Unangenehme Familienmitglieder

1K 63 4
                                    

AN: Yep, es ist wieder soweit. Eine weitere Woche ist rum. Was macht ihr so in den Sommerferien? Ich bin momentan in Holland und lasse den Wind über mich ergehen. Wie auch immer, viel Spaß beim Lesen.

Nachdem ich einen nervigen Flug mit einem schreienden Kleinkind überstanden hatte, erwartete mich schon Lottie, die schon vor einer Woche angereist war, um alles zu organisieren.

"Du hast wirklich Glück, dass du dich rechtzeitig gemeldet hast. Ich habe deinen Platz noch nicht weitergegeben", erzählte sie mir, nachdem wir uns begrüßt hatten.

Hätte ich doch bloß bis heute früh gewartet, schoss es mir durch den Kopf, als ich gespielt erleichtert lächelte.

"Da kann ich ja von Glück reden", behauptete ich.

"Ich habe dir auch schon ein Hotelzimmer besorgt", redete Lottie weiter.

"Das ist toll", erwiderte ich und wir stiegen in ein Taxi, das uns in die Königsstraße bringen sollte.

"Mein alter Freund Heinrich Schäfer hat mir bei den Vorbereitungen geholfen. Er hat mal mit deinem Vater gearbeitet, bevor sich Julius auf die Energieforschung spezialisiert hat, wusstest du das?"

Ich zuckte mit den Schultern.

"Dad hat mit vielen Leuten gearbeitet. Es kann sein, dass Schäfer mal dabei erwähnt wurde."

Es fiel mir als Amerikanerin schwer, den Namen 'Schäfer' auszusprechen. Wie bekam Charlotte das so leicht über die Lippen?

"Wie geht es eigentlich deinem Freund? Läuft noch alles super?", wechselte sie dann das Thema.

Seit ich die zwei Jahre bei ihr gewohnt hatte, hatte sie beschlossen, den Mutterersatz zu spielen. Leider gehörten auch solche unangenehmen Fragen dazu.

"Clint geht es gut, er muss nur viel arbeiten", seufzte ich bedauernd und sah auf meine langen Fingernägel.

"Hast du schon mal überlegt, wie es wäre, wenn ihr zwei einen normalen Job hättet?", fragte sie plötzlich ohne Vorwarnung.

Ich musste die Frage erst einmal verarbeiten. Klar hatte ich mir schon mal Gedanken gemacht, wie unser Leben ohne SHIELD sein würde, aber mal ganz ehrlich, ohne SHIELD hätte ich Clint auch nie kennengelernt und ich liebte meinen Job.

"Ab und zu", gab ich seufzend zu und wartete darauf, dass Lottie das vertiefen wollte, aber sie tat es nicht.

Das war erfrischend und überraschend. Seit wann machte sie das?

Stattdessen wechselte sie erneut das Thema, indem sie sagte:

"Oh, schau. Wir sind da."

Das Hotel, welches in der Nähe des Museums, wo die Gala stattfinden sollte, war, sah ziemlich alt aus. Aber nicht dieses bald-fällt-es-zusammen-alt, sondern erfahren-alt, also das Gebäude sieht alt aus.

Jedenfalls checkte ich ein und durfte dann mein Zimmer beziehen.

Es war nicht besonders groß, allerdings auch nicht richtig klein. In der Mitte des Zimmers stand ein großes Doppelbett und daneben stand auf jeder Seite ein Nachtschränkchen. An einer Wand stand ein Tisch mit zwei Stühlen und ein Schrank. Auf der anderen Seite war eine weitere Tür, die in ein Bad führte.

Abends lud Lottie mich zum Essen ein. Zwar hatte ich den totalen Jetlag und wollte am liebsten nur noch schlafen, aber ihr zu Liebe zwängte ich mich in etwas Formelles und kam mit ihr in ein Restaurant.

Dort bestellte ich ein deutsches Schnitzel mit Pommes - wenn schon, denn schon - während Lottie sich für ein Steak mit Kartoffeln entschied.

Das war aber ein wandelbares Reastaurant!

Als wir auf unser Essen warteten, meinte Lottie wue aus dem nichts:

"Mary hatte mir auch zugesagt, dass sie kommen würde."

"Mary?" Ich verschluckte mich fast an meinem Wasser. "Meine Tante Mary? Die Mary, die im Dschungel lebt?"

"Sie lebt in der Wüste", korrigierte Lottie mich seufzend. "Und sie ist nicht so schlimm, wie du denkst."

"Bei der letzten Familienfeier bei uns Zuhause hat sie mich in meinem Zimmer eingeschlossen, weil ich 'noch zu klein war, um bei den Erwachsenen mitessen zu können'", erinnerte ich sie. "Ich war damals 11."

"Sie hat sich geändert", versuchte Charlotte mich zu überzeugen.

"Hat sie das?", fragte ich spöttisch und sah zum Eingang der Küche, darauf wartend, dass mein Schnitzel kam.

"Tu wenigstens so, als ob du dich über ihren Besuch freuen würdest", bat sie und schon kam ein Kellner aus der Küche gelaufen, der ein Steak und ein Schitzel auf Tellern bei sich trug.

Leider war das Essen für den Tisch neben uns gedacht. Schade.

"Ich kann nichts versprechen, aber ich tu mein bestes", versicherte ich ihr.

"Gut. Da hinten kommt sie nämlich schon."

Ungläubig starrte ich sie an.

"Meinst du das ernst?"

"Ich habe sie heute auch zum Essen eingeladen", sagte sie.

"Und da willst du mir nicht vorher Bescheid sagen?", zischte ich und bemerkte, wie sich eine alte Schachtel in einem blauen, hässlichen Jumpsuit ihren Weg zu uns bahnte.

"Habe ich doch gerade", konnte Charlotte noch sagen, bevor meine andere Tante an unserem Tisch ankam.

Mary hatte sich kaum verändert. Auf ihrem Gesicht war der gleiche ernste Gesichtsausdruck. Alles, was mir auf den ersten Blick auffiel, war, dass sie etwas zugenommen hatte.

"Charlotte, schön dich mal wieder zu sehen!", begrüßte sie meine Tante mit einem gefälschten Lächeln und ihrer unglaublich nervigen quitschenden Stimme, bis ihr Blick auf mich fiel. "Du bist doch Julius' Kleine, richtig, Annabella?"

"Ich heißte nur 'Bella'", korrigierte ich sie und musste ein Augenrollen unterdrücken.

Ich hatte schon fast vergessen, wie unglaublich nervig und fies die Schwester meines Vaters sein konnte.

"Ist ja auch egal", behauptete Mary, winkte ab und quetschte sich neben mich auf die Sitzbank.

Für einen kurzen Augenblick huschte ein gequälter Ausdruck über das Gesicht von Lottie. Auch sie hatte sich das anders vorgestellt.

"Ich habe euch so viel zu erzählen. Vor allem dir, Anabella! Du wirst es mir nicht glauben, aber..." So fing sie an, uns über einen Löwen zu erzählen, den ihr Ehemann gezähmt haben sollte.

Ich hielt mich zurück, sie noch einmal zu korrigieren, dass ich nur 'Bella' heiße. Sie würde es nie lernen.

Während Mary uns mit ihren tollen Erlebnissen der letzten Jahre zutextete, kam der nächste Kellner mit unserem Essen auf uns zu.

Als er meinen Teller vor mich hinstellte, zog Mary ihn sofort zu sich rüber und fing an zu essen. Perplex und ein wenig zornig blinzelte ich und bestellte das selbe Essen noch einmal, damit ich auch noch was zu Essen bekam.

Nebenbei bemerkte ich, wie Lottie mir einen mitleidigen Blick zuwarf. Das würde aber auch nichts daran ändern, dass sie diese schreckliche Person eingeladen hatte.

Diese Gala würde offiziell grausam werden.

Marvel's Catastrophe³ ~ The Avengers InitiativeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt