Es war sehr anstrengend, in nächster Zeit mit Hermine ein Zimmer zu teilen. Sie war schrecklich schlecht gelaunt, suchte bei allem und jedem Streit und warf Harry und Ron so oft es ging, messerscharfe Blicke zu. Mit mir wollte sie gar nicht mehr reden.
Ich war es gewohnt, einsam zu sein, aber von Hermine so ignoriert zu werden, verursachte mir dann doch einen Stich ins Herz. Auch wenn ich sie doch eigentlich nicht so sehr mochte und obwohl ich ihr nichts getan hatte.
Trotz unseres stillen Streits, verfolgten wir die gleichen Ziele. Wir beide schenkten all unsere Aufmerksamkeit der Schule. So kam es sogar soweit, dass wir früh morgens beide aufstanden, sauer merkten, dass die andere den selben Gedanken gehabt hatte, und schnellen Schrittes hintereinander in die Bibliothek gingen.
Lavender und Parvati schüttelten täglich über uns die Köpfe. Nach dem es zwei Wochen schon so gegangen war, sammelte ich all meinen Mut zusammen und schlug bei einem Abendessen statt dem rechten, den linken Weg ein, der zu den Slytherins führte.
Draco sah mich schon von weitem und versuchte unauffällig, mehr Platz in Anspruch zu nehmen. Ganz offensichtlich wollte er unserem Gespräch ausweichen. Neben Daphne Greengrass fand ich trotzdem einen Platz. Das strohblonde Mädchen mit den strahlend hellblauen Augen rutschte extra ein wenig zur Seite und nickte mir freundlich zu. Die meisten anderen Slytherins sahen eher verhalten aus. Letztes Jahr war ich von allen noch freundlicher behandelt worden.
„Hey." Ich lächelte leicht, fragte absichtlich nicht nach, ob meine Anwesenheit erwünscht sei und schaufelte mir Essen auf den Teller. Pansys stechender Blick fiel auch mir sofort auf.
Die nächsten paar Minuten war es unangenehm still in unserer Ecke. Besonders Draco schien diese Tatsache zu stören, denn er schaute immer wieder in die Runde und machte Anstalten, etwas zu sagen, was er dann aber doch wieder hinunterschluckt.
Schließlich meldete sich Blaise Zabini zu Wort: „Gibt's Streit bei den Gryffindors?" Ich war nicht überrascht, dass auch das andere Ende der großen Halle mitbekommen hatte, wie es im Moment bei uns zuging und nickte mit vollem Mund.
„Potter, Granger und Weasley sind jetzt schon eine Zeit lang ziemlich zerstritten. Aber ich denke, das legt sich schon wieder, so eng wie die befreundet sind", sagte ich bemüht gelangweilt, nachdem ich geschluckt hatte.
„Geschieht denen recht", meinte Draco schnaubend. „Ihre Liebeleinen sind ja nicht zum Aushalten." Nicht nur ich musste leise kichern.
„Was hat die drei denn auseinander gebracht?", fragte Daphne neugierig.Ich setzte schon dazu an, die Geschichte in allen Einzelheiten zum Besten zu geben, bekam dann aber wieder in den Sinn, dass ich eigentlich auf Harrys Seite stehen musste. Ich musste schließlich immer noch sein Vertrauen gewinnen. „Nun, also Grangers Katze hat Weasleys Ratte gejagt, Granger hat aber nichts dagegen getan und somit wurde Weasley ziemlich sauer."
„Und Potter?", fragte Draco, der unbedingt die ganze Geschichte seines Rivalen hören wollte.
„Potter hat derweil natürlich zu seinem besten Freund gehalten." Grinsend schob ich mir ein Stück Kürbis in den Mund und beglückwünschte mich selbst, dass ich diese Halbwahrheit so toll vorgetragen hatte.Als mich Draco eingeschlagen anlächelte und mein Grinsen noch breiter und echter wurde, spürte ich Pansys bösen Blick so deutlich, dass die Luft um uns herum wärmer zu werden schien. Hoffentlich war sie reif genug, ihre Magie unter Kontrolle zu behalten ... Sonst war mir ihr Blick aber reichlich egal. Ich liebte die Rolle der Herzensbrecherin, auch wenn sie ganz und gar nicht zu mir passte.
Nach dem Essen tippte ich Draco auf die Schulter und fragte, ob wir noch einmal kurz miteinander reden könnten. Er nickte knapp. Mein Bauch zog sich aufgeregt zusammen, wie er es immer tat, wenn ich alleine mit Draco sprach. Würde er mir heute sagen, was er und seine Familie mit ihrer Information machen wollten?
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Die Tochter des dunklen Lords (Harry Potter Fanfiction)
FanfictionGrausam. Kalt. Herzlos. So würden die meisten Hexen und Zauberer den Mann beschreiben, der diskriminiert, tyrannisiert, foltert und mordet. So aber nicht seine Tochter. Der dunkle Lord hatte nämlich vier Jahre lang Zeit, seiner Tochter seine Ansicht...