Part one

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Still sitze ich auf meinem Bett und lerne für den morgigen Test. Luke fragt mich in Geschichte ab.

Ich habe ein halbes Jahr gebraucht, bis ich Luke als Lehrer akzeptiert habe.

Mum ist fast nur zu Hause. Sie kocht, wäscht, putzt für uns und was sonst noch alles so ansteht. Dad ist fast nur unterwegs. Sei es auf Geschäftsreisen oder Kundenterminen. Ich kann mich schon gar nicht mehr dran erinnern, wann ich ihn zuletzt gesehen habe.

Es klopft an der Tür. Sie öffnet sich und Izzy lugt herein.

"In fünf Minuten gibt es Abendessen, Alec."

"Danke."

Sie schließt die Tür und Schritte entfernen sich von meinem Zimmer.

Fünf Minuten später habe ich mein Teller mit Essen beladen und gehe wieder auf mein Zimmer. Ich bin gerne für mich allein. Letztes Jahr war ich ein Jahr als Austauschschüler in Deutschland. Niemand hatte sich gemeldet und jemand aus unserer Klasse musste das Opfer aufbringen. Nach vielen Gesprächen und Tränen habe ich meine Familie überzeugt, mich gehen zu lassen. Schließlich war es nur ein Jahr. Meinen Entschluss habe ich eine Woche später nach der Ankunft bei meiner Austauschfamilie bereut.

Flashback

"Hey sieh mal, Lukas. Da kommt der Streber Alec. Wer heißt denn so?"

"Keine Ahnung, Daniel aber er ist ein leichtes Opfer für uns."

"Lasst mich in Ruhe! Sofort!"

"Oh. Ist das arme Baby Alec etwa überfordert? Kommst du damit nicht klar?"

Sie schubsten mich quer durch den Raum. Zuerst hin und her und dann bin ich gegen die Vitrine geknallt. Später im Krankenhaus hat sich herausgestellt, dass ich ein gebrochenes Handgelenk habe.

"Hast du eigentlich eine Freundin, Alec?" Provoziert mich Daniel zu Hause als meine Austauscheltern mit mir wieder nach Hause gefahren sind. Ich habe ihnen erzählt, dass ich unglücklich gefallen bin.

Ich verdrehe bei der Frage nur die Augen.

"Ich glaub, er ist schwul, Lukas!"

"OMG eine Schwulette. Das gibt's gar nicht. Nimm dich in Acht, Daniel. Der findet dich bestimmt sehr attraktiv."

Beide lachen lauthals los und schlagen ein. Ich ignoriere sie einfach und mache mich für die Schule fertig. Zu meinem Leidwesen bleib ich auch in der Schule vor den Schikanen nicht verschont.

An dem Wochenende darauf sind Lukas'und Daniel's Eltern weggefahren. Ich habe mich als Aufpasser vorgeschlagen. Später am Abend stellt sich das als Fehler raus.

Lukas und Daniel drängen mich in die Ecke, schubsen mich auf die Couch und was dann passiert, brauch ich ja wohl nicht erwähnen.

Flashback Ende

Seitdem bin ich so. Ich habe Mum gebeten, mich von der Schule abzumelden und mir einen Privatlehrer zu suchen. Mum hat gefragt, warum sie das tun soll und ich habe sie gebeten, mir diesen Wunsch ohne Fragen zu stellen zu erfüllen. Das finde ich voll gut. Jeder meiner Geschwister und ich haben einmal im Monat einen Auftrag, Wunsch oder Ähnliches frei, ohne das jemand Fragen stellt. Ich habe das in der Fernsehserie "How I met your mother" gesehen und hab mir gedacht, dass ich meine Mutter drauf anspreche was sie von der Idee hält.

Ich hasse Gesellschaft. Ich hasse Party's. Ich hasse Berührungen. Ich bin ein halbes Jahr in Therapie gegangen, damit ich die Berührungen meiner Familie akzeptieren kann. Selten öffne ich die Tür, da ich nie weiß, wer davor steht.

Deswegen werde ich auch zu Hause unterrichtet. Arzttermine sind schon etwas schwieriger. Mum versucht immer, die Ärzte zu uns nach Hause zu holen aber falls das mal nicht gelingt, dann macht meine Mutter immer einen Termin kurz vor Ende der Sprechzeiten aus, damit ich keinem mehr in der Praxis begegne. Bisher hat das immer gut geklappt.

Ich nehme mein Teller vom Nachttisch und beginne zu Essen. Nachdem ich aufgegessen habe, bringe ich den Teller nach unten. Zurück auf meinem Zimmer lerne ich weiter. Ich bin eigentlich ziemlich gut in der Schule.

Mum hat mir da sehr leid getan. Sie musste viele Behördengänge und Telefonate erledigen, damit ich zu Hause unterrichtet werden kann. Ich bin ihr da noch immer überaus dankbar.

Zwei Stunden später mache ich mich bettfertig. Leider schlafe ich immer noch schlecht. Dr. Branwell, meine Therapeutin hat gemeint, dass das noch bis zu einem Jahr dauern kann, bis ich wieder richtig gut schlafen kann.

Sie hat mich auch gefragt, ob ich mich schon bereit fühle, mich der Öffentlichkeit und Besuchern stellen kann, denen ich begegne. Ich bin dafür definitiv noch nicht bereit. Nach wie vor kommt sie einmal wöchentlich zu uns und führt ihre Sprechstunde aus.

Auch lehne ich Schlaftabletten ab. Ich will das aus eigener Kraft schaffen. Mehrfach wälze ich mich hin und her bevor ich in einen unruhigen Schlaf falle.

"Nein! Hört auf! Bitte! Ich will das nicht! Lasst mich! Geht weg! Ich will meine Ruhe!"

Nassgeschwitzt schrecke ich hoch und spüre feuchte Wangen. Na toll. Wie jede Nacht verfolgt mich ein Alptraum.

Jemand rennt in mein Zimmer und ich stelle die Nachttischlampe an.

"Geht's dir gut, Alec?"

Ich ziehe meine Beine eng an mich und wippe vor und zurück. Izzy nimmt mich vorsichtig in den Arm und tröstet mich. Niemand weiß von dem Vorfall in der Austauschfamilie außer Dr. Branwell.

"Wieder ein Alptraum, Alec?"

Ich nicke einfach nur und weine mich an Izzy's Schulter aus. Beruhigend streicht sie mir über den Rücken.

"Willst du es mir denn endlich erzählen, Alec? Ich verspreche auch, dass ich es niemanden verrate. Eigentlich brauche ich es dir gar nicht versprechen. Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst."

Nach kurzem zögern erzähle ich ihr alles und wieder beginnen die Tränen zu laufen.

"Oh Alec. Das tut mir ja so leid. Deswegen kommen Luke und Dr. Branwell immer hier her. Du hast Angst in der Öffentlichkeit. Richtig?"

Ich nicke nur und Izzy streicht mir nach wie vor beruhigend über den Rücken.

"Soll ich für den Rest der Nacht bei dir bleiben, Alec?"

"Wenn du möchtest."

"Das ist doch selbstverständlich. Du bist schließlich mein großer Bruder."

"Danke." Leicht schniefe ich noch, wir legen uns hin und nach wenigen Minuten falle ich auch schon in einen tiefen Schlaf.

Am nächsten Morgen wache ich ausgeruht und erholt auf. Ich blicke neben mich und Izzy schläft wie ein Engel. Bis auf die Tatsache, dass sie im Schlaf sabbert. Es ist einfach zu niedlich. Leise stehe ich auf, schnappe mir eine Boxershort und verschwinde damit im Bad. Die Dusche ist sehr wohltuend für mich. Nach der Dusche gehe ich zurück in mein Zimmer, wo Izzy immer noch friedlich schläft. Leise ziehe ich mich an und gehe dann runter in die Küche.

Frühstück mach ich immer gerne. Das beruhigt mich total. Die Pancakes, das Obst und der Kaffee sind schnell gemacht. Ich decke den Tisch und setze mich schonmal auf meinen Stuhl. Morgens schaffe ich es schon, mit meiner Familie gemeinsam am Tisch zu Essen. Mittags ebenfalls. Abends kann ich es einfach noch nicht. Es kann jemand unerwartet zum Essen kommen und dafür fühle ich mich noch nicht bereit.

Ich bin schon fast fertig mit dem Frühstück als Izzy angetapst kommt.

"Guten Morgen, Brüderchen."

"Guten  Morgen, Izzy. Gut geschlafen?"

"Ja und du?"

"Nach dem Alptraum hatte ich keinen mehr. Vielen Dank, Izzy."

"Ach nichts da. Das mache ich doch gerne."

"Das Frühstück ist fertig. Setz dich doch."

"Danke."

Nach und nach trudeln auch alle anderen ein. Jace, Mum und Moment mal? Sehe ich richtig?

Der Einzelgänger - Malec AU StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt