Kapitel 40

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*Julia* Ich bin mit Roman gerade auf dem Weg zu ihm nach Hause, aber irgendwas ist heute Morgen anders. Ich bin irgendwie nervös weil mich immer wieder eine unbekannte Nummer anruft. Ich geh da nichtmehr hin, weil ich Angst habe. Mein Schatz beruhigt mich zwar aber naja, ihm ist es auch nicht ganz geheuer. Dann kommt noch dazu dass uns immer wieder Menschen mit einem zerfurchten, vernarbten Gesicht begegnen, die uns hinterher starren. Einer hat mich gerade komisch angeredet. Ich drehe mich nach hinten um und sehe ihn nichtmehr. Puh zum Glück ist der weg. Aber plötzlich knackt etwas neben mir und mir stockt der Atem. Dann schreit jemand. Ich steh da wie versteinert und kann mich nicht bewegen. "Hilfeee!" schreit Roman. Aber ich kann nur schwer atmen. Ich reiße mich zusammen und drehe mich um. "Waaah!" mir läuft es eiskalt den Rücken runter. Da steht dieser Mann. Bei näherem Hinblick sieht man die ganzen Narben und Falten. Seine Zähne sind teilweise schwarz gefault oder golden überzogen. Alles andere als ein schöner Anblick. Er hält Roman an der Kapuze fest und schaut mich grimmig an. "Fuck!" ich schlucke und starre nur mit großen Augen vor mich hin. Neben mir ist eine kleine dichtere Baumreihe. Daraus hört man ein leises winseln. 'Julia, reiß dich zusammen. Du musst deinem Freund helfen!' sagt mir eine Stimme in meinem Kopf. 'Omg du musst ihm helfen, aber du kannst nicht!' 'Doch du musst, was wenn er umgebracht wird oder erstickt? Er läuft schon rot an!' zwei Stimmen streiten sich in meinem Kopf was ich machen sollte. 'Aber du kannst ihm nicht helfen, der alte Mann wird euch beide umbringen, renn weg oder schrei um Hilfe!' 'Du hast einen harten Tritt, gib Roman ein Zeichen dass er weggeht und trete dem Opa in die Eier!' 'Was wenn er deine Beine packt, das kannst du nicht machen!' verdammt, was soll ich tun?? Ich kann die Stimmen nicht verdrängen und mach mir noch mehr Gedanken. Die 2 Männchen in meinem Kopf machen mich verrückt und mein Herzschlag beschleunigt sich nochmal um das doppelte. Könnte man den Herzschlag hören, würde die Erde beben. Mir fällt es dadurch noch schwerer zu atmen. Ich habe einen heftigen, großen Kloß im Hals und kann mich immer noch nicht von der Stelle bewegen. "Lassen sie mich sofort los!" brüllt jemand, aber ich kann die Stimme nicht zuordnen, sie dringt nicht bis zu mir durch. Aber ich glaub es war Roman... Ich sehe verschwommen und alles dreht sich. Ich torkel zwei Schritte zur Seite, dann schließ ich meine Augen, schalte meine Gedanken aus und atme tief durch. Dann hab ich wieder einen klaren Blick und starre den Typen an, der meinen Jungen immer noch festhält. Roman atmet schwer und sein Kopf wird immer noch röter. Jetzt zuckt sein Bauch und er gibt komische Geräusche von sich. Er versucht zu husten! Scheiße, der Mann schnürt ihm die Luftröhre zu!!! "Okay... Lass meinen Roman los du alter Pisser, verschwinde! Hilfeee!" ich schrei so laut ich kann, der Mann ist leicht überrascht, presst dann aber seine andere Hand auf meinen Mund. Ich trete ihm so fest ich kann zwischen die Beine und er winselt kurz auf. Er steht aber nach kurzer Zeit wieder gerade da und seine Augen funkeln mich an. Er dreht Romans Kapuze ein Stück mehr ein. "Nein!" schrei ich, aber sein Blick sagt mir, dass ich ruhig sein soll. Also steh ich wieder da und kann mich nicht bewegen. Mit der Hand in meiner Jackentasche, versuche ich die Kurzwahl zu Heiko einzugeben. Ich hab seine Nummer auch für Not SMS eingespeichert, das heißt wenn ich eine bestimmte Tastenabfolge eingebe, wird ihm der Ort und dass wir Hilfe brauchen gesendet. Danach noch eine Taste drücken und er wird automatisch angerufen. Roman hat meine Bewegungen in der Jackentasche verstanden. "Warum packen sie Roman ausgerechnet in der Park-Straße an der Bäckerskreuzung? Wenn hier normalerweise viele Leute sind?" "Hahaha!" eine dunkel und gruselig klingende Lache dringt in meinen Kopf und erinnert mich an Horrorfilme. Oh mein Gott mein Handy klingelt. Dann tritt mich der Mann am linken Arm und ich falle um, lande auf meinem Kopf und alles dreht sich wieder. Dann schließe ich die Augen, ich hab verdammte Kopfschmerzen aber ich weiß nicht was ich noch machen soll. Ich hab Heiko Bescheid gesagt, er wird kommen, schließlich hat er meinen Anruf angenommen. Mehr kann ich im Moment nicht machen, ich lieg am Boden und spüre meine Beine nur noch kribbelnd. Dann höre ich neben mir ein leises quieken, hört sich an wie ein winseln, aber irgendwie auch wie unterdrückter Husten oder unterdrücktes Bellen. Aber ich öffne meine Augen nichtmehr, ich will weinen aber kann nicht mal mehr das. Ich bin total überfordert und fertig mit den Nerven. Irgendwann bekomme ich nichts mehr direkt mit, sondern merke nur noch dass irgendwelche Menschen um mich rum sind und ich irgendwohin gefahren werde, so wie es mir vorkommt. *Roman* Dieser Verrückter hat mir die Luft fast ganz abgeschnürt. Dann hat er meine kleine getreten und sie ist zu Boden gefallen und hat die Augen nicht mehr aufgemacht. So wie es ausgesehen hat, hat sie aber Heiko eine Notfall-Nachricht gesendet mit dem Ort bei dem wir sind. Ich konnte mich relativ schnell nichtmehr wehren, weil einfach die Luft nur knapp war und hätte ich mich bewegt, wäre ich gleich erstickt. Ich musste mit ansehen, wie sie da lag und mir selbst schwindlig wurde. Dann kam ein Passant vorbei und ist zu mir gekommen um zu helfen. Dann kamen die Polizei und Heiko mit seinem Rad angerast. Marc und Pauli waren auch dabei, wobei Heiko nicht weiterfahren konnte als er mich sah und stehengeblieben ist. Pauli rannte zu ihm und sah ihn mitleidig an, wischte ihm über die Wange. Wahrscheinlich ist ihm eine Träne runter gelaufen. Auch wenn wir uns öfter mal streiten, wir sind die besten Kumpels und vertrauen uns unterm Strich echt alles an. Ich wurde losgelassen und mit einem Stoß auf den Rücken bin ich auch erst mal auf den Boden gestolpert. Marc hat den Typ gepackt und dann hat die Polizei ihn übernommen und erst mal abgeführt. Marc ist zu mir gekommen und hat mich erst mal an einen Baum gelehnt, dass ich langsam wieder normal zum Atmen komme. Dann rennt er zu Julia und legt sie in die stabile Seitenlage. Ich kann sie so nicht sehen und schlage die Hände vor den Augen zusammen. Mir laufen Tränen über die Augen und eine Frage geht mir schon die ganze Zeit durch den Kopf. Was hab ich diesem alten, unheimlichen Mann getan? Kenn ich den vielleicht? Bin ich dem schon mal begegnet? Ist er irgendein Großvater von einem Fan? Naja immerhin bekomme ich schon normal Luft und sehe wieder klar. Ein Krankenwagen ist gekommen und legt Sie gerade auf eine Trage. Heiko steht immer noch an der gleichen Stelle und starrt vor sich hin. Pauline steht neben ihm und beruhigt ihn so wie es aussieht. Dann kommen die Sanitäter zu mir rüber. "Sie sind Roman Lochmann?" ich nicke geknickt. Wenn jetzt einer mit den Lochis kommt... dann raste ich aus! "Also ihr Cousin hat uns erzählt, dass Julia Steidl in Bayern wohnt und alleine bei euch zu Besuch ist. Du bist wohl der, der ihr am Nächsten steht, als ihr Freund. Möchtest du mitfahren?" Eine Frau hat sich runter gebeugt zu mir. Sie hat blonde Haare zu einem strengen Pferdeschwanz gebunden und lächelt mir freundlich zu. Dann legt sie eine Hand auf meine Schulter. "Komm mit ihr, sie braucht dich jetzt ganz besonders!" "Okay!" sage ich mit leiser Stimme. Die Sanitäterin reicht mir die Hand und zieht mich hoch. Wir gehen Richtung Krankenwagen und ich setze mich neben ihre Trage. "Wie geht’s dir?" fragt mich jetzt der Mann. Er tastet meinen Hals ab "Du hast vielleicht innere Verletzungen an der Lunge oder Speiseröhre. Wir untersuchen dich auch mal im Krankenhaus. Möchtest du uns erzählen was passiert ist?" "Ich weiß nicht so ganz!" er nickt und legt eine Hand auf meine, die auf der Trage liegt. "Ihr geht es bald besser, wir müssen sie untersuchen aber es ist nichts Tragisches. Wie habt ihr euch den kennengelernt wenn man das fragen darf?" "Ähm also ich bin mit meinem Bruder zusammen auf YouTube aktiv und sie hat uns im Urlaub gesehen. Irgendwie kam es dazu, dass sie eine Nacht bei uns geschlafen hat. Dann musste sie aber leider nach Hause. Wir haben viel geskyped und geschrieben und abgesprochen, dass sie über Silvester zu uns kommt. Naja dann sind wir zusammengekommen und sie muss bald zurück. Warum dieser Verrückte so aggressiv war, weiß ich nicht. Ich liebe sie aber, sie muss es schaffen!" "Hei, Kopf hoch! Es geht ihr nicht soo schlecht dass man sich ernsthafte und schlimme Gedanken machen müsste." sagt er darauf. "Is aber eine schöne Geschichte von euch beiden!" sagt die Frau und lächelt mich wieder an. Dann ist es ruhig im Fahrzeug und nur noch die paar Geräte an denen Juli angeschlossen ist sind zu hören. Ich lehne mich zurück und versuche mich zu beruhigen. Wir kommen gerade im Krankenhaus an und sie wird sofort in ein Untersuchungszimmer gebracht, weil sie nicht wirklich bei Bewusstsein ist. Sie murmelt wenn man mit ihr spricht und die Ärzte sagen sie hört uns reden und merkt dass wir da sind. Zuordnen kann sie es aber wahrscheinlich nicht! Sie ist eben eigentlich in Ohnmacht. Trotzdem hab ich das Gefühl, dass ich ihre Finger zucken spüre, wenn ich immer wieder über ihre Hand fahre. Wir warten auf den Arzt und ich rede mit ihr. Auf einmal klopft es und 2 Personen treten ein. Einer stellt sich als Arzt vor und der andere als Stationschef. Ich soll mich auf den Sessel in dem Zimmer setzen und sie wird untersucht. "Es besteht ein Verdacht auf eine leichte bis mittelstarke Gehirnerschütterung. Es kann auch sein dass ihr Arm angebrochen ist, bzw. ihre Bänder dort überdehnt. Wir müssen sie röntgen, und Herr Lochmann sie können uns folgen!" Ich nicke, stehe auf und laufe ihnen hinterher. "Inzwischen ist sie so gut wie im Bewusstsein. Sie atmet selbstständig aber ist in einem sehr tiefen Schlaf. Wenn wir sie wecken kann sie sich verletzen und deswegen lassen wir sie das selbst tun!" Ich nicke wieder nur. Wir kommen in den Röntgenbereich. Mir wird eine Bleischürze umgelegt und ihr auch. Julia fahren sie rein und ich muss noch solange draußen warten. Dann holen sie mich rein und tasten nochmal genau meinen Hals ab. Es tut weh, das ist klar und es ist ein schreckliches Kratzen in meinem Hals. Ich verspüre dauernd den Drang zu husten. Soll es aber unterdrücken. Dann machen sie einen Ultraschall und ich hab ganz leichte Verletzungen an meiner Luftröhre. Ich bekomme dafür ein Medikament und darf erst mal keinen Sport machen oder durch staubige Umgebung laufen, weil es sich sonst entzünden könnte. Julia hat eine ganz leichte Gehirnerschütterung, das bedeutet dass ich sie erst mal umsorgen darf weil sie Bettruhe braucht. An ihrem Arm hat sie einen leichten Riss im Knochen, weswegen sie einen Kurz gips bekommt, der nur vom Handgelenk bis zur Mitte ihres Unterarmes geht. Damit wird aber gewartet bis sie wach wird. Die Kleine und ich werden wieder in unser Krankenzimmer gebracht. Bis sie wach ist müssen wir auf jeden Fall bleiben, danach wahrscheinlich noch 3 Stunden zur Aufsicht, falls es einem von uns schlechter gehen sollte. In dem Zimmer kommen die Sanitäter nochmal zurück um zu fragen was passiert ist. Ich erklär ihnen das kurz und setz mich auf mein Bett. "Du kannst auch zu ihr reingehen. Es wird ja nur ihr Herzschlag aufgezeichnet und sie hängt am Tropf, aber solange du da nicht rumspielst ist das kein Problem!" Ich muss grinsen. "Wirklich?" Die zwei Helfer nicken und Verabschieden sich. Ich leg mich zu ihr in das Bett und zwar so, dass ich gar nicht in die Nähe der Schläuche komme. Meinen Arm leg ich aber trotzdem um sie und entspanne endlich. Nach einer halben Stunde, wenn überhaupt so lange, bin ich dann sogar eingeschlafen.

& alles begann am letzen UrlaubstagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt