Stabler
Liv und ich lieferten uns nach allen Regeln der Kunst ein Blickduell. Ich konnte sehen, wie sie langsam die Beherrschung verlor. Ich wusste ja selbst nicht, warum ich so unheimlich wütend auf sie war. Weil sie sich von Billy als Geisel hatte nehmen lassen? Weil sie sich einfach so für Ally in Gefahr gebracht hatte, ohne mich einzuweihen? Weil Kathy verlangt hatte, dass ich auszog und die Scheidung einreichen wollte? Wenn Amaro nicht wegen Liv von zuhause weg geholt hätte, hätte ich das mit Kathy vielleicht noch klären können. Vielleicht wäre dann jetzt alles in Ordnung. Vielleicht... wollte ich das aber gar nicht.
"Elliot, was willst du hier?", richtete sie sich erneut an mich und dieses Mal konnte ich die Wut in ihrer Stimme deutlich hören. Also rückte ich mit der Katze aus dem Sack und meine Stimme wurde automatisch lauter: "Was sollte das vorhin? Hast du solche Todessehnsucht?"
Sie zuckte zurück: "Bitte?"
Ich machte eine herrische Geste: "Du hast mich schon verstanden. Du kannst nicht erwarten, dass ich jederzeit alles stehen und liegen lasse, um dich zu retten, wenn du mal wieder meinst, die Heldin spielen zu müssen!"
Sie sah mich fassungslos an: "Mich retten? Ich hab' Ally zurück geholt! Und außerdem hab' ich dich nicht darum gebeten, dich einzumischen!"
Ich wandte mich wütend von ihr ab. Sie wollte es einfach nicht verstehen.
"Hast du auch nur eine Sekunde nachgedacht, bevor du der Vorderung eines psychisch labilen Geiselnehmers nachgekommen bist?"
"Elliot...", ihre Stimme bebte. Ich wusste, dass ich zu weit gegangen war. Sie hatte das immerhin getan, um Ally zu retten. Und es war ihr gelungen. Trotzdem konnte ich die Worte, die aus meinem Mund kamen nicht mehr aufhalten: "Vielleicht war es gut, dass Ally entführt wurde und nicht bei uns aufwachsen musste. So konntest du damals als Mutter wenigstens nicht so versagen, wie du es heute tust!"
Ich wollte ihr weh tun. Ich wollte, dass sie sich so fühlte, wie ich mich im Moment. So absolut elend und hoffnungslos. So verzweifelt. Trotzdem fühlte ich ein schlechtes Gewissen, als ich sah, wie sie augenblicklich zurückzuckte, als ob ich sie geschlagen hätte. Doch die Verletzlichkeit in ihrem Blick verwandelte sich einen Moment später wieder in Wut.
"Was ist dein Problem?", schrie sie mich an. Ich raufte mir die Haare und ging wütend auf und ab. Ja, was war mein Problem? Ich hatte schließlich als Vater versagt. Ich war nicht gut für Ally gewesen. Ich. Nicht Liv.
Schließlich sah ich ihr verzweifelt ins Gesicht: "Du! Du bist mein Problem!"
Von einer Sekunde auf die andere, verschwand ihre Wut einfach aus ihren Zügen. Sie senkte leicht das Kinn und sah mich traurig und gleichzeitig enttäuscht an. Auch meine Wut war verpufft und hatte sich in Verzweiflung verwandelt. Ich ging ins Wohnzimmer, nur um dort weiter auf und ab zu laufen. Liv folgte mir. Dann blieb ich stehen und sah sie flehend an: "Ich hab Kathy verlassen. Meine Familie. Meine Kinder..."
Mitgefühl blitzte in ihren dunklen Augen auf. Nach dem, was ich ihr gerade an den Kopf geworfen hatte, hatte ich das eigentlich nicht verdient. Ihre Lippen öffneten sich vor Überraschung einen Spalt breit.
"Ich dachte, zwischen euch würde es wieder besser laufen, jetzt wo du zurück bist... was ist passiert?", fragte sie behutsam. Ich ließ mich unruhig auf die Kante des Sofas sinken, jederzeit bereit aufzuspringen. Ich spürte ihren Blick auf mir, während sie sich mir gegenüber hinter den Sessel stellte und sich auf der Lehne abstützte.
"Mir ist der Kragen geplatzt, als sie mir vorgeworfen hat, dass ich nie für meine Familie da bin, weil ich immer... den Job vorziehe. Obwohl sie damit absolut Recht hat. Ich bin ein schlechter Ehemann", gab ich leise von mir. Liv ging um den Sessel herum und setzte sich vor mir auf den Couchtisch. Sie griff nach meinen Händen. Diese Frau war unglaublich. Nach dem, was sie heute hatte ertragen müssen... und nachdem ich so unmöglich zu ihr gewesen war, brachte sie es trotzdem noch fertig mich zu trösten. Ihr dunkles Braun begegnete meinem Blau: "Du bist ein guter Cop... Man kann nun mal nicht immer beides haben. Geh zu ihr zurück, sag ihr, dass du im Job kürzer trittst... Mach weniger Überstunden oder achte einfach darauf, dass du pünktlich zum Essen zuhause bist. Ihr kriegt das schon wieder hin..."
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Law & Order SVU -Obsession- (Fanfiction)
Hayran KurguBei Polizei und Staatsanwaltschaft gelten Sexualverbrechen als besonders abscheulich. In New York City gehören die engagierten Detectives, die in diesen brutalen Fällen ermitteln, zur Sondereinheit für Sexualdelikte. Dies sind ihre Geschichten. Ein...