Kapitel 2: Ein Bier zu viel

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Mit einem Bier in der Hand und schon leicht angetrunken stand Ben vor der Bühne auf der gerade noch eine Vorband performte. Max Mönster stand neben ihm. „Kann der jetzt mal kommen?“, brüllte Max Ben ins Ohr. Völlig nüchtern musste es für ihn noch um einiges langweiliger sein. Dieser zuckte nur mit den Schultern. Bislang hatte sich der Abend noch nicht wie erwünscht entwickelt. Mittlerweile waren mindestens fünf DJs und mehrere Bands auf der Bühne gewesen. So langsam könnte Soulja Boy sich auch mal blicken lassen. Nach einer gefühlten Ewigkeit und drei weiteren Flaschen Bier betrat der Rapper schließlich die Bühne. Nun schon sehr angetrunken ließ sich Ben sofort von der aufkommenden Stimmung mitreißen. Auch Max neben ihm schien eine gute Zeit zu haben.
Song um Song wurde auf der Bühne performt und die Stimmung war grandios. Ben sprudelte vor Endorphinen und hatte völlig aufgehört irgendetwas zu denken. Er lebte vollkommen in diesem Augenblick, in dem er vor der Bühne stand. Es war schön, die Bühne auch  mal wieder aus einer anderen Perspektive zu sehen. Es tat unglaublich gut. Freiheit. Er fühlte die Musik an seinem ganzen Körper.
Völlig im Moment gefangen nahm Ben gar nicht war, wie plötzlich Unruhe in der Menschenmasse aufkam. Laute Schreie rissen ihn schließlich aus seinem Trance-Zustand. Die Masse begann sich panisch Richtung Ausgang zu drücken. Mit einem flüchtigen Blick über seine Schulter gelang es Ben zu erkennen, was sich gerade abspielte. Irgendein Typ hatte einfach ein Messer gezogen und eine Messerstecherei angefangen. Das war ein Grund diesen Laden hier unverzüglich zu verlassen. Ben ließ sich mitreißen und stand plötzlich draußen. Ziemlich verloren sah er sich um. Er reckte seinen Kopf und ließ seinen Blick über die Menschenmenge schweifen in der Hoffnung, er würde irgendwo den Kopf von Max erkennen. Er drängte sich aus der Menschentraube heraus und lief außen darum herum. Schließlich erkannte er Max schwarze Mütze. Er stand etwas außerhalb der Masse neben einem schlanken Mann. Seine kurzen braunen Haare lagen flach auf seinem Kopf und in irgendeiner Weise strahlte er eine gewisse Bedrohlichkeit aus, obwohl seine Körperstatur eher einer Salzstange als einem Bodybuilder glich. „Ey hier geht das Laugengebäck auch zum Sterben hin!“, sagte der Mann wütend, als Ben auf die beiden zuging. „Hey Max, da bist du ja!“, rief Ben und taumelte kurz. 'Das war ein Bier zu viel', dachte er und lief auf Max und den anderen Mann zu. Dieser schaute etwas verwirrt in die Gegend.
Ben fühlte sich, als würde er Gänsehaut haben. Diese seltsame Atmosphäre die dieser Mann ausstrahlte ließ ihn in seinem betrunkenen Zustand frösteln. Ben sah genauer hin. 'Wirklich ein schöner Mann', dachte er.
Ihm war nicht aufgefallen, dass die beiden Männer ihn nun schon einige Zeit erwartungsvoll anschauten. Schwungvoll dreht er sich zu dem ihm unbekannten Mann und hielt ihm die Hand hin. „Hey, ich bin Ben“, stellte er sich vor. Seine Stimme kam ihm dabei noch rauer und noch tiefer vor als sonst. Er musterte das Gesicht des Mannes. Sein Gehirn brauchte eine Augenblick um alles zu verarbeiten. Das Gesicht kam ihm bekannt vor.
Ben stand dämlich nah vor dem Mann und starrte ihn an. Dieser wich aber nicht zurück, sondern starrte Ben seinerseits an. „Hi, ich bin Max“, raunte er dann fast in Bens Ohr. Seine Nackenhaare stellten sich auf. Erst jetzt bemerkte er, wie er dastand und machte peinlich berührt einen Schritt zurück. 'Ein Bier zu viel', dachte er wieder. Endlich war ihm wieder eingefallen, woher er den Mann kannte. Er war auch Musiker. 'Drangsal' nannte er sich und seine Band, Ben war ihm schon ein paar Mal auf Festivals über den Weg gelaufen. Er mochte die Musik. Hatte Max ihn auch erkannt? 'Oh Gott, zwei mal Max, das ist zu viel für mich', dachte er und stöhnte leise. Max Mönster blickte ihn fragend an, aber Ben taumelte einfach nur auf ihn zu und fiel in seine Arme. „Ich bin müüüde“, meinte er und lachte. „Und Betrunken“, kam es von dem anderen Max. Max Mönster lachte. „Ben wir fahren dann mal nach Hause oder?“, meinte er. Ben nickte. „Wo müsst ihr hin?“, kam es plötzlich vom anderen Max. „Berlin“, meinte Ben, nachdem er es geschafft hatte sich wieder zu fangen. „Ihr habt nicht zufällig Lust mich mitzunehmen? Und der Altstötter ist auch noch auf der Suche...“ Max Mönster zuckte die Schultern. „Ist Fabian denn mittlerweile mal da raus gekommen?“, fragte er dann und sah in Richtung Eingang. In diesem Moment kam ein weiterer Mann auf auf die drei zu.

Ben schleppte sich zum Auto und setzte sich auf die Rückbank. Fabian hatte sich auf den Beifahrersitz gesetzt, Max Mönster saß hinter dem Steuer. Der zweite Max ließ sich neben Ben ins Auto fallen. „Voll warm hier“, meinte er und zog sich sein Shirt über den Kopf. Ben betrachtete fasziniert den tätowierten Oberkörper. Ein verwirrter und etwas abschätziger Blick von Max Seite ließ ihn seinen Gesicht wieder abwenden. „Du machst doch auch Musik oder?“, fragte Ben schließlich. Max nickte. „Find ich geil“, meinte Ben. „Was?“ „Deine Musik“.

Ich sang die ganze Zeit nur von dir - Casper/Drangsal Ff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt