Kapitel 48

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Benson

Elliot nahm mich in einem Streifenwagen mit zum Revier. Die ganze Fahrt über lehnte mein Kopf an der Scheibe und ich tastete immer wieder abwesend meinen pochenden Kiefer ab. 

"Hast du Schmerzen?", fragte El besorgt und warf mir einen kurzen Blick zu. Ich lächelte leicht: "Ich hab' ein bisschen was abbekommen, aber es geht mir gut."

Wir schwiegen eine Weile, dann wandte ich ihm mein Gesicht zu: "Wie geht es Ally? Und Noah?"

"Noah wird sich freuen, sein Fläschchen endlich wieder von seiner Mommy zu bekommen. Ich hab' Ally geschrieben, dass du draußen bist. Sie hat gesagt, sie fährt nachhause und löst Lucy ab."

Ich schluckte: "Wie sauer war sie, El?"

Er seufzte: "Ziemlich. Aber wohl genauso sehr auf mich, den Captain und das ganze FBI, wie auf dich."

Ich sah aus dem Fenster. Ich hatte es sowas von verdient. Ich hatte sie schrecklich behandelt, als sie im Gefängnis aufgetaucht war. Aber ich hatte sie aus der Schusslinie schaffen müssen. Wir war keine andere Wahl geblieben.

"Hey, das gibt sich schon alles nach und nach. Ally fängt sich wieder, du wirst sehen", meinte Elliot sanft und löste eine Hand vom Lenkrad, um sie auf meinen Oberschenkel zu legen. Ich kam mir seltsam losgelöst von meinem Körper vor.

Einige Minuten später saß ich in Cragens Büro und Elliot hatte mir eine Decke um die Schultern gelegt. Mein Kiefer pochte fürchterlich und ich fühlte mich noch immer wie betäubt. Ich hatte das dringende Bedürfnis zu duschen und mich von dem nicht vorhandenen Schmutz auf meiner Haut rein zu waschen. Während Elliot und der Captain besprachen, wie es weiterging, hörte ich kaum zu. Ich war vollkommen fertig. So adrenalingeladen ich während meiner Diskussion mit Porter auch noch gewesen war, gerade fühlte ich mich, als könnte ich auf der Stelle einschlafen. 

Ich starrte auf die Tür, ohne wirklich etwas zu sehen, bis eine Bewegung mich dazu brachte, meine Sicht wieder scharf zu stellen. Da war sie. Ally. Sie hatte Noah auf dem Arm und blickte mir mit bebenden Lippen entgegen. Ich sah die Tränenspuren auf ihren Wangen und die Wut in ihren Augen. Sofort fühlte ich mich noch schlechter. 

Ich kam langsam auf die Füße, aber Ally war schon im Büro und baute sich vor mir auf. Einen Augenblick lang wirkte sie, als würde sie mir am liebsten alles Mögliche an den Kopf werfen und so viele Emotionen huschten über ihr hübsches Gesicht, aber dann hielt sie mir Noah wortlos hin. Ich sah sie verständnislos an, aber nachdem sie keine Anstalten machte, ihn wieder an sich zu drücken nahm ich meinen Sohn auf den Arm und hauchte seinem kleinen Köpfchen einen Kuss auf. Er schlummerte friedlich. Ally hingegen drehte sich einfach auf dem Absatz um und ging.

"Ally?", rief ich ihr mit zitternder Stimme nach. Im Türrahmen hielt sie inne, drehte sich noch einmal zu mir um und murmelte grimmig: "Ich bin froh, dass du nicht tot bist."

Dann verließ sie das Büro und ließ mich einfach stehen. Cragen und El hatten die Szene genauso sprachlos beobachtet wie ich. Ich wechselte einen Blick mit Elliot, dann gab ich Noah einen weiteren Kuss, bevor ich ihn an seinen Vater übergab und die Decke über die Stuhllehne hängte. Ich folgte Ally nach draußen und konnte sie zunächst nirgendwo entdecken. Also eilte ich in den Gang vor den Aufzügen und fluchte innerlich, als ich sah, dass sie sich gerade geschlossen hatten und auf dem Weg nach unten waren. 

Allerdings ertönte eine Sekunde später ein ähnlicher Fluch wie der, der mir gerade durch den Kopf gehuscht war und ein dumpfer Schlag hallte von den Wänden wieder. Ich entdeckte Ally ein Stück den Gang runter, wie sie frustriert gegen einen Snack-Automaten trat, der anscheinend ihr Kleingeld gefressen hatte. Ich betrachtete sie liebevoll und gleichzeitig voller Schmerz. Ich hatte Mist gebaut. Verdammt großen Mist. In diesem Moment entdeckte sie mich. Auf der Stelle machte sie kehrt und ging in Richtung des Treppenhauses.

Law & Order SVU -Obsession- (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt