Kapitel XXIII

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"Es ist nicht deine Schuld, Trina. Ares und ich hätten bei dir bleiben sollen. Du konntest es nicht wissen.", versuchte Lucien sie zu trösten.
"Was konnte ich nicht wissen Lucien? Was ist denn passiert?"
"Wir haben nicht daran gedacht, dich zu warnen. Du hattest dich nicht unter Kontrolle und bist in einen Blutrausch verfallen."
"Du hast seine Brust zerfetzt und ihm lebensbedrohlich viel Blut genommen, Trina. Ich hoffe, dass er durchkommt oder sich die Lehrerschaft dafür entscheidet, ihn ebenfalls vorzeitig zu verwandeln.", fügte Ares hinzu.
Er half Sam auf. Gray stand mittlerweile schon wieder auf den Beinen. Sie ging zu Graham und umarmte ihn.
"Es tut mir leid, Gray, ich wollte dir nicht wehtun."
"Ist okay, ich lebe ja noch. Hab bloß eine Beule."
Dann entschuldigte sie sich bei Sam, der schon wieder grinsen konnte.
"Bei dir alles gut, Sam?"
"Ja, alles heile."
Sie schaute zur Tür, dann zu Lucien.
"Ich muss zu ihm. Begleitest du mich?"
Er zögerte.
"Na schön, komm", sagte er schließlich.
"Danke, Lucien!"
Sie ging mit ihm zur Krankenstation und sah durch die Glastür die halbe Lehrerschaft stehen. Sie berieten sich offensichtlich, denn einige gestikulierten eifrig und schüttelten dann den Kopf. Trina klopfte an die Scheibe. Nur Mr. Matthews hörte sie. Als er zur Tür kam, sagte Lucien: "Sorry, ich werde jetzt gehen. Hab kein Bock auf einen Anschiss, zumindest jetzt nicht. Den Rüffel werde ich mir schon noch früh genug anhören müssen." Und schon war er weg.

Amon öffnete die Tür und zischte sofort los: "Was hast du nur getan? Bist du wahnsinnig? Wo waren Ares und Lucien?"
"Es tut mir schrecklich leid, Sir. Wie geht es ihm?"
Sie war den Tränen nahe.
"Er wird es nicht schaffen, das kann ich dir jetzt schon sagen. Dazu hast du ihn zu schwer verletzt. Wir müssen jetzt prüfen, ob er vorzeitig verwandelt werden kann."
"Das wollte ich nicht. Ich weiß auch nicht, es ist einfach so passiert."
"Spar dir deine Erklärungen. Komm rein und setz dich hier hin. Mr. Morlet wird gleich bei dir sein und dich anhören."
Er deutete auf einen Stuhl neben der Tür. Gehorsam setzte sie sich und Amon ging zurück zu den anderen Lehrern. Sie schnappte Gesprächsfetzen auf wie: "unmöglich, können wir nicht riskieren" und "keine andere Wahl". Ihr Gewissen wurde immer schlechter. Sie betete zu jeder Gottheit, die ihr einfiel.
"In Ordnung, veranlassen Sie alles", hörte sie Mr. Morlet sagen, dann kam er auf sie zu. "Bitte folgen Sie mir, Ms. Silver."
Er öffnete eine Tür zu einem leeren Krankenzimmer.
"Setzen Sie Sich."
Sie tat, was er wollte und hatte nicht den Mut, dem Schulleiter ins Gesicht zu schauen. Betreten sah sie auf den Linoleum Boden. "Gucken Sie mich bitte an wenn ich mit Ihnen Rede, Ms. Silver. Zuerst, zu Mr. Hayes. Er hat enorm viel Blut verloren durch Sie und wird wohl nicht überleben. Wären seine Rippen nicht im Weg gewesen, hätten Sie ihn bis zum Herz aufgerissen. Wir werden jetzt versuchen ihn zu verwandeln. Allerdings gibt es keine Sicherheit, dass er es schaffen wird, da sein Blutstatus nur unzureichend ist. Das bedeutet, dass er nur schlecht beziehungsweise gar nicht auf das Vampirblut angesprochen hatte. Wir werden ihn jetzt, anstatt wie üblich, nach und nach, auf die harte Tour verwandeln müssen. Und das ist sehr riskant und birgt lediglich eine 50 zu 50 Chance. Das Gute ist, Mr. Hayes ist in sehr guter körperlicher Verfassung und er ist eine Kämpfernatur. So viel dazu. Nun zu Ihnen: Ich gebe Ihnen keinerlei Schuld an dem Geschehen, da ich annehme, dass Mr. Seale und Mr. Walker Sie nicht aufgeklärt haben. Sie werden dies jetzt mit Sicherheit dementieren. Deswegen kann ich keinen Schuldigen dafür verantwortlich machen und muss es unter einem Unfall verbuchen. Das tue ich in diesem Fall auch obwohl ich gezwungen bin, immer korrekt zu handeln. Bei Ihnen weiß ich aber, dass das nicht noch einmal passieren wird und deswegen werde ich eine Ausnahme machen. Vorausgesetzt Mr. Hayes wird überleben. Falls dies nicht der Fall sein sollte, werde ich Sie zur vollen Verantwortung ziehen, einzig, weil mir nichts anderes übrig bleibt."
Trina nickte ab und zu, schwieg aber.
"Gut, Sie können auf dem Flur warten. Man wird Ihnen sofort Bescheid geben, wenn sich etwas ereignet."
Er hielt ihr die Tür auf und sie setzte sich wieder auf den Plastikstuhl.

BlutsMacht - Die ZeremonieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt