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SEONGHWA| Meine alte, hölzerne Zimmertür öffnete sich. Heute aber zu einer anderen Zeit als sonst. Eigentlich holten uns die Pfleger zu bestimmten Zeiten zum essen oder die Freistundem raus, warum also jetzt?

Ich setzte mich von meinem Bett auf und legte mein Buch zur Seite. Mein Blick glitt zur Tür, in welcher ein, wenn ich raten musste, 6 jähriger stand, also einer der ungefähr in meinem Alter war.

,,Seonghwa, das ist Choi San. Er ist absofort dein Zimmergenosse. Sei nett zu ihm, er ist neu hier." Eine der Pflegerinnen stellte seine Koffer und Boxen rein und schob ihn in den Raum, bis sie schließlich die Tür schloss, als sie unser Zimmer verließ.

Ich hatte noch nie jemanden, mit dem ich mein Zimmer teilen musste, weil ich kein Interesse an den anderen Kindern hier hatte und sie alle traurig wurden in meiner Nähe. Seit dem wurde ich alleine in ein Zimmer gesteckt.

Warum also jetzt?

,,H..hey.." Ich sah den schüchternen Jungen an und schmunzelte. ,,Neu hier, was." Er nickte. ,,Soll ich dir bei deinen Sachen helfen?" Verwirrt sah er mich an. ,,Ist was?" ,,Die Pfleger meinten du seist gemein und jetzt willst du mir helfen."

Ich lachte auf und trat zu ihm. ,,Gemein? Ich beachte die anderen einfach nicht. Sie nerven. So lange du nicht rum heulst wie sie oder nervst, kann ich auch normal sein." Er sah mich mit einem bösen Blick an.

,,Heulen? Seh ich aus wie eine Heulsuse?!" ,,Oh wow kannst ja ganz schön frech werden." Ich lachte und öffnete eine seiner Boxen. ,,Du bist anders als die anderen Kinder. Die wollen alle direkt Freudenschaften schließen und Spaß haben." Sagte er dann lächelnd und zusammen räumten wir seine Sachen ein.

Es verging bestimmt ein ganzes Jahr, wenn nicht sogar länger, indem wir mit einander ein Zimmer teilten. Freunde? Waren wir nicht. Er wollte nicht, aus Angst, dass er sie verliert, so wie er seine Familie an einem Autounfall verlor.

Es vergingen aber auch weitere Jahre, in denen er nicht wusste, wie grausam dieses Waisenhaus eigentlich war. Dass sie mich, als den derzeit ältesten der ganzen Kinder, ihre Aufgaben erledigen ließen, schlugen, misshandelten und ihren Stress an mir raus ließen.

Und ich hasse es.

Ich steckte es mittlerweile gekonnt ein, doch mit jedem Schlag wuchs mein Hass nur mehr. Ich hatte Freude daran mir vorzustellen, dass sie besraft werden solltem, für das was sie mir antaten. Dass sie spüren sollten, was ich spürte.

Schlechte Menschen sollten für ihre Schuld bezahlen.

Jeden behandelten sie hier so, haben keine Acht auf Gefühle und das Wohlbefinden. Hauptsache sie holten uns rechtzeitig aus den Zimmern. Dass sie mich dabei zu ihrem Schoßhündchen machten, gefiel mir ganz und gar nicht, doch dagegen tuen konnte ich nichts.

,,San." ,,Ich sagte du nervst." Der 11 jährige seufzte und drehte sich in seinem Bett um. ,,Wann kriege ich dich endlich überredet mit mir befreundet zu sein." ,,Nie." ,,Idiot." ,,Nervensäge. Ich dachte immer, du willst keine Freundschaften?" Ich lachte.

,,Ich sehe dich ja eigentlich auch nicht wirklich als Freund an." ,,Als was dann, hm?" Ich lachte auf und legte mein Buch weg. ,,Keine Ahnung, ein Bruder?" Das Wort ließ mich schmunzeln. Ein Bruder, eine Familie. Er sah mich als seine Familie.

Diese Worte entfachten in mir ein Feuer, dass mich nicht davon abhalten konnte mich Kerzen gerade hin zu setzen und zu San zu schauen. Ja, ich sah ihn auch nie als einen Freund an, denn unser Verhältnis ging schon darüber hinaus. Ich hatte nie eine Familie, weswegen mir erst jetzt bewusst wurde, dass es das war.

𝗖𝗔𝗡 𝗬𝗢𝗨 𝗞𝗜𝗟𝗟 𝗠𝗘 YUNGIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt