25 | I needed her.

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Sobald Brylee außer Sicht- und Hörweite war, zögerte ich bei den nächsten Schritten. Lennox würde sich abwenden, wenn er das hatte, was er wollte. So, wie Keane es getan hatte.

Ich konnte schon einen Blick auf das Innere der Halle werfen, das Wasser, das seine Wellen sanft hin und her wiegte und darauf wartete, dass sich jemand in seine Fänge begab.

Keane war auch gegangen. Er hatte mich für seine Zwecke missbraucht, und dann stehen gelassen. Hatte Lennox dieselben Absichten? War es nur Tarnung gewesen, als er mich beschützt hatte? Wer wusste schon, ob sein Vorhaben vielleicht noch einen weiteren Schritt beinhaltete, der mein Herz endgültig brechen ließ?

„Cartia." Bei dem Klang meines Namens zuckte ich zusammen. Ich hatte nicht mitbekommen, dass ich die Halle erreicht hatte und nicht mehr länger vom Schatten des Flures verdeckt wurde.

Lennox war gerade dabei, seinen Körper, der nur mit einer Badehose bedeckt war, abzutrocknen, als er mich entdeckte. Unschlüssig hielt er inne und legte das Handtuch auf eine der Liegen, auf der sich auch eine Sporttasche befand.

„Was machst du hier?", fragte er verwundert. Fast hätte ich ihn damit aufgezogen, dass er nicht glücklich über meine Anwesenheit zu sein schien, doch der Scherz blieb mir in der Kehle stecken. Das Lächeln auf seinen Lippen und das Glitzern in seinen Augen, das mit jedem Schritt in meine Richtung deutlicher wurde, ließen meine Worte ohnehin redundant erscheinen.

„Ich hatte etwas Zeit und da bin ich... da dachte ich, ich komme deinem Angebot nach", stammelte ich unbeholfen. So viele Eindrücke prasselten auf mich ein, ich hatte nicht mehr nur mit dem zu kämpfen, was Brylee mir mit auf den Weg gegeben hatte. Der Anblick von Lennox' durchtrainierten und definierten Körper sorgte zusätzlich dafür, dass ich mich schwertat, die richtigen Worte zu finden. Seine Haare waren feucht, wirr standen die einzelnen Strähnen von seinem Kopf ab und gaben nur vereinzelt Wassertropfen an seinen Körper oder den Boden ab.

Sein Körper war angespannt, wodurch seine Muskeln, zusätzlich zu dem Licht, das die Wassertropfen auf diesem reflektierte, noch mehr hervortraten. Das Spiel dieser zu betrachten war das einzige, zu dem ich im Stande war, als er auf mich zukam und schließlich nur wenige Meter von mir entfernt stehen blieb.

Neugierig senkte er den Blick, ließ seine Augen über meinen Körper wandern und blieb schließlich mit ihnen an meinem Gesicht hängen. Etwas an seiner Haltung veränderte sich, als wir uns in die Augen sahen.

„Ist alles in Ordnung? Irgendwie siehst du... verwirrt aus", gab er zaghaft von sich. Ich ärgerte mich darüber, dass er ein ähnliches Talent wie Alaia zu besitzen schien. Ein Blick in meine Augen reichte um zu erkennen, dass mir etwas auf dem Herzen lag.

„Auf dem Weg zu dir ist mir Brylee über den Weg gelaufen", platzte es aus mir raus. Lennox' Augenbraue schoss in die Höhe. Ich war mir sicher, dass er unserem Gespräch nicht gelauscht hatte, aber dass wir nicht wie Freundinnen miteinander umgegangen waren, musste ihm bewusst sein.

„Egal, was sie gesagt hat, sie erzählt unglaublich gerne Märchen. Du solltest dir nichts auf ihre Worte einbilden. In den meisten Fällen ist in ihnen nicht einmal das kleinste Fünkchen Wahrheit versteckt." Lennox streckte seine Hand nach mir aus, doch ich wich zurück, sodass er gezwungen war, sie wieder sinken zu lassen.

„Dann wart ihr kein Paar?", fragte ich ihn ohne Rücksicht. Wenn es stimmte, wollte ich es wissen, selbst, wenn es mich eigentlich nichts anging. Genauso wenig, wie Brylee ein Recht darauf hatte, seine Zukunft zu bestimmen, hatte ich ein Recht darauf, in seiner Vergangenheit zu wühlen. Und vor allem, ihn für Dinge zu verurteilen, die er einmal getan hatte. Ich wollte einfach wissen, woran ich war und ob er mich mit ihr verglich.

Paralyzed | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt