Finale Schlacht Teil 1

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Die letzte Nacht vor dem Start der spontanen finalen Runde des Turniers lässt, abgesehen von Jonathan, der zufrieden schnarchend in seinem Zimmer ruht, niemanden wirklich Schlaf finden.  Lange hallen die Worte der rothaarigen Sichellogenforscherin durch die unruhigen Gedankenströme der Teilnehmer. Ebenso wie das, was danach geschehen ist. Auch Sleepless wird in dieser Nacht seinem Namen nur allzu gerecht. Er vergewissert sich, ob sein ehemaliger Teamgefährte Einauge noch wach ist. Als dieser es bejaht, beginnt der Serienmörder:"Glaubst du, dass das, was Liliana gesagt hat wahr ist?"
Der Logenboss starrt an die Decke und ignoriert die ihn in der dichten Dunkelheit des Zimmers anstarrenden, im grünen und blauen Licht leuchtenden Augen. Er erinnert sich. Liliana ist, nachdem Kaiser Julianos sie über das alle gegen alle in Kenntnis gesetzt hat, äußerst redselig geworden.

„Gut. Es geht nicht anders. Ich habe euch etwas mitzuteilen", sagt Liliana, die, von den Worten Julianos' entsetzt dreinblickend, keine andere Wahl mehr sieht. Die Blicke sämtlicher Anwesenden ruhen auf der tief luftholenden Rothaarigen. Kein Wort ist notwendig, um zu verdeutlichen, dass sie weitersprechen soll.
„Als ich gegen Millennium gekämpft habe", beginnt die Forscherin vorsichtig, ihren Blick auf den Bruder des Genannten gerichtet. Dieser verkrampft beim Klang des Namens augenblicklich seine Hände. „Hat er Zugang zu meinem Unterbewusstsein bekommen"
„Und weiter?", fragt Onyx sie ohne zu blinzeln anstarrend.
„Und er hat dabei etwas ans Tageslicht befördert, das mit Absicht in die hinterste Ecke meines Verstandes verschlossen wurde", erwidert Liliana angespannt.
„Ich nehme an, dass es etwas hiermit zu tun hat?", schlussfolgert Theira frei heraus. Liliana nickt zustimmend.

„Vor ungefähr 60 Jahren, wurde all das hier geplant. Die gefürchtetsten und berüchtigtsten Wesen aus der Ära, wenn alles in Gang gesetzt wird, sollen an einem Ort versammelt werden"
„Wissen wir. Wir haben die Briefe bekommen", grätscht Sleepless dazwischen. Liliana hebt eine ihrer Hände, um ihm zu bedeuten, dass er innehalten soll.
„Ist euch aufgefallen, wie erschöpft ihr nach euren jeweiligen Kämpfen gewesen seid?", fragt die Forscherin mit einem Unterton in ihrer Stimme, welche die übrigen Anwesenden nicht einzuordnen wissen. Selbst in den Anfangsrunden sind alle Anwesenden nach den Siegen, so schnell sie auch errungen worden sind, seltsam außer Atem gewesen. Und gerade die letzten Kämpfe, die sehr intensiv gewesen sind, haben die jeweiligen Überlebenden danach dermaßen kraftlos zurückgelassen, dass sie sich eine ganze Weile ausruhen mussten.
„Jetzt wo du es sagst", gibt Onyx wieder und betrachtet nachdenklich ihre Hände, die auf ihrem Schoß ruhen.
„Das alles", sie schluckt schwer und holt tief Luft, ehe sie weiterspricht: "ist mein Werk". Die Worte hängen wie ein dichter, schwerer Nebel in der eh bereits angespannten Atmosphäre des Essensaales. Sleepless hebt verwirrt eine Augenbraue. Einauges durchdringender Blick verdüstert sich zunehmend. Die Augen aller Anwesenden spiegeln eine wirbelnde Mischung aus Verwirrung und Entsetzen wider. Liliana lässt sich auf ihren Platz sinken. Einerseits breitet sich eine Woge der Erleichterung in ihr aus, weil sie dies losgeworden ist und andererseits drängt sich das widerliche Gefühl der Angst dazwischen. Die Erleichterung weicht so schnell, wie sie gekommen ist.

„Wie, das ist dein Werk?", fragt Saiko und ist somit der Erste, der nach einer kurzen, eisigen Stille das Wort ergreift.
„Das würde ich auch gerne wissen", pflichtet Theira eindringlich bei. Die Blicke aller Anwesenden scheinen sich in die Halbdämonin ungnädig hineinzubohren. Sie atmet tief durch, ehe sie die Erklärung auszusprechen beginnt: „Vor ungefähr 60 Jahren suchte mich Julianos, der damals noch recht jung war, schätzungsweise Anfang 20, während einer Untersuchung auf. Was das für eine Untersuchung war, spielt an dieser Stelle keine Rolle. Doch geriet ich an meine Grenzen. Julianos teilte mir mit, dass man ihn über meine Situation informiert hatte. Seltsamerweise wusste niemand außer mir von meiner, nun, Expedition. Ich stellte ihn zur Rede. Zu meiner Verwirrung wusste er genauestens über alles Bescheid und bot mir die Lösung meiner Probleme"
„Auf den Punkt kommen, ist nicht gerade deine Stärke, oder?", kommentiert Sleepless, der entnervt eines der Besteckmesser durch seine Hand gleiten lässt.
„Was wollte er im Gegenzug?", fragt Einauge, als er Sleepless bedeutet hat zu schweigen. Liliana schaut Einauge für einige Augenblicke an, ehe sie weiterspricht: „Ich sollte mit Hilfe eines anderen Wesens die Ebenen der Arena, nennen wir es mal, verändern" Die Blicke aller Anwesenden triefen beinahe vor Unverständnis. Liliana lässt keinen von ihnen eine Frage stellen.
„Julianos versprach mir bei der Suche nach meinen Flügeln zu helfen. Er hatte zweifellos die nötigen Mittel und „Kontakte" dafür"
„Das hat ja scheinbar super funktioniert", kommentiert Sleepless, spuckt angewidert von Liliana auf den Saalboden und verschränkt seine muskulösen Arme. Dieses Mal weist ihn, außer Saiko mit knurrender Reaktion, keiner zurecht.
„Ich ... kann es nicht beschreiben. Er war so dermaßen überzeugend"
„Was soll damit bezweckt werden?", fragt der Photographer seine Stirn in Falten gelegt. Gerade, als Liliana die Antwort darauf geben möchte, greift sich die rothaarige Sichellogenforscherin von Panik beseelt an die Kehle. Immer stärkeren Druck ausübend, beginnt sich die Halbdämonin die Kehle zuzudrücken. Allgemeine Aufruhr. Die Meisten springen von ihren Plätzen auf, doch verharren an Ort und Stelle, als würde der vom Gehirn ausgesendete Bewegungsbefehl keine körperliche Reaktion nach sich ziehen. Sie sind bewegungsunfähig. Lautes Röcheln seitens der Halbdämonin. Unfähig sich gegen den Befehl zur Wehr zu setzen. Neben der Sichellogenforscherin ist ein Flackern zu erkennen. 

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