Chapter 31

24 2 1
                                    


Yoongi p.o.v.:

In der Nacht stehe ich vor der kleinen Wohnung und versuche herauszufinden, ob ich rein gehen kann ohne Gefahr auf Schläge oder nicht. Ich habe die Stunden überbrückt und bin spazieren gegangen. Mein Vater schläft. Ich öffne leise die Tür und schließe sie ebenso leise. Jetzt kommt das Schwierigste: Der Parcours durch das Labyrinth von leeren Flaschen, vollen Flaschen, Müll jeglicher Art, Glassplitter, Drogenresten, Kotze, Urin, Spucke, vergammelte Essensreste und was weiß ich noch alles an komischen Flecken und Pfützen, dessen Inhalte ich nicht erfahren will.

Mein Vater, der Junkie, liegt schlafend auf der Couch. Ich muss hinter dieser vorbei um zu mein Zimmer zu gelangen. Dort schließe ich leise die Tür, wechsle meine Klamotten und lasse mich seufzend aufs knarrende Bett fallen.

Großer Fehler.

Ich höre, wie sich mein Vater aufrappelt und sich wie ein schwangerer Elefant den Weg zu meinem Zimmer bahnt. Er reißt die Tür auf und schreit mich an. „Wo warste?! Du Missgeburt! Wenn du disch'n nachts ins Haus schleischn musst, dann tu dat wänigstns leise!" Er wirft seine leere Bierflasche auf mich.

Ich hebe meine Arme vor den Kopf, um diesen zu schützen. Die Flasche zerbricht an meinen Armen und die kleinen Glassplitter fallen runter. Sie zerkratzen meine Arme, fallen mir in mein Shirt und streifen dabei meine Wange. Viele schneiden, sodass ich schon weiß, wie ich morgen aussehen und mich fühlen werde.

Für einen Junkie war mein Vater schon immer stark. Wenn er Aggressionen hat und nicht clean und nüchtern ist, was eigentlich ganze Zeit so ist, wirf er mit allem um sich, man macht alles falsch und kann sich nicht beschützen. Ich hasse ihn.

Niemand weiß von meinem Vater. Ich hatte ja bis jetzt auch niemanden, dem ich es hätte erzählen können.

Mein Vater- eigentlich falsch, ihn so zu nennen. Ja, er ist mein leiblicher Vater, aber übernimmt nicht die Vaterrolle. Er ist nicht, wie ein Vater sein sollte. Er kommt auf mich zu und scheuert mir noch eine, bevor er wieder geht.

Heute habe ich ja voll Glück. Normalerweise fallen seine Aggressionen stärker aus. Ich sammle leise die Splitter auf und lege sie auf ein Blatt, was ich dann morgen früh in den Mülleimer schmeißen werde. Als ich der Meinung bin, alle Scherben aufgesammelt zu haben, lege ich mich schlafen.

Ich weine nicht. Ich hab aufgehört zu weinen. Alle meine Tränen, die ich für ihn übrig habe, sind vergossen. Und meine Hoffnung auf eine Änderung verflogen. Seitdem ich fünf war.

Enigma: the tale of bangtanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt