Kapitel 11: Böses Blut

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POV Lucinda

Während wir zum Schmetterlingsanwesen liefen, konnte ich nicht verhindern, dass mein Herz vor Nervosität schneller klopfte. Die anderen, bis auf Mitsuri vielleicht, konnten mich davor ja schon nicht leiden, da würden sie mich jetzt wohl wirklich hassen. Zumindest vermutete ich das. Mir war es relativ egal was sie dachte, ich befürchtete nur die Konsequenzen davon. Was wäre wenn sie Giyuu die Schuld gaben, weil er ja eigentlich auf mich aufpassen sollte.
Doch egal wie ich es drehte und wendete, ich würde früher oder später um ein Zusammentreffen nicht drumherum kommen.
‚Ganz ruhig Lucinda, du hast schon schlimmeres erlebt, also hör auf dich so benehmen.', schalt ich mich in Gedanken während ich meine Umgebung ausblendete. Als wir vor dem Anwesen standen, sah ich aus meinem Augenwinkel eine Bewegung und wich instinktiv zurück. Gerade noch rechtzeitig, denn sonst wäre ich in einer Umarmung mit Mitsuri gelandet, die auf mich zugerannt war. „Lucinda!", rief sie und schien ehrlich erfreut darüber mich zu sehen. Sie strahlte mich förmlich an als wäre ich eine Heilige und zog mich, trotz meines vorherigen Ausweichsversuch in eine knochenzerbrechende Umarmung.
„Stopp, ich krieg keine Luft!", japste ich während ich versuchte mich herauszuwinden. Als ich einen Blick zur Seite warf, bemerkte ich außerdem, dass Giyuu meine verzweifelten Befreiungsversuche nur amüsiert beobachtete und keine Anstalten machte mir zu helfen. Ich schenkte ihm einen bösen Blick während Mitsuri endlich von mir abließ. „Es wundert mich, dass sich überhaupt jemand über meine Rückkehr freuen kann.", murmelte ich finster. Schuldgefühle kamen schon wieder in mir hoch.
„Was?! Wie kannst du sowas denken, du hast uns doch schließlich alle gerettet!", sagte Mitsuri freudig. „Aber auch erst in Gefahr gebracht.", konterte ich. Ohne darauf einzugehen, redete die Liebessäule weiter: „Wo warst du überhaupt die ganze Zeit?" Ich unterdrückte ein Seufzen. Ich hatte sie wirklich lieb gewonnen, aber ihre redselige und überschwängliche Art war nichts, was ich auf Dauer aushalten konnte.
„Weg.", sagte ich deshalb nur trocken.
„Und das war auch gut so!", ertönte hinter mir eine weitere Stimme. Meine Gesichtszüge verhärteten sich als ich die Stimme erkannte. „Mich freut es genauso wenig dich zu sehen, wie du mich, Sanemi.", antwortete ich kühl.
‚Na klasse.', dachte ich. ‚Von allen, die mich nicht leiden können, muss es genau er sein.'
Ich drehte mich nun um und begegnete dem wütenden Blick der Windsäule mit einem genauso todbringendem. „Warum ist die überhaupt wieder hier? Hast du, die etwa angeschleppt, Tomioka?!", blaffte er. Genau sowas hatte ich befürchtet. Dann schaltete sich glücklicherweise Mitsuri ein. „Wie auch immer, sie ist wieder da und auch Meister Oyakata ist mit ihr einverstanden...", sagte sie schnell. „Komm mit!", meinte sie, diesmal an mich gewandt und zog mich mit ins Schmetterlingsanwesen. Ich spürte noch den wütenden Blick der Windsäule im Nacken als ich mich von Mitsuri mitziehen ließ. „Das fängt ja gut an.", seufzte ich nur. Die Liebessäule blieb stehen und sah mich wieder mit einem breiten Lächeln im Gesicht an. „Aber ich freu mich dich zu sehen! Und ich glaube es gibt noch mindestens eine weitere gewisse Person, die das auch tut!", sagte sie mit einem leichten Kichern. Ich spürte wie mein Gesicht heiß wurde und sah schnell zur Seite. „Awwww, sieh nur Giyuu wie süß sie aussieht, wenn sie rot wird.", quietschte sie.
‚Herrgott, kann ich mich bitte in Luft auflösen.', dachte ich. „L-lass das!", sagte ich etwas stotternd. Jemand ergriff von hinten meine Hand und blickte wieder auf. Es war Giyuu.
„Komm jetzt, wir müssen noch deine Verletzungen versorgen.", sagte er nur kurz. Ich nickte und verabschiedete mich von Mitsuri, die gar nicht mehr aufhörte zu grinsen. ‚Kann so jemand wie sie überhaupt je schlechte Laune haben.', dachte ich. Nichtsdestotrotz hatte ich mich gefreut und war auch erleichtert über die Tatsache, dass sie mir die vergangenen Ereignisse nicht allzu übel nahm.
Kurz darauf kam uns schon Shinobu entgegen, die uns nur mit einem undefinierbaren Blick ansah. „Äh, hallo Shinobu.", sagte ich.
„Lucinda, wie schön dich noch lebend anzutreffen.", antwortete sie nur. ‚Okay, was soll das heißen.'
Die Stimmung war merkwürdig, ich konnte auch nicht wirklich deuten ob sie das was sie sagte ernst meinte, oder nicht. Ich dachte nicht länger darüber nach, da sie sich gleich wieder verabschiedete um auf eine Mission zu gehen.

Wenig später waren meine Verletzungen von den Mädchen des Schmetterlingsanwesens versorgt und ich wand mich wieder dem Ausgang zu, wo Giyuu auf mich wartete. Glücklicherweise war uns niemand sonst direkt begegnet, doch ich hatte ein paar Gesprächsfetzen von den Mädchen aufgeschnappt. Unter anderem hatte ich herausgehört, dass Kyojuro zusammen mit dem Trio, mit dem ich auf dem Frostpass gewesen war, einen weiteren Teufelsmond besiegt hatten. Zwar war die Flammensäule danach ziemlich schwer verletzt gewesen, aber immer noch am Leben. Auch wenn ich ihn nicht leiden konnte und unser erstes Aufeinandertreffen nicht gerade das beste war, freute es mich doch ein winziges bisschen, dass er nicht gestorben war (A/N mich freut es riesig xD).
Meine Haltung versteifte sich als ich erneut Schritte hören konnte. Kurz darauf kam auch schon die Klangsäule Tengen um die Ecke, mit den drei kleinen Mädchen, die gerade eben noch meine Verletzungen versorgt hatten.
‚Was zur Hölle soll das denn werden.', dachte ich, bevor ich kalt meinte, da mir die Mädchen leid taten: „Dürfte ich bitte erfahren was das wird wenn's fertig ist."
Die Klangsäule, die mich erst jetzt zu bemerken schien, zog eine Augenbraue hoch und kam vor mir zum Stehen.
„Sieh mal einer an. Was führt dich denn hierher?", kam es provokant von ihm. Ich erwiderte darauf nichts und sah ihn nur mit einem eiskalten Blick an. „Lass die drei herunter, du siehst doch dass sie das nicht wollen.", meinte ich und deutete auf die Mädchen, die in der Zwischenzeit still geworden waren.
„Pff, ich brauche einige Frauen für diese Mission und da sonst niemand hier ist, muss ich mich mit denen begnügen.", meinte er abfällig, während in mir die Wut hochkam.
„Ich springe für sie ein."
Das war das Dümmste was ich in diesem Moment hätte sagen können, doch ich wollte nicht dass diesen drei Kleinen etwas passierte. Mit einem misstrauischen Blick sah Tengen zu mir herunter und schien kurz zu überlegen.
„Na schön.", sagte er nach einer Weile, während er die Mädchen runterließ. „Du bist sowieso besser für die Mission geeignet."
Nun war ich es die die Augen misstrauisch zusammenkniff.
‚Was soll das heißen.', dachte ich und meine Augenbrauen zogen sich noch weiter zusammen, als er mich grob zu einem Raum bugsierte. Er riss die Tür auf und stieß mich grob mit den Worten „Sie kommt mit!" hinein. Dann knallte er die Tür wieder zu und ließ mich in dem Raum allein. Naja, nicht ganz allein. Vor mir standen zwei Frauen, die mich etwas verwundert anschauten.
‚Er hat doch schon zwei, reicht das noch nicht. Was hat der Kerl denn bitte für ne Mission.', dachte ich, während eine der beiden begann mich freundlich anzulächeln. „Sehr gut!", meinte sie nur fröhlich, während sie mir ein Kleiderbündel reichte, das ich verwirrt annahm.
„Bitte zieht das an, das ist nötig für die Mission.", sagte die andere derweil freundlich. Etwas misstrauisch entfaltete ich das Bündel und erkannte, dass es ein Kimono war. Jedoch...
„Ist der nicht etwas kurz.", sagte ich und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Die eine Frau schüttelte nur den Kopf. „Oh nein, nein, das gehört so.", sagte sie, während sie ihren eigenen, sehr freizügigen Kimono etwas zurechtzupfte.
‚Um Himmels Willen, auf was habe ich mich hier eingelassen... das war doch nicht so geplant, ich wollte nur, dass er die Mädchen in Ruhe lässt.", dachte ich verzweifelt. Doch wenn ich jetzt einen Rückzieher machte, würde er sich wahrscheinlich die drei wieder schnappen und wenn diese dann so etwas... ich schüttelte resigniert den Kopf.
‚Helft mir.'

Nur kurze Zeit später hatte mich unter unterdrückten Beschimpfungen in diesen dämlichen Kimono gezwängt. ‚Sind die Drecksdinger immer so eng.! Wie soll ich denn darin atmen, geschweige denn kämpfen!', dachte ich wütend.
Verdammt, worauf hatte ich mich hier eingelassen...
Meine Begeisterung stieg auch nicht weiter, als ich mich im Spiegel sah. Der Kimono war, wie schon gesagt, sehr kurz geschnitten und zeigte für meinen Geschmack viel zu viel! Mir schoss das Blut in den Kopf, ob vor Scham oder Wut, konnte ich grad nicht sagen.
„Was soll dieser Aufzug überhaupt.! Ich dachte wir gehen auf eine verdammte Mission!", fauchte ich deutlich angepisst.
„Ja, wisst Ihr denn nicht wohin ihr gehen werdet? Euer Auftrag findet im Rotlichtbezirk statt!", kam es von einer der Frauen.
Mit zusammengebissenen Zähnen nestelte ich an dem Stoff herum und versuchte zu verdecken was ich noch verdecken konnte. „Schön und was hat das damit zu tun.! Gehört das zum Plan.!", fragte ich genervt.
Die beiden Frauen wechselten einen Blick. „Hat euch Meister Uzui den Plan etwa nicht erklärt?"
„Nein."
„Dann tun wir das jetzt. Also..."

Oh oh... geht lieber alle in Deckung beim nächsten Kapitel👀🤫
Lucinda is saltyyyy

Frozen Blossom Band 2 ||•Kimetsu No Yaiba•||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt