„Der Sommer ist da! Los packt eure Badesachen aus, es ist Zeit für...", ich drehte das Radio ab. Sommer? Schön wär's! Eine Woche war schon vergangen und es regnete nach wie vor in Strömen. Nicht das es mir etwas ausmachen würde, da ich mich sowieso wie jedes Jahr in irgendein Buch verkroch und in meine Sommer-Depression fiel die nur mit Schokolade und Shopping-Touren mit Jose gelindert werden konnte. Da war es egal ob draußen die Sonne schien oder eine Monsterwelle gefolgt von einem Tornado die Stadt bedrohte. Ich bin nie ein Fan der warmen Jahreszeit gewesen, und schon gar nicht eine von diesen Mädchen die sich, sobald sich nur ein Sonnenstrahl zeigt, in ihre viel zu kleinen Bikinis zwängen um mit irgendwelchen Typen zu irgendeinem See zu fahren um dort „Schwimmen" zu gehen. Schon wenn ich nur an die überfüllten Ufer denken musste wurde mir schlecht. Trotz meinem völligen Desinteresse am Außenleben im Sommer, störte mich der Regen. Es war unmöglich mich auf mein Buch zu konzentrieren, denn dauernd wenn ich mitten drin war ertönten diese lästigen Tropfgeräusche und ich verlor die Stelle, die gerade noch gelesen hatte. Auch meine Nachbarn machten es mir nicht leichter. Diese Leute waren mir ein Rätsel, denn immer wenn ich sie zufällig traf hatten sie ein anderes Kind dabei. Jose und ich hatten dieses Phänomen eine Zeit lang beobachtet und waren auf zirka dreizehn Kinder in zwei Wochen gekommen! Nun ja, die Familie, die wie gesagt aus unzähligen Kindern bestand, waren wegen dem Wetter nicht wie üblich zum See gefahren, und tobten jetzt stattdessen in ihrer Wohnung herum. Zu meinem Pech waren die Wände so dünn, dass man sogar ein Reiskorn fallen hören konnte. Mein Neben-job fing auch erst wieder in einem Monat an und Jose war bei ihren Großeltern. Das Resultat: Ich, begraben unter einem Bücherstapel ohne eine Aussicht auf Besserung. Der Höhepunkt jedes Tages waren die Abendnachrichten um acht Uhr, doch selbst die waren so langweilig, dass sich manchmal die Moderatoren nicht mal die Mühe machten aufzutauchen und der Kameramann die ganze Show leiten musste. Das wiederrum war sehr amüsant und brachte die Zuschauerquoten ein, die verhinderten, dass die Nachrichten abgesetzt wurden. Der Grund warum die Leute schon zu gähnen anfingen, wenn sie nur den Namen „Greenberg-News" hörten war ganz einfach. Es gab einfach nichts zu berichten! Der Ort Greenberg ist nicht gerade der spannendste Platz der Erde, nein wohl eher der lahmste! Bedrohte ein Tornado das Land, wehte in Greenberg nicht mal eine Brise. Bebte der gesamte Kontinent, fiel in Greenberg vielleicht ein Gartenstuhl um. Wurde das Land von einer Verbrechenswelle überrollt, tja, nicht in Greenberg! Eigentlich störten mich diese Dinge nicht, denn es ist eindeutig von Vorteil im Sichersten Ort der Welt zu wohnen, doch wie gesagt, auch ziemlich einschläfernd. Höchstens einmal in fünf Jahren, wenn überhaupt, fand irgendein Event statt zu dem es sich zu gehen lohnt. Dementsprechend fielen auch die Sommerferien aus. Ich legte mein Buch zur Seite, denn nach zwanzig unterbrochenen Anläufen hatte ich genug und beschloss mich sinnvoll zu beschäftigen und mich so zu verhalten wie jeder andere Mensch in meiner Situation. Ich rief Jose an um ihr meine Probleme vorzujammern. Natürlich ging wie immer nur die Mailbox ran. Es war wohl zu viel erwartet das Handy abzuheben. Seufzend ließ ich mich in meinen Sessel sinken. Was nun? Sollte ich meine Eltern anrufen? Ich verdrängte den Gedanken wieder schnell, denn so verzweifelt war ich nun auch wieder nicht und wenn ich mich jetzt bei ihnen meldete machten sie sich bloß Sorgen um mich. Wenn sie nichts von mir hörten, war alles in bester Ordnung, aber ein kleiner Anruf und es herrschte Alarmstufe rot! Mit diesem System waren alle zufrieden und es war auch viel einfacher als ihnen jeden Tag mein Befinden zu melden. Mein Blick schweifte auf das Päckchen mit dem Sweatshirt. Seit Tagen hatte ich es nicht angerührt geschweige denn getragen. Es lag einfach in seinem Paket und bereitete mir ein schlechtes Gewissen. Oder besser gesagt wünschte ich mir es würde mir eins bereiten. In Wahrheit regte sich kein Hauch von Vernunft in mir, sondern nur den Wunsch wieder in Liams Armen zu liegen. Schließlich konnte ich nicht mehr anderes, riss das Sweatshirt aus der Kiste und streifte es mir über. Ein himmlischer Geruch nach Geborgenheit und Wärme umhüllte mich und ich stürmte aus der Wohnung hinaus. Der Vorstellung die in meinem Kopf herumwirbelte konnte ich einfach nicht widerstehen.
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Auf dem Boden der Tatsachen
Teen FictionJedes Leben ist einzigartig. Jedes Leben ist kostbar. Jedes Leben ist begrenzt. Clairedif ist 17 Jahre alt, überdurchschnittlich gut in der Schule und will ihr Leben in vollen Zügen genießen. Nach einem One-night-stand mit ihrem Geschichtsprofessor...