In dem Glauben, dass sich Elix aus dem Staub gemacht und mich meinem Schicksal überlassen hat - vielleicht ruft er wenigstens noch einen Krankenwagen -, blicke ich zu dem Geist auf.
"Also gut.", beginne ich. "Was hältst du von einem Deal? Wenn du mich jetzt laufen lässt und mir deine Quelle zeigst, dann verspreche ich dir, dich in ein Wald zu bringen, wo du vorbeilaufenden Joggern Eicheln gegen den Kopf werfen kannst."
Seine Antwort kommt sehr schnell, indem er mich diesmal gegen die Vitrine wirft. Naja, gegen das übrig gebliebene Gestell. Dann liege ich da. Auf dem Boden auf einem verbogenen Vitrinengestell. In meinem Kopf schmerzt und dreht sich alles und mir ist übel. Ich befürchte eine Gehirnerschütterung.
Ich halte meine Augen geschlossen. Vielleicht nimmt der Geist an, dass ich bewusstlos bin und lässt mich in Ruhe. Doch leider, vielleicht liegt es auch an der Gehirnerschütterung, habe ich mich verschätzt und werde wieder in die Luft gehoben. Nur diesmal hält er mich nicht so lange in der Luft, sondern schleudert mich sofort wieder durch die Gegend. Ich höre Glas splittern und spüre noch mehr Schmerz, dann bleibe ich einfach liegen. Was soll's. Dann verrecke ich eben auf meinem ersten Außeneinsatz. Genau das war der Grund, weshalb ich einen Bürojob wollte. Dann würde ich mich jetzt nicht von einem Poltergeist durch die Luft jonglieren lassen, sondern einen leckeren Kaffee schlürfen und ein wenig auf der Tastatur rumtippen. Genau, ich würde den Bericht einer armen Wurst, die von einem Poltergeist als Baseballschläger missbraucht wurde, ins System tippen. Ach, das wäre so herrlich....
"Kylian!"
"Hey, Kylian!"
"Kylian, hörst du mich?!"
Ich blinzele, als ich meinen Namen höre. Es ist so hell und es blendet mich. Ist es etwa das Licht am Ende des Tunnels? Das leuchtet noch schlimmer, als immer in Filmen dargestellt.
"Gott sei dank, er lebt noch.", höre ich es erleichtert sagen.
"Heißt das, ihr braucht das Wasser nicht mehr?"
"Nein, er ist auch ohne wieder wach geworden. Ich danke Ihnen."
"Ich glaub's nicht. Dann bin ich völlig umsonst zum nächsten Laden gelaufen, um den Eimer Wasser zu besorgen? Wo willst du hin, verdammter Halbfuchs?! Mein Laden ist schon genug demoliert! Ich werde mir jemand Professionelles suchen!"
"Tut mir leid, aber wir sind 'Jemand Professionelles'."
Ich sehe, wie Elix zu dem zerstörten Schaufenster geht. Also bin ich doch nicht auf dem Weg zum Himmelstor. So ein Mist irgendwie, ich habe mich damit schon so ziemlich abgefunden.
Stöhnend richte ich mich auf und er dreht sich sofort zu mir um. "Kylian, bleib liegen. Ich kümmere mich um den Geist."
"Nein, geh' nicht." Ich schau ihn an. In meinem Kopf dreht sich immer noch alles. "Der Geist ist gefährlich. Wir sollten Verstärkung anfordern."
Da ist es wieder. Sein dämliches Grinsen. "Ich bin die Verstärkung."
Ich starre ihn an. Sein Ernst? Will er damit etwa cool wirken? Am Arsch. So ein Klischeesatz kann er sich sonst wo reinstecken, es geht hier um sein Leben!
"E-." Eigentlich wollte ich ihn aufhalten, aber da finde ich mich plötzlich wieder in der Luft und werde mit einem Schwung wieder in den Laden geschleudert. Doch bevor ich irgendwo gegenknalle, bleibe ich in der Luft hängen. Ich blinzele und sehe die Zerstörung unter mir. Das wird garantiert Ärger geben. Plötzlich huscht etwas unter mir durch. Ich sehe nur hellblondes Haar und Fuchsohren. Doch im nächsten Moment huscht es noch schneller zurück und fliegt aus dem Laden.
"E-lix.", stoße ich schwach hervor. Jetzt, wo ich etwas mehr bei Bewusstsein bin, merke ich meinen schmerzenden Körper wieder.
Ich spüre einen Ruck und bereite mich auf den Aufprall vor, der folgen wird. Doch statt gegen das Regal, das ich noch als Ziel des Geistes ausmachen konnte, plumpse ich, wie ein nasser Sack, auf den Boden und bin mir sicher, dass sich wieder eine Glasscherbe in meine Hand gebohrt hat.
"Kylian, alles in Ordnung?! Der Geist ist jetzt weg." Das Glas knackt unter seinen Schuhen, als er sich zu mir hockt. "Der Krankenwagen ist unterwegs."
Langsam hebe ich meinen Kopf und sehe ihm in die moosgrünen Augen. "Fick dich."
Danach muss ich mein Bewusstsein verloren haben, denn als ich wieder meine Augen öffne, finde ich mich in einem blaugestrichenen Krankenzimmer wieder. Immer noch etwas benommen schaue ich mich um. Mein Körper fühlt sich so merkwürdig leicht an. In der Infusion muss wohl Schmerzmittel sein. Hoffentlich ist es ein starkes Mittel, ich fühle mich nicht danach, den Schmerz wieder zu fühlen. Oder überhaupt etwas zu fühlen. Dann fallen meine Augen wieder zu.
Das nächste Mal wache ich zu einem leisen Summen wieder auf. Die Melodie kenne ich nicht, aber die Stimme kommt mir verdammt bekannt vor. Langsam öffne ich die Augen und muss wegen der Helligkeit etwas blinzeln. Dann sehe ich ihn. Mit dem Rücken zu mir gewandt, bewegt er seinen Hintern zu der Melodie, die er summt, während er den Blumenstrauß in der Vase arrangiert.
"Was sind das für Blumen?", frage ich, meine Stimme etwas rau.
Seine Ohren zucken, als sie meine Worte hören. Sofort dreht er sich um und lächelt mich an. Es ist ein warmes Lächeln, nicht dieses ungenierte Grinsen. Irgendwie lässt mich das unwohl fühlen, aber gleichzeitig ein warmes Gefühl in meinem Bauch aufkommen.
"Die Dame im Blumengeschäft sagte, es sei eine Amaryllis. Oder war es Ritterstern?" Er legt seinen Zeigefinger auf die Lippen, während er nachdenkt. "Hmm... was solls.", beendet er seine Überlegung doch recht schnell.
Dann setzt er sich neben mich auf das Bett. "Wie geht es dir?"
Ich stemme mich gegen die Matratze, um mich aufzusetzen. "Den Umständen entsprechend. Wie hast du übrigens den Poltergeist unter Kontrolle gebracht? Soweit ich mich erinnere, hat er dich aus dem Laden geworfen."
Er schmunzelt. "Aber vorher habe ich mir seine Quelle geschnappt."
"Seine Quelle? Aber wie-?"
"Wie ich sie so schnell gefunden habe?", unterbricht er mich und setzt eine überlegende Miene auf.
Leichte Verärgerung blitzt in meinen Augen auf, doch ich nicke nur. Ich fühle mich nicht in der Verfassung, mich über ihn zu ärgern.
"Ich bin nun eben ein Genie.", verkündet er stolz.
Ich hebe ungläubig eine Augenbraue.
"Und Feen interessieren sich nicht mehr für Blumen." Überrascht drehen wir uns beide um, als Rita plötzlich im Zimmer ist.
Sofort setzt Elix einen Schmollmund auf. "Was soll das heißen, Rita? Dass du mich für dumm hältst?"
Sie spielt mit einer ihrer roten Locken. "Man braucht kein Genie, um nach einem Gegenstand zu fragen, das als Quelle dienen kann. Dies ist etwas, dass du Kyli hättest beibringen sollen, statt ihn geradewegs ins Messer laufen zu lassen."
Er schaut weg. Eindeutig sieht er seinen Fehler ein. Doch dann schaut er mit einem ernsten Blick wieder hoch. "Nichtsdestotrotz, das Verhalten des Geistes war nicht normal. Überhaupt haben sie eigentlich nicht solch eine Kraft, einen Menschen so aggressiv durch die Gegend zu werfen."
"Was bedeutet das?", frage ich.
Sein Blick trifft meinen. "Dass er vorhatte dich umzubringen."
Hallo ^^
Ich denke, obwohl es sich um einen Geist handelte, war es jetzt nicht so gruselig, oder?
Und für die, die sich nicht mit Blumen auskennen (Ich übrigens auch nicht xD) und es nicht schon gegoogelt haben, Amaryllis und Ritterstern sind ein und dieselbe Blume ;) xD
LG Soul_Guardian
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Ein/Viertel (BoyxBoy)
FantasiGerade die stressige Ausbildung beendet, da kann eigentlich das entspannte Berufsleben beginnen. Zumindest sollte es ein Schreibtischjob sein. Ein Schreibtischjob! Das war es, was ich mir als Wunsch eingetragen habe, in diesem dämlichen Bogen, der n...