Wake up with amnesia
Meine Welt war grau. Jahrelang. Ohne Farben. Einsam und Kalt. Und dann kamst du.
Ich saß gerade bei meiner besten Freundin, Olivia, auf dem Bett und lachte mir die Seele aus dem Leib. Wir nahmen gerade die ganzen Jungs aus unserer Schule genauer unter die Lupe, als mein Handy klingelte. Immer noch lachend begrüßte ich meine Mutter.
„Hey Mama, was gibt es?“
„Benni hatte einen Unfall, Süße.“
„Ja, Mama die hat er öfter, weil er einfach so ein Tollpatsch ist!“ lachte ich.
Benjamin war mein Cousin. Er und sein Bruder, Philip, bedeuteten mir sehr viel. Die beiden waren immer für mich da. Als wir noch klein waren, haben wir immer zusammen gespielt, als wir dann etwas älter wurden, nahmen mich die beiden immer mit auf irgendwelche Partys oder mit zu Freunden. Wir waren immer zusammen und die beiden haben mir immer geholfen. Auch damals, als ich eine verdammt schwere Zeit durchgemacht habe. Mein Dad ist gestorben und die Schüler in meiner Schule machten mich fertig. Ich hasste mein Leben und fiel in ein tiefes Loch, die beiden holten mich da wieder raus und ich lernte mit den Dingen umzugehen. Doch richtig verarbeitet hatte ich das ganze nie. Ich war ein schüchternes, ruhiges und ziemlich trauriges Mädchen. Doch wenn die beiden da waren, war auch ich glücklich.
„Er hat ihn nicht überlebt.“ Sagte meine Mutter und jetzt hörte ich auch das sie weinte.
Mein Handy fiel zu Boden, Liv eilte auf mich zu und fragte ob alles okay sei. Sie redete auf mich ein, ich sei ganz blass und was los sei. Doch ich konnte nicht antworten. Aus dem Handy, welches immer noch auf dem Boden lag, drang die Stimmt meiner Mutter. Ich sah wie Liv sich das Handy schnappte und mit meiner Mutter redete, ich hörte nicht was sie sagten. Doch als sie wieder in mein Blickfeld trat, sah ich, dass sie weinte. Warum konnten alle weinen, außer ich nicht? Benjamin war nicht mehr da. Das konnte ich nicht glauben.
Er hatte schon viele Unfälle, hatte sie aber alle überlebt! Wie soll ich denn jetzt klarkommen? Ich schaff das nicht ohne ihn. Und was ist denn jetzt mit Philip? Wie soll er denn ohne seinen Bruder klarkommen?
Liv redete die ganze Zeit auf mich ein, streichelte mir über die Arme, versuchte mich zu beruhigen. Ich wollte einfach nur hier weg, alleine sein.„Nehm es mir nicht übel Liv, aber ich muss jetzt alleine sein.“
Ich schnappte mir meine Jacke und stürmte aus dem Zimmer, ihre Antwort verstand ich nicht mehr.Da es mittlerweile schon halb Zehn Abends war, war es draußen schon dunkel. Ich lief einfach durch die Straßen ohne auf den Weg zu achten, ich war wie in Trance. Konnte das alles nicht verstehen, er war nicht mehr da… Irgendwann als meine Gedanken wieder etwas klarer wurden, achtete ich das erste Mal wieder auf meine Umgebung. Ich war im leerstehenden Industriegebiet der Stadt gelandet. Die leeren Lagerhäuser wurden von irgendwelchen Gruppen genutzt, die sich cool fühlten, weil sie sich gegenseitig hassten und irgendwelche kriminellen Sachen drehten.
Ich ließ mich auf einer Bank, unter einer Laterne fallen und dachte nach.
Benjamin war damals für mich da und auch jetzt die ganze Zeit. Die beiden hatten es nicht einfach mit mir. Ich litt unter Depressionen. Ich hasste mich und alles andere, was mit mir zu tun hat. Sie hatten es öfter ganz schön schwer mich aufzumuntern, doch die beiden waren die einzigen die es jemals schafften. Als ich dort saß und an Benni dachte, dass er nicht mehr da war, vergaß ich alles andere um mich herum. Als ich langsam anfing zu frieren, wollte ich meine Mutter anrufen, doch mein Handy hatte ich bei Liv vergessen. Super.Ich stand auf und lief einfach wieder in die Richtung, aus der ich kam. Ich fühlte mich wie in Watte. Ich hörte nichts, meine Ohren piepten und ich konnte nur daran denken, dass Benni nicht mehr da war. Wie sollte ich das alles nur schaffen? Ich kann das nicht alleine. Ich schaffe nichts alleine! Gott, wie soll meine Mutter das nur mit mir aushalten. Sie gab sich sowieso schon so viel Schuld daran, dass es mir so schlecht ging. Da sie damals einfach nichts gegen die Lehrer und Schüler unternehmen konnte. Sie musste zusehen, wie ich von allen fertig gemacht wurde und ich immer mehr zusammenbrach. Ich hatte meinen Vater verloren und jetzt auch noch meinen liebsten Cousin. Ich liebte ihn über alles. Wie soll ich denn jetzt zurechtkommen?
Ich lief blind die Straßen entlang, irgendwann find ich an zu joggen und irgendwann rannte ich so schnell ich konnte. Rannte um rannte. Meine Lunge brannte und meine Wangen waren eiskalt, aber ich konnte nicht aufhören, achtete auf nichts. Als plötzlich ein schwarzer Geländewagen um die Ecke bog und mich erfasste. Ich flog über die Motorhaube, schlug mir den Kopf an und rutschte über das Autodach. Mit den Kopf zuerst fiel ich auf die harte Straße…dann wurde alles schwarz. Das letzte woran ich dachte war Benni.
