„Hey Julia, warte!" rief Thomas. Julia drehte sich um. Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln. Seine schwarzen Haare hatte er zu einem Dutt zurück gebunden.
„Soll ich dich nach Hause begleiten?" Am liebsten hätte Julia gerufen „Ja" denn sie brauchte Gesellschaft. Nachdem sie sich mit Will gestritten hatte. Er hatte sie ausgefragt, wegen dem was Emily gesagt hatte. Er hatte sie als Schlampe bezeichnet und war gegangen. Sie nickte und Thomas strahlte sie an. Irgendwie fand sie es süß, sein Lächeln. Sie verstand nicht, wieso Thomas immer so nett zu ihr war, obwohl Julia sein beste Freundin so verletzt hatte.
„Hast du was von Emily gehört?" fragte Julia ohne Thomas anzusehen, während sie beide weiter gingen. Der schwarzhaarige Junge schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich wollte nachher zu ihr fahren. Willst du mitkommen um selber nach ihr zu sehen? Das könnte eure Freundschaft fördern." Julia musste leicht lachen. Wie naiv Thomas doch ist, dachte sie. Würde sie bei Emily auftauchen würde diese Julia den Hals umdrehen.
„Ich glaube das ist keine gute Idee." Sie sah auf den Boden. „Wieso? Es könnte euch helfen. Emily würde sehen, dass sie dir wichtig ist." Thomas verstand es nicht. Es würde nichts bringen.
„Thomas hör mal, Emily hasst mich und das zu Recht. Ich hab was dummes gemacht." Er versuchte leicht zu Lächeln. Sie brauch sich nicht immer die Schuld geben, dachte er.
„Gib dir nicht immer die Schuld. Du hast dich schon so oft bei ihr entschuldigt. Sie muss auch endlich mal lernen zu vergeben." Julia seufzte. Sie mochte Thomas. Aber er war naiv. Und er verstand nicht, dass Julia einen Fehler gemacht hatte, den man nicht einfach verzeihen konnte. Es würde sie nicht wundern, wenn Emily ihr nie verzeihen würde.
„Thomas, es liegt nicht nur an ihr. Du weißt nicht was ich getan habe. Wüsstest du es, würdest du es auch verstehen." sie sagte das forscher als sie eigentlich wollte. Der schwarzhaarige Junge sah auf seine Schuhe. Er wollte nur helfen. Und das wusste Julia auch. Alles was er wollte, war dass sich Emily und Julia wieder vertragen. Sie harkte sich zaghaft bei ihm ein. „Vielleicht fällt sie irgendwann mal auf den Kopf und vergisst, dass sie mich hasst." scherzte Julia. Insgeheim hoffte sie, dass irgendwann so etwas passiert. Es nervte sie, dass Emily sie hasste und in Wirklichkeit hatte sie auch keine Lust auf die Freundschafts-Therapie. Aber was sollte sie machen? Auch wenn Emily's arrogantes Verhalten ihr auf die Nerven ging, wollte sie die Freundschaft neu aufbauen. Sie vermisste die Zeit, in der sie und Emily zusammen bei Emily zu Hause waren und stundenlang redeten. Wie sie jeden Sonntag essen gegangen sind. Immer im gleichen kleinen Restaurant. Und wie sie beide immer nachts auf Emily's Dach saßen und versuchten die Sterne zu zählen. Doch dann kam der Unfall. Es war nicht zu beschreiben, wie sehr sich Emily verändert hatte. Die beiden Mädchen kannten sich seit sie vier Jahre alt waren. Immer waren sie zusammen. Für alle war es ein Schock zu erfahren, dass ihre Freundschaft beendet war.
„Emily hat bald Geburtstag. Ich wollte für sie eine kleine Party organisieren." Thomas brach die Stille. Julia hatte gar nicht bemerkt, wie lange sie nicht mehr was gesagt hatte. Ihr Gesichtsausdruck war nicht begeister. Eine Party? Für Emily? Redeten sie von der gleichen Emily?
„Ich bin mir nicht sicher, ob das so gut ist Tommy. Emily hasst Partys. Vor allem Überraschungspartys. Sie wird dich umbringen. Riskiere es nicht." Thomas schmunzelte nur. Er hatte sich schon genau überlegt, was er ihr schenken könnte. Und alleine für dieses Geschenk würde Emily ihn umbringen. Dann wäre eine Überraschungsparty sein kleinstes Problem.
„Also ich meine auch keine richtige Party. Nur Connor, Emily, du und ich." Julia machte große Augen. Er war doch wahnsinnig. Sie, Julia, auf Emily's Geburtstagsparty? Emily würde Thomas auf die schlimmste Art und Weise töten, die es gab.
„Es war schön dich gekannt zu haben. Emily wird dich töten." sagte sie und klopfte ihm auf die Schulter. Sie hat Recht, dachte er. Wenn es etwas gab, dass Emily mehr hasste als Partys, dann waren es Überraschungen. Oder Julia. Aber das Geschenk, das er für seine beste Freundin hatte, war einfach perfekt. Natürlich würde sie ihm im ersten Moment den Hals umdrehen wollen, aber trotzdem war es eine gute Idee.
„Vertrau mir Julia, sie wird sich freuen. Ich kenne meine beste Freundin."
„Ja, ich auch. Etwas länger als du. Vertraue mir, sie wird ausflippen." Julia betonte stark das ‚mir'. Es war eine total bescheuerte Idee. Eine Überraschungsparty, mit einem Überraschungsgeschenk und zum allen Überfluss dann auch noch Julia mitten drin. Aber was sollte sie schon tun? Thomas hatte sich die Geburtstagsparty in den Kopf gesetzt und sie konnte ihn nicht davon abbringen. Das hellbraunhaarige Mädchen seufzte.
„Wenn sie ausflippt, dann sag ihr wenigstens, dass ich unschuldig bin und von Anfang an dagegen war okay? Sie hat schon genug Hass auf mich." Thomas nickte mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen. Es freute sie, dass er glücklich war. Er war ein toller bester Freund. Gerne hätte sie einen wie Thomas. Einen besten Freund.
„Dann lass uns mal alles organisieren, denn so lange ist es nicht mehr bis zu ihrem Geburtstag." Julia hatte Recht. Es war nur noch eine Woche. Thomas nickte. Sie mussten beide schnell alles planen. Glücklicherweise hatte Thomas sich schon vor einem Monaten darum gekümmert, Emily's Geschenk zu besorgen. Julia blieb stehen. Sie waren bei ihrem Haus angekommen. Es war ein mittelgroßes Ein-Familien-Haus in beige. Vor der Garage lag das Fahrrad ihres kleinen Bruders Isaac. Der Apfelbaum vor dem Haus trug endlich wieder Äpfel. Die besten Äpfel in ganz Oakdale hingen an diesem Baum. Julia musste leicht lächeln, als ihr Blick auf den Apfelbaum fiel. Emily und sie hatten den Baum zusammen gepflanzt. Voller Stolz hatte Emily den kleinen Baum Leonardo genannt. Julia vermisste diese Zeit. Ihre Eltern liebten Emily schon immer und fragten immer noch jeden Tag, wie es ihr ginge. Vor allem nach dem Unfall. Anfangs hatte es Julia genervt. Alle interessierten sich plötzlich nur noch für Emily. Ging es Emily gut? Wie würde sie klar kommen? Bekam sie Hilfe? Und wo war die Interesse für Julia? Keiner fragte wie es bei ihr lief. Im Nachhinein war es einfach nur egoistisch von Julia gewesen. Zu verlangen, dass man sich für sie interessierte, nachdem Emily etwas widerfahren ist, das man nicht einfach vergessen konnte. Sie war eine schlechte Freundin gewesen. Eine schlechte beste Freundin.
„Hey, was ist los?" fragte Thomas und sah besorgt zu dem Mädchen runter. Thomas war entweder ziemlich groß oder sie ziemlich klein. Eher letzteres. Mit ihren 1, 63 Metern konnte sie nicht gerade behaupten, dass sie groß war. Julia drehte sich zu Thomas. Sie hatte nicht bemerkt, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. Schnell wischte sie sich die warmen Tränen weg. Auf keinen Fall wollte sie ihm erzählen woran sie gedacht hatte.
„Ich war in Gedanken vertieft. Entschuldige bitte." Plötzlich nahm Thomas Julia in seine Arme. Erschrocken reagierte sie im ersten Moment nicht. Doch Thomas hielt sie fest in seinen Armen. Julia fühlte sich sicher. Um Thomas nicht dumm dastehen zu lassen, schlang sie vorsichtig ihre Arme um seinen Torso.
„Danke." flüsterte sie in seine Schulter. Thomas löste sich langsam von dem dünnen Mädchen vor sich. „Ich nehme an, du wirst mir nicht sagen was los ist, richtig?" Julia schüttelte stumm den Kopf. Alles was Thomas erwiderte war ein einfaches Nicken. Trotzdem war ein Lächeln auf seinem Gesicht. Dieses Lächeln. Niemand konnte dieses Lächeln aus Thomas' Gesicht verschwinden lassen. Nicht einmal Emily war dazu in der Lage. Erneut umarmte Julia Thomas. Es war für ihn nicht so leicht von ihr umarmt zu werden. Vor allem eine so lange Umarmung. Er mochte sie, er mochte sie so sehr. Doch er musste seine Gefühle unterdrücken. Der Freundschaft wegen. Er war sich sicher, dass sie ihn nicht so mochte, wie er sie.
„Also, wollen wir?" fragte Julia und löste sich von dem schwarzhaarigen Jungen. Nachdenklich sah sie seine Haare an. „Und dann schneiden wir diese langen Haare ab." Thomas lachte. Julia sagte ihm oft, dass er sich die Haare abschneiden lassen soll. Wenn er drüber nachdachte, sagte Emily ihm das immer und Connor ebenfalls. Immer wieder fragte Emily ihn, wieso er so lange Haare hatte, wieso er sie sich nicht mal kürzt. Connor sagte ihm, bei den Mädels würde er mit solchen Haaren nicht landen. Doch er hörte nicht darauf. Seine schwarzen Haare, die ihm gerade bis unters Kinn gingen, blieben.
„Oh nein. Die Haare bleiben." Julia schüttelte heftig den Kopf. Sie konnte es nicht verstehen. Wieso wollte er die Haare so lang lassen.
„Oh doch mein Lieber. Ich werde dir irgendwann die Haare schneiden." Ein helles Lachen ertönte aus seinem Mund. Er legte seinen Arm um ihre Schultern.
„Irgendwann mal. Irgendwann mal." sagte er und ging mit ihr in das Familienhaus.
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Kinda friends
Teen FictionEmily Brown und Julia Young waren beste Freunde solange sie denken konnten. Bis ein tragisches Ereignis alles ändert. Nun kann Emily nicht aufhören Julia zu hassen. Doch Emily's bester Freund Thomas kann das nicht hinnehmen und steckt die beiden in...