Freaky like me

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Eine Woche später war Sakura so verwirrt, dass sie nicht einmal mehr wusste, in welcher Situation sie sich befand. Itachis Wunden verheilten hervorragend, sie selbst fühlte sich auch nicht schlecht, obwohl sie mittlerweile nicht mehr in den Spiegel sehen konnte, ohne etwas zu erblicken, was sie abstieß. Sie hasste ihren Körper, mehr als sie es vorher je getan hatte.
Was wohl an der Tatsache lag, dass sie Itachi geküsst hatte.
Und dummerweise hatte dieser dämliche Kuss dazu geführt, dass sie nachts nicht mehr schlafen konnte, ohne das ihre Gedanken sich ausmalten, was nach einem Kuss noch so weiteres passieren konnte. Während Itachi und sie sich in der Realität nach dem Kuss erschöpft schlafen gelegt hatten, spielte ihre Fantasie danach eindeutig verrückt. Die erotischen Fantasien wurden allerdings davon gedämpft, dass sie ihren Körper nicht ausstehen konnte und dass Itachi in ihrer Vorstellung sie wegen diesem abstieß.
Das war sowas von deprimierend.
Allerdings war das nicht der einzige Grund, warum sie verwirrt war. Der Grund war Itachi selbst. Seit sie sich geküsst hatten, verhielt er sich...halt nicht mehr wie vorher. Überhaupt war seit dem Kuss gar nichts mehr geschehen. Sie hatten sich weder geküsst, noch umarmt, noch berührt, außer als sie mal seine Verbände hatte wechseln müssen. Danach war er wie ein Pferd, das von einer Wespe gestochen worden war, abgezischt. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie sagen, dass er Berührungsängste hatte.
Oder mochte er sie am Ende doch nicht?
Solche Fragen waren dermaßen verwirrend, dass sie Sakura fast in den Wahnsinn trieben. Itachi war mit Kisame seit zwei Tagen wieder auf einer Mission, die letzten Dinge für Kiri-Gakure am klären. Denn übermorgen ging es los. Wie oft hatte sie eigentlich schon an ihm herumgeschnippelt? Die Tatsache, dass sie ihn öfters berührt hatte, als sie ihn versorgen oder operieren musste, war niederschmetternd. Sie kam sich beinahe wie eine Perverse vor. Sie liebte einen Kerl, an dem sie Tag und Nacht rumwerckelte. Wirklich wahnsinnig erotisch!
Gerade jetzt saß Sakura in der Küche vor einer Schüssel mit Erdnüssen, die sie, wenn sie sie nicht gerade aß, versuchte in den Mülleimer zu pfeffern. Von den 100g lagen ungefähr fünfzig in ihrem Magen, sieben auf dem Tisch, drei auf dem Boden und dreißig noch in der Dose.
„Haben wir aber gute Laune."
Oh ja, und Deidara konnte sie jetzt auch prima gebrauchen. Sie stopfte sich eine handvoll Erdnüsse in den Mund und warf eine weitere Nuss. Sie landete im Eimer.
„Das Schlachtfeld räumst du gleich aber selbst auf, Pinky."
Statt dem Mülleimer bewarf sie jetzt ihn, als er um den Tisch zum Kühlschrank ging. Als er sich umdrehte, landete der nächste Treffer auf seiner Stirn. Er schloss sichtlich genervt die Augen.
„Machst Spaß?", zischte er.
Die nächste Nuss traf ihn an der Oberlippe. Ja, es machte wahnsinnig Spaß.
„Okay, jetzt reicht's!" Er knallte das Glas mit Wasser auf den Tisch und beugte sich zu ihr runter. „Nur weil du sexuell unausgeglichen bist, heißt das nicht, dass du mich mit Nüssen bewerfen musst."
Bei der direkten Wahrheit ins Gesicht, wurde sie knallrot. „Ich bin nicht sexuell unausgeglichen!"
„Sicher, und ich bin der Weihnachtsmann."
„Ich bin nicht..."
„Wenn du mit ihm in die Kiste steigen willst, dann tu es doch einfach."
„Weißt du, genau das ist der Grund, warum ich dich nicht leiden kann.", fauchte sie. „Mädchen finden Kerle nicht besonders toll, die einen so was an die Birne werfen."
„Falsch! Ihr mögt es nicht, wenn man euch mit der Wahrheit konfrontiert."
Sie spürte wie sie immer dunkler im Gesicht wurde. „Zum letzten Mal. Was du sagst, stimmt nicht."
Deidara fing fies an zu grinsen. „Wenn du es sagst."
Er trank sein Glas aus und ging aus der Küche. Sakura stand mit einem Ruck auf und wollte hinter ihm her. Er konnte doch nicht mit der Aussage einfach vom Tisch abhauen. Doch als sie ins Wohnzimmer kam, traten Kisame und Itachi um die Ecke. Sofort wurde sie stocksteif und konnte gar nicht anders, als Itachi zu betrachten. Auch wenn er müde aussah, er sah in ihren Augen einfach...
Toll, ihr Gehirn schaltete auf Erotikkopkino.
Allerdings wurde der Film in dem Moment abgeschaltet, als Deidara anfing zu lachen. Verwirrt sah sie zu ihm und stellte nicht gerade begeistert fest, dass er über sie lachte. Kisame und Itachi, die die Situation verständlicherweise nicht verstanden, glotzen blöd.
Als Deidara lachend das Wohnzimmer verließ, hörte sie noch: „Und ich hatte doch recht!"
Ihr klappte der Mund auf und zu. Peinlich berührt sah sie zu Itachi, der allerdings wie immer ziemlich gelassen schien.
„Ich erstatte Bericht.", sagte Kisame.
Itachi tat es mit einem Nicken ab und ging in Richtung seines Zimmer. Sofort fing Sakuras Herz schneller an zu klopfen. Das war die Gelegenheit ihn zu fragen, was eigentlich los war. Als sie in sein Zimmer kam, war er gerade dabei seinen Mantel auszuziehen. Oh Gott, diese Schultern waren einfach...
Konzerntrier dich!
Sie räusperte sich und fragte: „Können wir reden?"
Statt sie anzusehen, fing er an seinen Mantel zu falten. „Worüber?"
„Naja, über...uns...irgendwie."
Er warf den Mantel aufs Bett und drehte sich zu ihr um. „Was soll mit uns sein?"
Meinte der das ernst? Sie runzelte die Stirn. „Ich stelle mir seit geraumer Zeit eine Frage."
Er sagte nichts und bei seinem perfekten Pokerface konnte man auch nichts in seinem Blick lesen. Verdammt!
„Ich frage mich,", sagte sie und holte unbewusst tief Luft. „ob sich zwischen uns irgendetwas geändert hat. Seit...der Sache."
„Dem Kuss."
Oh Mann, noch so einer, der einem alles so direkt ins Gesicht pfeffern musste. Wussten Jungs eigentlich nicht, dass das Frauen manchmal nicht besonders gut fanden?
„Genau." Sie kicherte leise. „Also, hat sich was geändert?"
Mal von der Tatsache abgesehen, dass sie sich wie der letzte Vollidiot vorkam, fühlte es sich gar nicht so schlecht an mal darüber zu reden. Itachi zog die Stirn leicht in Falten, aber das war auch schon alles.
„Ich denke,...", sagte er schließlich.
Sie sog scharf die Luft ein.
„...dass es keine sehr gute Idee ist, wenn wir zusammen sind."
Bumm. Hatte sie das erwartet? Irgendwie schon, aber es tat trotzdem weh die Wahrheit mit der Wucht eines Balkens, der einem auf die Birne fällt, gesagt zu bekommen.
„W-Warum?"
„Es würde zu nichts führen." Seine Stimme klang viel zu nüchtern. „Nachdem du deine Aufgabe erfüllt hast, hätte eine Beziehung keine Zukunft. Und das weißt du."
Da hatte er leider Gottes recht. Aber scheiß drauf!
„Ist das alles?", murmelte sie leise. „Wenn es nur das ist, ist das für mich nicht gerade überzeugend. Ich werde sowieso nicht mehr lange leben, so oder so, und dein Herz wird bei der Belastung auch nicht ewig weiter schlagen."
Er zuckte leicht mir den Mundwinkeln. „Rationales Denken ist wohl neuerdings deine große Stärke, mmh?"
Den Sarkasmus konnte er sich sparen. „Wenn ich nicht wüsste, dass wir beide eigentlich derselben Meinung sind, würde ich beinahe sagen, dass du Angst davor hast eine Beziehung zu führen."
Jetzt wurden seine Augen finster. „Jetzt wagst du zu viel, Sakura."
Sie schluckte, ließ sich aber nicht einschüchtern. Sie ging so nah zu ihm, dass sie Brust an Brust standen. „Stimmt das? Hast du Angst davor?"
„Ich warne dich, treib es nicht..."
„Oh, jetzt hab ich's!" Ihr war es mittlerweile egal, dass sie patzig und kindisch klang, wie ein kleines Kind, das nicht das richtige Geschenk bekommen hatte. Sie war frustriert, wirklich und wahrhaftig frustriert. Die Hoffnung, dass aus ihr und Itachi etwas hätte werden können, hatte er eben wie eine Seifenblase zerplatzen lassen. „Ich glaube einfach, dass du keine Lust hast, dich an jemanden zu binden. Du bist feige, dass jemand dir zu nahe kommen und dir somit weh tun könnte. Eine verständliche Reaktion, aber sie ist feige!"
Das kribbelnde Gefühl in ihrer Körpermitte, welches wieder zurückgekehrt war, während sie so nah bei ihm gestanden und seinen Geruch eingeatmet hatte, wurde von Bauchschmerzen ersetzt, als sie sah, dass sein Blick immer kälter wurde. Beinahe hoffte sie schon, dass er sie anschreien würde, damit sie diese überflüssigen Emotionen in ihrem Innern rauslassen konnte.
Aber ein Uchiha schrie nie.
„Wenn du das so siehst, ist es wirklich am besten, wenn sich bei uns nichts weiter entwickelt.", flüsterte er.
Sie verbot es sich zusammen zu zucken und nickte leicht. „Wahrscheinlich."
Sie trat mit dem Gefühl sich selbst ein Messer in den Bauch gerammt zu haben von ihm zurück und ging in Richtung Bad. Heftiger als beabsichtigt stieß sie die Tür zu und ging zum Waschbecken. Ihr Gesicht starrte ihr aus dem Spiegel entgegen, übersät mit wütenden roten Flecken und funkelnden Augen.
Was zum Geier hatte sie da gerade getan? Sie hatte ihm beschuldigt ein Feigling zu sein, der sich nicht an eine feste Beziehung rantraute. Da war es kein verdammtes Wunder, dass er sie abwies.
Sie war ein verdammtes A-r-s-c-h-l-o-c-h!
Wütend riss sie sich die Hose von den Beinen und stapfte zur Dusche. Sie würde sich jetzt unter das eiskalte Wasser stellen und sich selbst dafür bestrafen, dass sie sich gerade selbst und ihrer Liebe emotional in den Arsch getreten hatte. Sie stieß die Duschtür auf und stellte das Wasser auf kalt, die Hand am Rand ihres T-Shirts um es sich beim Umdrehen über den Kopf zu ziehen.
Das Einschnappen des Schlosses hallte selbst durch das Rauschen der Dusche. Langsam drehte sie sich um.
Itachi stand vor ihr, die Hand noch am Schloss der Badezimmertür, weil er sie kurz zuvor abgeschlossen hatte. Seine Haltung war leicht angespannt, den Kopf hatte er leicht schief gelegt. Ein heißer Schauer fuhr Sakura durch den ganzen Körper. Diesmal war es nicht sein Körper, der ihr den Rest gab. Es waren seine Augen. Obwohl sie blind waren, sah sie, dass das wütende Funkeln in ihnen durch ein anderes ersetzt worden war. Mit Erstaunen erkannte sie, dass das „Gespräch" ihn eben irgendwie angestachelt zu haben schien.
Vor zwei Minuten hatte sie ihn noch angeschrien. Jetzt standen sie beide im Bad, die Dusche lief, er hatte abgeschlossen und beide wusste nicht, was sie sagen sollten. Sakuras moralische Seite meldete sich kurz und sagte ihr, dass es nicht klug wäre sich jetzt wieder etwas Erotisches in die Birne zu fantasie-...
Ach, scheiß drauf! Sie war erregt, er war heiß und er hatte verdammt noch mal die Tür hinter ihnen abgeschlossen!
Es war, als wären ihre Gedanken ein Startschuss gewesen. Mit nur einem Schritt war Itachi bei ihr und küsste sie heftig auf den Mund. Sie stöhnte wohlwollend in den Kuss hinein und umfasste sein perfektes Gesicht mit den Händen. Seine Hände an ihren Seiten hinterließen ihr das Gefühl in ihrer eigenen Haut zu verglühen. War sie eben in der Diskussion etwas zu dominant vorgegangen, hatte sich das jetzt schlagartig geändert. Unter seinen Berührungen fing Sakura an wie Wachs zu zerfließen.
Er drängte sie zurück in die Dusche und sie keuchte erschrocken auf, als das eiskalte Wasser auf sie prasselte. Allerdings wurde es nach ein paar Sekunden warm, als Itachi kurz mit einer Hand den Warmwasserhahn bediente. Fast sofort schienen sich ihre Empfindungen noch zu verstärken. Ihre Klamotten, die sie noch am Leib trug, wurden auf einmal fiel zu eng und das lag nicht nur an der Tatsache, dass das Wasser sie an ihrem Körper kleben ließ.
Kurz schoss ihr durch den Kopf, dass Deidara ja sowas von recht gehabt hatte.
Sie hatte nicht mal eine Chance Liebkostungen zu erwidern. Itachi ließ ihr nicht eine Gelegenheit ihn zu küssen oder ihn anders zu verwöhnen. Stattdessen fing er an ihren Hals zu küssen, mit absoluter Absicht ließ er seinen Atem ihr Ohr und ihren Nacken streifen, der ihr eine absolute Ganzköpergänsehaut verpasste. Mittlerweile hatte sie nur noch einen Gedanken.
Sie musste aus diesen Klamotten raus und zwar sofort! Und er hatte auch noch eindeutig zu viel an!
Mit fahrigen Händen ergriff sie den Saum seines Shirts und schälte es langsam von seinem Körper. Zentimeter für Zentimeter erschien seine weiße und vollkommene Haut, die sie einfach nur noch berühren und küssen wollte. Er tat ihr den Gefallen und ließ sich das Shirt über den Kopf ziehen, aber da endete auch schon ihre Rolle. Er machte da weiter, wo er aufgehört hatte.
„Sag mir jetzt noch einmal, dass ich Berührungsängste habe!", knurrte er an ihrem Hals.

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