13. „Nicht witzig, V."

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... oder „Seltsame Sauköppe."
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Liv schlief friedlich in Jaspers Armen. Ihre Gesichtszüge waren entspannt und er konnte ihre tiefe innere Ruhe spüren. Keine Anzeichen davon, dass die Alpträume sie gefangen nahmen oder in naher Zukunft nehmen würden.

Während sie den Schlaf der Gerechten schlief, schrie Jaspers innere Stimme ihn seit Stunden an. Brüllte immer wieder, was er doch für ein Idiot war. Obwohl er möglichst ruhig atmete, um Livs Ruhe nicht zu stören, konnte er die Unruhe, die sein Herz galoppieren ließ und seinen ganzen Körper zum Zerreißen anspannte, kaum bezwingen. Er konnte einfach nicht fassen, was er getan hatte. Dass er zugelassen hatte, dass sie miteinander schliefen. Höhnisches Lachen brach aus ihm heraus. Triebgesteuerter Idiot. Erschrocken zwang er sich zur Ruhe,  als Liv sich unruhig bewegte.

Er könnte ihr die Erinnerung nehmen...
Dieser Gedanke geisterte immer wieder durch seinen Kopf. Stieß sich an seinem schlechten Gewissen, prallte von der Kiste mit lauter guten Ideen, die er in seinem Kopf aufhob ab und schnellte von einem wütenden Abbild des Herrn zurück. Das würde sie ihm nie verzeihen. Aber das würde sie auch nie erfahren.

Als Liv sich langsam regte, hatte Jasper sein Gefühlschaos noch immer nicht völlig unter Kontrolle. Auch war es ihm nicht gelungen, die unangemessenen Empfindungen für Liv wieder dort zu vergraben, wo sie jahrelang geruht hatten. Verborgen. Verschleiert. Fast vergessen.

Sie blinzelte ihn an und ein verschmitztes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Vergessen war Jaspers letzter Gedankengang, als sie ihren erdbeerroten Mund auf den seinen senkte. Ihr zufriedenes Seufzen verscheuchte auch den letzten Rest des schlechten Gewissens.

Plötzlich riss Liv die Augen auf. „Ich erinnere mich daran, dass wir Sex hatten. Warum erinnere ich mich daran, dass wir Sex hatten?"

Jasper Blut gefror in seinen Adern. Verdammt. „V, ich kann das erklären..." Konnte er nicht. Was sollte er jetzt tun? Er hatte es gewusst, das Ganze war von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen.

Lautes Lachen brach aus ihr heraus, während sie dabei zusah, wie sämtliche Farbe aus Jaspers Gesicht wich. „Du müsstest dein Gesicht sehen, du böser und furchterregender Dämon."

Ihm dämmerte nur langsam, dass alles in Ordnung war. „Nicht witzig, V." Schmollend zog er eine Schnute und schob sie von seiner Brust. Liv war sich unsicher, ob er tatsächlich beleidigt war oder ob er nur schauspielte. Kurzerhand erhob sie sich und ließ sich auf seinen Schoß gleiten. Augenblicklich legten sich seine Hände auf ihre Hüften.

„Es tut mir leid, J." Lächelnd küsste sie sich von seinen Lippen, über seinen Hals, hin zu seiner Brust. Sanft streichelten ihre Hände dabei durch seine Haare, kraulten seinen Nacken und bahnten sich einen vorsichtigen Weg hin zu Jaspers Mitte.

„V, wir sollten..." Sie unterbrach ihn, indem sie aufhörte seinen Bauchnabel zu küssen und ihr Gesicht ganz nah an seines heran brachte.

„Du wirst das hier nicht kaputt reden. Ich will nichts über Verantwortung, Beschützer, Engel, Dämonen und Dinge hören, die mir das hier", sie schwenkte einmal mit der Hand über sich und ihn, bevor sie sie wieder in seinen Haaren vergrub, „ruinieren."

Er wollte nicken. Wirklich. Alles in ihm schrie danach zu nicken.

Während er in ihre funkelnden, grünen Augen sah, bemerkte er unter seinen Zweifeln, seinen Schuldgefühlen und seinen Ängsten, ihre Verunsicherung, ihre Scham, ihre Befangenheit. Und dann wusste er, was richtig war.

Guardian DemonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt