Guten Morgen, mein
Schatz!" weckte mich meine Mum, von unten (mein Zimmer liegt im 1 Stock), mit
ihrer sanften Stimme. Ich stand langsam aus dem kuscheligen Bett auf. Als ich den Rollladen von meinem Balkonfenster hoch zog kam mir das helle morgen Licht entgegen. Die Vögel zwitschernden schon fleißig, so wie an jedem normalen Tag. Es war der 3 Ferientag, also hatte ich noch viele, schöne Tage vor mir. Im Spiegel sah ich meine glänzenden, blau-grünlichen Augen, die immer geheimnisvoll glitzern. Meine braunen, schulterlangen Haare sind noch ganz verstrubbelt. Mum sagt immer das ich das Ebenbild von Dady bin. Mich störte es kaum, dass ich nie meinen Vater gesehen habe, von dem mir meine Mutter manchmal erzählt. Ich blickte auf das Schwartz-weiß Foto, das meine Mutter und meinen Vater zeigte. Innerlich seufzte ich."Leonie Mausi, könntest du noch mal kurz Einkaufen gehen? Wir haben kaum noch Sachen da und Morgen haben die Läden ja nicht offen, ist doch schon Samstag heute! Es sind nur Kleinichkeiten, sie stehen auf dem Gelbem Zettel, der unten auf dem Esstisch steht." rief meine Mum zu mir hoch, in mein Zimmer. "Ja, ich zieh mich nur schnell an, wen das erlaubt ist" rief ich witzelnd zu ihr runter. Da es die Sommerferien sind, und wir in Amerika leben, war es schön warm draußen, sodass ich mein Lieblings Kleid, ein geblümtes mit Spagetti-Trägern, anziehen konnte. Ich rannte die Treppe runter und stopfte mir ein halbes Croissant in meinen Mund. „Ach, könntest du auch gleich die Post in den Briefkasten schmeißen?" fragte mich meine Mutter. Ich versuchte, so gut es mit einem halben Croissant im Mund geht, zu antworten: „Arer Krach, mach rich!" (Sollte eigentlich „Aber Klar, mach ich!" heißen) Meine Mum schmunzelte: „Bis dann!" Sie drückte mir ein Küsschen auf die Stirn „Ich hab dich lieb!" „Ich dich auch Mum!" antwortete ich mit leerem Mund.
Ich machte mich auf den Weg und begegnete dann jemandem, dem ich lieber nicht begegnet wäre. Es war Luca, der Junge der ein Nein von mir auf die Frage nach einer Beziehung bekommen hat. Ich sah den Schmerz in seinem Gesicht, als er mich entdeckte. Ich wollte ihn echt nicht verletzen, aber ich habe keine Nerven für Jungs. Okay, ich gebe es zu, auf Tim habe ich ein Auge geworfen, aber er hat schon eine Freundin. „Hi Leonie", grüßte mich Luca und riss mich damit aus den Gedanken von Tim. Wir grüßten uns immer noch, wieso auch nicht. „Hey Luca, wie geht es dir?" fragte ich ihn. Leider merkte er wohl, dass ich das nur aus Höflichkeit gesagt habe, da es ziemlich heruntergeleiert klang. Er murmelte etwas, das sich als „Okay, ich muss dann auch weiter", rausstellt. „Ja, dann bis bald!" rief ich ihm noch hinterher, aber er war schon hinter der nächsten Ecke verschwunden.
Ich bin kein Type, der andere gerne leiden lässt oder verärgert. Nein, vielleicht sogar das Gegenteil! Ich heitere oft Menschen auf und zauber jedem ein Lächeln auf die Lippen – zumindest denen die mich genauer kennen. Ich bin nicht der Mensch der in der Schule einen auf Clown macht. Ich bin auch nicht sehr „beliebt", mir kommt es auf wichtigere Dinge im Leben an. Zum Beispiel meine Mutter glücklich zu machen. Den Brief werde ich später einschmeißen, dachte ich.
Das große Leucht-Schild des Supermarkts strahlt sogar Tagsüber. „Was für eine Verschwendung!" schimpfe ich, ohne drüber nach zu denken, dass mich alle hören können. Ich ernte, wie leider häufig, blöde und fragende Blicke. Ich hasse es im Mittelpunkt zu stehen, außer auf einer Theaterbühne. Ich bin wahrscheinlich auf einer Bühne geboren worden, ich liebe einfach alles am Schauspielern. Als erstes die Proben, bei denen noch Witze gemacht werden, dann die Generalprobe, bei der man so ein richtiges Kribbeln im Bauch spürt, dann das tolle Gefühl, das dir hundert Menschen gespannt lauschen und als letztes das Gefühl wenn dar Auftritt vorbei ist. Einfach nur toll, oder?
„Da ist ja der Tante Emma-Laden!" murmelte ich meine Gedanken laut. Ich betrat den Laden, der mir sofort mit den verschiedensten Gerüchen von Kräutern, Tees und Früchten entgegen bietet. Alles war so harmonisch schön! In der Kinder-Ecke war ein kleines Mädchen, das mit Bauklötzen spielte, wohl so um die 4 Jahre alt, drei Frauen beim Einkauf und ein Mann auf der Verzweifelten Suche nach Lebensmittel, die auf einem Einkaufszettel(wohl von der Ehefrau geschrieben)aufgelistet waren. Ich grinse. Die nette Kassiererin an der Kasse las ein Buch. Was für ein toller Tag! Aber
als ich meine Dritte Sache auf der Liste in meine Tasche gestopft hatte hörte ich Schreie und Schüsse von draußen. Alle im Laden schauten sich erschrocken um. Jetzt ging alles sehr schnell: Das kleine Mädchen rannte zu ihrer Mutter und weinte. Ich schluckte. Wir hörten mehr Schüsse und verfielen in Panik. Ich sah einige Blutspritzer an den großen Schaufenstern. Draußen vielen einige Menschen tot zu Boden. Ich schloss die Augen und wollte schreien! Wir im Laden versteckten uns in der letzten Ecke, weil keiner mehr rausschauen wollte und alle Angst vor dem hatten, der diese Morde begann! Ich hörte sowas wie einen Gleichschritt, so wie man es von Bundeswehr Filmen kennt. Die Tür des Laden öffnete sich ruckartig und wir alle schauten uns ängstlich, mit großen Augen an. Und dann sahen wir sie; die Männer in schwarzen, gepanzerten Ausrüstungen, die jede Menge Waffen mit sich trugen! OMFG!!! Wollte ich schreien, denn diese Truppe sah man zurzeit oft in den Nachrichten! „Die Krieger von Gott" nannten sie sich selbst, und sie rotteten ganze Städte aus. Ich kniff meine Augen zu als ich eins, zwei, drei Schüsse hörte. Ich fühlte einen heftigen Schlag auf meinem Kopf, so heftig das ich ihn nicht aushielt. Ich brach mit Tränen in den Augen zusammen, halb tot vor Schmerz, Angst und Kummer.