Teil 1
Die MenschenweltKapitel 1
,, Du bist zu spät!'',
hallte die Stimme durch den Raum, dass es mir das Blut in den Adern gefror.
,,Tut mir leid... ich... ähm ...'',
stammelte ich. Das war nicht gerade der beste Start in das neue Schuljahr. Schon jetzt blamierte ich mich vor der gesamten neuen Schulklasse. Von meiner neuen Lehrerin ganz zu schweigen. Dabei hatte ich diesen Tag schon seit Wochen durchgeplant. Ich hatte mir aufgeschrieben, welche Kleidung ich zu tragen hatte, Frisur ich mir an diesem Tag machen sollte und sogar welches Shampoo ich für meine Haare verwenden musste. Ja! Ich liebte durchgeplante Tage. Alles hatte seine Ordnung und nichts konnte aus dem Ruder laufen, da Alles bis ins letzte Detail durchgegangen war. Naja! Dachte ich zumindest.
,, Ist dir bewusst, dass in meinem Unterricht alle pünktlich zu kommen haben?'', fragte mich Frau Kartolz mit zuckersüßen Lächeln und rückte ihre Brille zurecht.
,, A-aber natürlich, Frau...'',
setzte ich stotternd an.
,, Ist dir klar, dass das eigentlich ein Verstoß gegen die Zeitordnung, also gegen die Schulregeln ist?'',
unterbrach sie mich ungerührt mit eiskalter Stimme und ihre Augen bohrten sich noch tiefer in Meine. 30 Augenpaare starrten mich an und ich merkte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Ich hatte schon sehr lange nicht mehr vor Wut geweint und wollte es auch nicht vor allen Leuten vorführen. Um meine wässrigen Augen zu verbregen und gleichzeitig vor dem bohrenden Blick Frau Kartolzes zu entfliehen senkte ich den Kopf.
,,Ja.'',
flüsterte ich. Ich merkte, wie meine Lehrerin von mir abließ und in ihren Unterlagen blätterte. Mein Herz raste und ich merkte, wie etwas Nasses meine Wange hinunterlief. Was würde nun passieren? Würde sie mir tatsächlich einen Verweis geben? Oder würde ich gerade so mit einer Verwarnung davonkommen? Ich hatte viel von Frau Kartolz gehört, aber so gemein hatte ich sie wirklich nicht eingeschätzt. Mittlerweile hatte sie einen Kugelschreiber aus ihrem Mäppchen gefischt und begann damit unablässig mit dem Ding herum zu knipsen. Ich biss mir so stark auf die Lippe, dass sie aufplatzte und ich Eisen schmeckte. Mit jeder Minute hasste ich diese Frau mehr. Endlich verstummte der Kugelschreiber und meine Muskeln spannten sich an, gefasst auf das Schlimmste.
,,Setzt dich, Melody. Für heute hast du Glück gehabt''.
Zitternd holte ich tief Luft. Meine Muskeln entspannten sich allmählig und ich merkte, wie mein Puls langsam nach unten sank. Das war ja gerade noch mal gut gegangen. Doch trotz der großen Erleichterung hielt ich mich zurück. Hatte sie mir wirklich die Wahrheit erzählt und mir keine Bestrafung wenn auch heimlich untergeschoben? Nein. Etwas stimmte nicht. Das war nicht ihre Art. Als ich merkte, dass ich mich seit sie gesprochen hatte kein Stück bewegt hatte, hob ich schnell meine Tasche auf und wischte mir meine Haare aus dem Gesicht. Bevor irgendjemand etwas sagen konnte ging ich schnellen Schrittes nach hinten und setzte mich neben Lisa, die mir wie immer einen Platz freigehallten hatte. Endlich begann der Unterricht und die Klasse verfiel wie immer in ein schläfriges Morgenklima.
,, Das nächste Mal, wenn du zu spät kommst, nimm dir wenigstens ein Taschentuch mit.'',
meinte meine beste Freundin und grinste. Erschrocken griff ich mir an die Lippe und als ich meine Hand wegzog, war sie voller Blut. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken und zum ersten Mal fiel mir auf, wie sehr meine Lippe eigentlich brannte. Ich musste dort vorne wie ein Monster ausgesehen haben! Wie peinlich. Lisa reichte mir schnell ein Taschentuch und ich betupfte damit meine Wunde. Das würde kein guter Tag werden, dachte ich mir.
Der Rest des Unterrichts verlief relativ belanglos. Ich wurde nicht weiter schikaniert, abgesehen von den kalten Blick Frau Kartolzs. Als die Schulglocken das Ende der ersten Unterrichtsstunde verkündeten, war ich die Erste, die zusammen mit Lisa aus dem Klassenzimmer stürzte. Wir drängten uns durch den dichten Strom der Schüler, die ebenfalls auf dem Weg in ein neues Unterrichtsfach waren, und schafften es schließlich in einen nicht allzu vollen Gang zu schlüpfen.
,,Kennst du eigentlich unseren neuen Mitschüler so?'',
fragte ich. Ich hatte keine Ahnung, wer die anderen waren, da wir die Einzigen aus unserer alten Klasse waren. Unsere Klasse hatte mit den Anderen relativ wenig am Hut gehabt und ich hatte es bis zu diesem Zeitpunkt nicht für nötig gehalten Kontakte außerhalb meiner Klassengemeinschaft aufzubauen. Wie gesagt. Bis zu diesem Zeitpunkt.
,,Nur ein paar mit den ich in der Grundschule war.'',
meinte sie stirnrunzelnd.
,, Da wäre beispielsweise Zoe''.
Sie nickte in Richtung eines nur wenige Meter entfernten Mädchens. Sie hatte rabenschwarzes, glattes Haar, dass sie zu einem dicken Zopf geflochten hatte, der bis zu ihrer Taille reichte. Ihre Wangenknochen traten leicht hervor und ihre Haut war unter der dicken Schicht Makeup nichtmehr zu erkennen.
,, Kein gute Teamplayer. Vor Allem nicht bei Referaten. Ich sag dir. Als ich ein Referat über Fische mit ihr machen musste in der 4. Klasse war ich kurz davor die ganze Sache abzubrechen. Und ein echter Jungenschwarm. Die Typen liegen förmlich ihr zu Füßen''. Lisa verdrehte die Augen. ,, Wie kann man sich nur in so eine Zicke verlieben!''.
Sie schüttelte verärgert den Kopf. Ich runzelte die Stirn.
,, Bist du ok?'',
fragte ich.
,,Ja, ja!'',
antwortete sie. Ich kniff die Augen zusammen. Lisa und ich kannten uns schon so lange. Ich wusste ganz genau, dass sie etwas verbarg, auch wenn ich nicht wusste was. Ich seufzte. Trotzdem war mir auch klar, dass es keinen Sinn hatte, ewig auf sie einzureden. Wenn sie etwas nicht preisgeben wollte, bekam man es nicht aus ihr heraus, egal, was man versuchte.
,,Mel? Hörst du mir zu?''.
Verwirrt blickte ich nach oben.
,,Was?''.
Lisa musste grinsen.
,, Ich habe dich gerade gefragt, ob du Nicklas kennst?''.
Ich schüttelte mich, um mich von meinen Gedanken wegzureißen und nicht ausversehen die Treppen hinunter zu stürzen.
,, Richtig! Ähm... nein. Nicht wirklich! Ähh... ich meine gar nicht''.
Lisa begann zu kichern.
,, Gib doch einfach zu, dass du gar nicht weißt, von was ich gesprochen habe!''.
Nun fiel auch ich in das Gelächter mit ein und so gingen wir beide vor uns her glucksend die große Treppe hinunter. Als wir uns schließlich beruhigt hatten erinnerte ich mich, dass sie mir etwas über einen Jungen erzählen wollte. War seine Name nicht Nils gewesen?
,, Der Junge von vorhin.'', fragte ich Lisa.,, Wie bist du auf ihn gekommen? Ist er auch aus deiner Grundschule?''.
Meine beste Freundin schüttelte den Kopf.
,,Nein! Nicklas ist vor zwei Jahren neu hierhergezogen. Dafür hat er sich ziemlich gut hier integriert. Außerdem ist er Zoes Freundin''.
Sie steckte sich den Zeigefinger in den Mund und gab würgende Geräusche von sich. Ich musste kichern.
,,Naja!'', meinte sie schulterzuckend und warf mir einen verschwörerischen Blick zu. ,,Aber von schlechten Eltern scheint er nicht zu kommen''.
Ich zog eine Augenbraue nach oben.
,,Was soll das heißen?'', fragte ich sie und warf ihr einen meiner Was-heckst-du-jetzt-schon-wieder-aus-Blicke zu.
Doch Lisa hörte mich nicht und schien etwas sehr Interessantes am Ende des Ganges entdeckt zu haben. Doch ich kannte die Tricks meiner Freundin.
,,Ich meine es ernst, Larissa! Was meinst du damit??'',
fragte ich ein weiteres Mal und verschärfte meinen Blick.
,, Gerade aus!'', wisperte sie, ohne ihren Blick abzuwenden.
Ich verdrehte verärgert die Augen.
,,Lisa! Wenn du glaubst, dass du mich so leicht...'', begann ich und blickte nach vorne.
Dann stockte mir der Atem. Direkt vor unserem Klassenzimmer stand eine Gruppe Jungen. Sie lehnten an der Wand, warfen sich gegenseitig Sachen an den Kopf, die sie wiederum unter schallendem Gelächter selbst abbekamen. Und mitten unter ihnen stand er. Sein blondes Haar war wie bei den restlichen Jungen nach oben gestylt. Er trug einen weißen Hoody mit einer schwarzen Aufschrift, die ich nicht entziffern konnte. Er hatte eine feine Nase und seine dünnen Lippen umspielte ein zartes Lächeln, dass mein Herz flattern ließ. Doch das Einzige worauf ich achtete waren seine Augen. Augen sagen viel über Menschen aus, auch wenn mir jetzt viele wiedersprechen würden. Man muss sie nur verstehen können und in ihnen lesen können. Seine Augen hatten etwas Durchdringendes. Nicht wie die von Frau Kartolz. Auf eine warme und ... komischerweise vorsichtigen Art und Weise, die ich nicht beschreiben konnte. Auch erkannte ich einen Hauch von Abenteuer und Neugier, der sich in meinen wiederspiegelte. Seine Augenfarbe war wie kaltes Wasser, dass auf Feuer trifft. Eine Mischung, die sehr gut zu seinem äußeren Aussehen passte, wie ich fand. Unsere Blicke trafen sich und es schien mir als stockte mir dir Atem. Alles um mich herum begann sich zudrehen und verschwamm. Das einzige, was ich sah waren seine Augen. Seine wunderschönen blau-gelben Augen. Es fühlte sich an, als würde ich förmlich in seinen meerblauen Augen ertrinken, als mich plötzlich eine bekannte Stimme in die Realität zurückholte.
,,Dich scheint es ja wirklich erwischt zu haben, stimmts? Wenn du noch länger hier rumgaffst, wird's echt weerd. Außerdem grinst du wie ein Honigkuchenpferd ''.
Lisa schnipste mit ihrem Finger vor mein Gesicht und ich begann wieder zu blinzeln.
,,Wer...'', ich schluckte und versuchte nicht länger seine Augen zu mustern , ,,wer ist das?''.
Ich sah, wie sich Lisa auf die Lippe biss.
,,Das, meine Liebe, ist Nicklas''.
Ich merkte, wie sich in meinem Brustkorb ein Knoten bildete und mein Herz, dass vor ein paar Sekunden noch heftig geflattert hatte, sank mir in die Hose. Zum zweiten Mal an diesem Tag stiegen mir Tränen in die Augen. Doch diese Mal schluckte ich sie mühsam herunter.
,, A-also ist er...'',
begann ich und versuchte mir meinen inneren Aufruhr nicht anmerken zu lassen.
,, ...Zoes Freundin! Schön, dass du das auch schon gecheckt hast, Schnell Checker'',
beendete Lisa meinen Satz und rollte mit den Augen. Sie hielt nicht gerade viel von Liebe und war auch nicht sehr einfühlsam. Etwas, was manchmal sehr schwierig für mich war. Ich atmete tief durch und straffte meine Schultern. Ich würde ihn einfach nicht mehr anblicken und dann, würde alles okay werden. Wie Unrecht ich doch nur hatte.
Hey guys!
Hoffe dieser erste Teil hat euch gefallen und würde mich sehr über Rückmeldung in den Comments freuen!;)
Votes sind auch erwünscht.
Ich weiß, einige werden sehr verwirrt sein, dass ich dieses Buch hier teilweise hochgeladen und dann wieder gelöscht habe, was vor allem daran liegt, dass ich dieses Buch über zwei Jahre geschrieben habe bzw. immernoch schreibe (pls don't judge me!) und ich deutlich jünger war als ich den Anfang geschrieben habe.
Aber der Stil wird besser (hab ich zumindest das Gefühl)! xD
Stay safe und bleibt freundlich zu eueren Mitmenschen!^^
Eure Serafina
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Morkan
FantasyEtwas scheu, leidenschaftliche Gitarristin und ein wenig verklemmt. Das ist Melody. 15 Jahre alt und am Anfang ihres 10. Schuljahres. Ihr Beginn ist allerdings noch ausbaufähig. Schon an ihrem ersten Schultag missrät so ziemlich alles, was nur missr...