Jungkook p.o.v.:Bin ich... tot?
Ich hoffe. Oder ich hoffe, dass ich bald umgebracht werde. Dann muss ich nicht mehr diese beschissene Existenz aushalten.
Ich öffne meine Augen. Ich befinde mich in einem dunklen Raum. Die einzige Lichtquelle ist eine steinalte Glühbirne genau über mir, die lose von der Decke runterbaumelt. Sehr toll. Ich sitze auf einem Eisenstuhl und bin auch mit Eisenketten an meinen Handgelenken, Füßen, Oberschenkeln und meiner Brust gefesselt. Der Stuhl hat eine ungewöhnliche Größe, denn ich berühre nicht mit meinen Füßen den Boden.
Also ich schätze mal nicht tot.
Ich versuche, mich irgendwie zu befreien, denn auf Verhungern oder Verdursten hab ich echt kein Bock.
Aber es gelingt mir nicht.
Plötzlich ertönt eine unbekannte Stimme. „Ah, du bist wach."
„Bitte, bitte erlös mich! Bitte!", flehe ich ihn an. Ich bin so verzweifelt, dass ich anfange zu weinen.
„Du bist Jeon Jungkook. Verlassen von Eltern, aus einem irren Waisenhaus geflohen, wo die Erwachsenen die Kinder missbraucht haben und Kannibalen waren. Wandertest Wochen lang im Winter ohne Jacke in der Stadt herum. Bist kurz vor deinem Tod gerettet worden und hast dafür mit deiner Unschuld und Freiheit bezahlt. Du hast Junkies ermordet, sowie Unschuldige. Du bist ins illegale Geschäft eingestiegen, weil du keine Wahl hattest. Du hast mit Straßenkämpfen angefangen und wurdest verprügelt. Du hast die Straßenkämpfe gewonnen, obwohl du so mager warst. Du hast dich immer wieder in Gefahr begeben, nur um zu leben. Wenn du was falsch gemacht hast oder etwas hinterfragt hast, wurdest du gefoltert. Peitschenhiebe bis zum Knochen. Der Schwedische Trunk. Nagelstuhl unter Strom. Kopfüber über einer brennenden Flamme hängen. Fingernägel einzelnd ausgerissen bekommen. Erwürgt. Schläge. Angeschossen. Fast ertrunken. In einem Raum voller Mücken eingesperrt sein. In einem anderen Raum, in dem es keine Luftzufuhr gibt und die stacheligen Wände näher kommen. Gefesselt den ganzen Körper voller Blutegel haben, auch im Mund. So viel hast du durch gemacht und bist immer noch hier. Niemand hat dich je geliebt. Niemand hat dich je gemocht. Du hast deine Einsamkeit und Unterlegenheit mit deiner Kraft überspielt. Du weißt, dass du ganz auf dem Boden bist und du bist verängstigt. Als Schutz suchst du das Schlechte bei den anderen und tust so, als wärst du überlegen. Du konntest dich selber Jahre lang anlügen, aber seitdem du die Freundschaft von Jimin und Taehyung gesehen hast, spürst du deine Einsamkeit. Taehyung ist so rein, dass du nicht mehr wütend sein kannst und deine selbst errichtete Schutzmauer zusammenbricht. Jetzt denkst du nach und bemerkst, dass dein Leben am Grund ist und es keinen Ausweg gibt. Deswegen willst du Suizid begehen", analysiert er traurig und geht dabei langsam im Dunkeln um mich herum.
Die Zusammenfassung meines Lebens bringt mich nur noch mehr zum Weinen und ich will noch eher sterben. „Bitte, bitte bring mich um!", flehe ich leise zwischen Schluchzern.
„Nein."
„Was machst du dann mit mir?!"
„Willst du wissen, warum du so stark bist?", fragt der Fremde mich nett.
„Mi-mir egal."
„Ich werde dich nicht umbringen, vergiss es. Auch, wenn dein Leben bis jetzt scheiße war. Du wirst jetzt Freunde finden und es wird dir besser gehen, vertrau mir."
„Wie soll ich jemandem vertrauen, wenn ich nicht weiß, wer er ist?!"
„Oh, da hast du Recht. Wie unhöflich von mir. Ich bin...", ein Fuß tritt ins Licht und dann ein ganzer Mensch, „Kim Namjoon. Ich weiß, es ist nicht gerade nett, dich gekidnappt zu haben. Und die ganzen Fesseln tun mir auch Leid, aber wir waren der Meinung, dass du uns nie freiwillig zuhören würdest."
„Was willst du von mir?! Ich habe nichts..." Warum kann er mich nicht einfach umbringen?
„Du bist besonders. Es gibt Antworten auf einige Fragen. Aber bist du bereit, uns zuzuhören?" Er geht um mich herum und steht nun hinter mir.
„Bitte... bring mich um...!"
„Nein, ich werde nicht dich nicht ermorden. Ich verstehe, dass das alles schlimm für dich ist, aber jetzt wird es besser. Bitte vertrau mir. Ich weiß, durch deine Erlebnisse traust du nicht so leicht, aber Vertrauen ist der Grundbaustein von Freundschaft. Bitte gib mir einen kleinen Vertrauensvorschuss." Er löst die Eisenketten. „Ich baue auf deinen gesunden Menschenverstand."
Sofort springe ich auf und schlinge die Ketten um meinen Hals. „Wenn du es nicht machst, dann mache ich es", sage ich, immer noch weinend.
„Bitte, tu das nicht. Das ist keine Lösung." Namjoon schaut mich eindringlich an und hebt beruhigend (was nichts bringt) seine Hände, er geht jedoch nicht auf mich zu.
Ich weiß nicht warum, aber ich kann nicht ziehen. Irgendwas hält mich davon ab.
Ich zittere am ganzen Körper und beginne zu beben. Eine neue Heulwelle macht sich breit. Ich bin zu schwach, um mein Leben zu beenden. Weine ich deswegen?
Ich breche zusammen und weine nun auf den Knien, die Hände vors Gesicht haltend.
Ein Arm legt sich um meine Schulter. Namjoon setzt sich neben mich auf den Boden und zieht mich an sich. Bei ihm heule ich mich aus und er tätschelt brüderlich meinen Rücken. Ich schlinge meine Arme um ihn und zerdrücke ihn bestimmt, aber er sagt nichts dagegen. Er ist gerade wie mein letztes Rettungsseil, mein Anker. Das Einzige, was mich hält.
So bleiben wir keine Ahnung wie lange. Irgendwann habe ich alles ausgeheult und keine Flüssigkeit mir in meinem Körper.
Nachdem mein Beben und Zittern auch nachgelassen haben, fragt mich Namjoon: „Möchtest du mit mir hochgehen und etwas trinken? Und die anderen kennen lernen? Ihr müsst noch alles erfahren."
Ich nicke stumm und stehe wackelig auf. Namjoon steht ebenfalls auf und wir gehen durch eine Tür, die in einen Flur führt. Da gehen wir eine Treppe hoch. Anscheinend waren wir die ganze Zeit über im Keller. Mein Entführer öffnet eine Tür, oder versucht es.
Die Tür fällt aus den Angeln und fällt krachend auf den Boden. Namjoon hält noch die Klinke in der Hand und verharrt in seiner Position.
Eine andere Tür wird geöffnet und... Herr Evoli?! Was macht dieser ausgetrockneter Erdbeersmoothie hier?! Und hinter ihm sind noch vier andere. Warte... Jimin?! Und Taehyung?! Was geht hier vor?!
Ich starre die besten Freunde an und sie mich ebenfalls.
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Bin ich sadistisch? Wahrscheinlich.
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Enigma: the tale of bangtan
Fanfiction✅ completed Eine alte Legende, die kaum wer kennt, prophezeit den Weltuntergang und sechs Auserwählte, die ihn verhindern können, vor. Und das sollen ausgerechnet sieben Jugendliche sein. Aber warte - sieben?! Ihr Pfad des Schicksals ist sehr steini...