anna das Mädchen ist, mit dem du immer hier warst.', hab ich gesagt und dann hat er sich als Tom vorgestellt.
Ich hab mich auch vorgestellt und Tom hat mich gefragt, ob ich schonmal jemanden hatte, von dem man alles gewusst hatte. Und ich hab gesagt, ja. Und er fragte mich, ob das nicht langweilig gewesen wäre?
Ich hab Nein gesagt. Und er dachte, er schon.
'Also habt ihr Schluss gemacht?'
'Ja.'
'Das tut mir leid.'
'Ist okay, ich hoffe einfach, dass es irgendwann nicht mehr langweilig ist, wenn man lange mit jemandem zusammen ist.' Und dann haben wir noch etwas geredet, aber wie traurig ist das bitte, dass man mit jemandem Schluss macht, weil man sich zu gut kennt?"
Es scheint, als würde Mark zum ersten Mal, seit er begonnen hat zu reden, Luft holen. Und Danny ebenfalls.
Sehr gerne würde Danny Mark darauf ansprechen, dass es letztendlich bei Mark und Ann ja ebenfalls so abgelaufen ist. Nur das sie diejenige war, die Schluss gemacht hat.
Aber das kann er ihm wohl nicht sagen.
„Oh Mann, Mark, ich bleib solange wach, damit du mir so traurige Sachen erzählst?", fragt Danny gespielt empört.
„Tut mir leid, aber das wird mich jetzt wohl noch länger beschäftigen. Stell dir vor, du gibst deine Beziehung auf, weil du dich langweilst."
„Naja, Langweile in einer Beziehung ist schon ziemlich blöd.", sagt Danny und zuckt mit den Schultern. Vielleicht versteht er den Wink.
Tut er nicht.
„Langweilst du dich mit Liz?"
„Ich bin vielleicht zwei Monate mit ihr zusammen, das wäre ja wohl ziemlich dumm.", meint er lachend, aber er sieht seine Chance: „Hast du dich- dich damals mit Ann gelangweilt?"
„Nicht gelangweilt, es war wohl mehr so Routine...", er stockt und ruft dann aus: „Oh Gott, wir waren wie Tom und Anna, nicht wahr?"
Danny zuckt mit den Schultern: „Ich glaub, das weißt du am besten."
„Wird man sich immer langweilen, wenn man viel über jemandem weiß?", fragt Mark.
„Keine Ahnung, ich weiß ja auch so ziemlich alles über dich und ich langweile mich ja auch nicht."
Im Gegensatz dazu, weißt du beinahe nichts von mir, denkt Danny.
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You Fancy A Drink?
Teen FictionJeden Abend erzählt der Barkeeper Mark seinem Freund Danny von seinen Erlebnissen in der Bar. Während persönliche Dinge erörtert und diskutiert werden, wird beiden klar, dass manche Geschichten auch viele Weisheiten für das eigene Leben hergeben. Bi...