Kapitel 24

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"Also,", beginne ich. "Egal was ich dir gleich erzähle, nichts rechtfertigt das Resultat und kann entschuldigt werden. Ich bin erwachsen genug, um für meine Handlungen Verantwortung zu übernehmen.", ich schaue ihr tief in die Augen und warte auf eine Reaktion. "Lass dir Zeit und fühle dich zu nichts gezwungen, Prinzessin.", flüstert sie mir zu und legt eine Hand auf meinen Schoß. Ihre Berührungen lassen mich erzittern, jedoch versuche ich mir nichts anmerken zu lassen, auch wenn ich kaum klar denken kann. Vielleicht ist da doch noch mehr Liebe, als gedacht? Ich atme einmal tief durch und schiebe dann vorsichtig ihre Hand weg. Ich genieße ihre Berührungen voll und ganz, aber früher oder später wird sie ihre Hand eh weg nehmen. "Du warst weg und ich hab mich nicht gut gefühlt, also war ich bei deiner Schwester. Ich hab viel mit ihr über dich geredet, über mich, über die Vergangenheit und die Zukunft und irgendwann kam dein Anruf. Nachdem du kurz mit mir geredet hast, habe ich beschlossen mein Leben in den Griff zu bekommen, alleine. Also habe ich geplant und geplant. Eines Nachmittags wurde ich plötzlich angerufen.", ich stoppe. Zu schmerzhaft ist die Erinnerung an den Tag an dem ich erfahren habe, dass meine Liebe sterben könnte. "Natasha hat mich angerufen und ich bin so schnell wie möglich los gefahren. Du warst im Krankenhaus und ich habe mir große Sorgen gemacht. Niemand konnte mir genau sagen, was mit dir los ist. Zeitgleich war ich wütend und traurig und wollte dich leiden sehen. An dem Abend habe ich also mit Natasha geschlafen.", Stille. Nichts als Stille. Ich schaue erneut in Charlottes Richtung, um ihre Reaktion abzulesen, jedoch schaut sie mich immer noch aufmerksam an. "Willst du dich dazu äußern?", frage ich vorsichtig. Kurz scheint es so, als würde ich sie aus ihrer Trance reißen, doch dann schüttelt sie schnell ihren Kopf. "Nein, nein. Rede weiter.", sagt sie und lächelt mir erneut zu. Verwirrt versuche ich ihre Emotionen abzulesen, doch mit den Jahren ist Charlie immer besser geworden, ihre Maske aufrecht zu erhalten. "Also-", ich stoppe kurz, um den angestauten Speichel der sich in meinem Mund gebildet hat runter zu schlucken. "Wir haben ein oder zwei mal miteinander geschlafen und ich habe ihr angeboten hier zu bleiben, da ich so etwas wie Mitgefühl für sie hatte und wahrscheinlich immer noch habe. Ich war einsam und dachte, dass es eine gute Idee wäre noch jemanden hier zu haben. Außerdem dachte ich, dass es auch für Melvin gut wäre, aber- nein, nichts aber. Ich bin nicht nur eine schlechte Ehefrau und Liebhaberin sondern auch noch eine schlechte Mutter! - ein schlechter Mensch. Ich hab einfach nicht auf die Gefühle der anderen geachtet. Zu stark war der dran nach Rache und Selbstgefälligkeit.", kurz höre ich auf zu reden, um mir durch meine Haare zu fahren und mir einige Tränen aus dem Gesicht zu wischen. "Ansonsten habe ich aber mit niemanden geschlafen oder so etwas in der Art. Natasha war die einzige.", beende ich meine Erzählung. Ich schaue sie erneut auffordernd an, jedoch nickt sie nur mit dem Kopf. "Danke, dass du ehrlich mit mir warst. Genug Ehrlichkeit für heute. Ich werde nun Schlafen gehen und ich würde dir raten auch schlafen zu gehen. Wir reden morgen weiter.", sagt sie und steht auf. "Und was ist mit Natasha?", frage ich verwirrt. "Hast du Gefühle für sie?", fragt Charlie mit dem Rücken zu mir gekehrt. "Was?", verwirrt stehe ich auf und näher mich ihr. "Warum sorgst du dich um sie? Du sorgst dich doch nichteinmal um die, die dich lieben.", fragt sie drauf los. "Charlie, ich-", "Natürlich nicht. Sie ist nur eines deiner Spielzeuge. Ein Mensch der dich jung fühlen lässt. So wie jede andere auch. Sie ist deine Schülerin - aber ich denke nicht, dass ich in der Position stehe, dir soetwas vorwerfen zu dürfen, schließlich war ich einst auch deine Schülerin und habe ebenfalls mit Natasha geschlafen.", unterbricht sie mich. "Wie bitte? Ich verstehe nicht ganz-", "Natasha ist wahrscheinlich oben im Gästezimmer oder ist abgehauen. Gute Nacht.", sie setzt dazu an weg zu gehen, doch ich halte sie schnell fest. "Nicht. Ich bin gerade zu emotional, um klar nachzudenken. Es tut mir leid. Wir sollten morgen unser Gespräch weiterführen.", erklärt sie mir und geht. "Shit.", fluchend setze ich mich hin, um die Flasche zu leeren. Mein Handy beginnt ununterbrochen zu klingeln und vibrieren, jedoch schalte ich es schnell aus, da ich es nicht ertrage. Ich ertrage nichts mehr. Das zwitschern der Vögel bringt mich um. Die Geräusche der Autos in der Ferne bringen mich um. Die Stimme in meinem Kopf, die mir sagt, wie falsch ich doch bin. All das bringt mich um den Verstand. Ich stehe auf und gehe zurück in mein Haus, um Natasha zu suchen. Vielleicht ist sie ja noch im Haus und vielleicht kann ich nochmal mit ihr reden und alles klären.

Angespannt gehe ich die Treppen hoch und bleibe vor dem Gästezimmer stehen. Langsam hebe ich meine Hand und klopfe drei mal an diese. "Natasha?", frage ich vorsichtig und öffne die Tür. Natasha sitzt weinend auf dem Bett, neben ihr liegt ihre Reisetasche. "Hey-", flüster ich und betrete den Raum. Stille. Vorsichtig setzt ich mich mit dem Rücken zu ihr und spiele mit meinen Fingern. "Warum hast du deine Sachen gepackt?", ertönt meine Stimme. Ein Schnaufen ihrerseits. "Ich werde bei einer Freundin übernachten.", ihre Stimme beginnt zu zittern und ich drehe mich zu ihr, jedoch sitzt sie mit dem Rücken zu mir. Ich Strecke meine Hand nach ihr, jedoch stoppe ich mich selber. Ich kann Charlotte nicht im Stich lassen. Sie ist erst seit wenigen Stunden wieder in meinem Leben und vielleicht wäre es eine gute Entscheidung all das hinter uns zu lassen, was unsere Beziehung erneut kaputt machen könnte. "Ich habe einen Entschluss gefasst und wollte schon länger mit dir darüber reden.", Natasha lässt ihren Kopf in den Nacken fallen und atmet tief durch. "Ich werde zu meiner Tante ziehen.", "Das ist doch gut?", sage ich etwas zu schnell für meinen Geschmack, aber ich bin zu kraftlos, um meine Emotionen besser verstecken zu können. "Ich hätte das schon früher annehmen sollen. Vielleicht hätte ich dann nicht so viel angestellt und vielleicht würden mich mein Vater und Bruder dann endlich in Ruhe lassen.", sie stoppt und fährt sich dann mit den Händen durchs Gesicht. Vorsichtig lege ich meine Hand auf ihre Schulter. "Ich bin mir sicher, dass ist das richtige. Vielleicht läuft es dann auch besser in der Schule.", rede ich nicht nur ihr ein. "Ich würde auch auf eine andere Schule gehen.", erklärt sie mir und ich Versuche so gut es geht meine Enttäuschung zu verstecken. "Meine Tante wohnt nicht in deutschland, aber-", sie stoppt und dreht sich lächelnd zu mir. "-vielleicht hilft mir das ja für einen Neustart.", ich lege meine Hand auf ihre Wangen und mein entsetzter Blick wird weicher. So langsam kann ich ihre Handlung nachvollziehen. "Du wirst ein super leben führen. Du wirst deinen Abschluss machen, den oder die Richtige finden, wirst einen tollen Job haben und dein Leben genießen können. Da bin ich mir fast schon zu 200% sicher.", ich ziehe ihren Kopf sanft zu mir und gebe ihr einen Kuss auf die Stirn. "Ich werde dich vermissen.", murmelt Natasha mit geschlossenen Augen. "Ich dich auch, kleines Wunder.", gebe ich zurück. Auch wenn ich sie nicht gut kenne, ist sie mir doch so vertraut. Wie ein Familienmitglied oder die Tochter einer guten Freundin. Sie lächelt mich an und nimmt mich dann ohne Vorwarnung in eine warme, feste Umarmung. "Während ich mein Leben in den Griff bekomme, solltest du deins eventuell auch wieder zusammen flicken.", flüstert sie in mein Ohr und gibt mir einen Kuss auf die Wange. "Das werde ich.", flüster ich ihr zu. Dann steht sie auf und nimmt ihre Tasche in die Hand. "Also dann.", sie kratzt sich unschlüssig am Arm. "Soll ich dich irgendwo hin bringen? Wohnt deine Freundin weit von hier entfernt?", frage ich sie. Sie schüttelt lächelnd mit dem Kopf und schaut mich dann aufrichtig an. "Ich werde abgeholt. Außerdem musst du noch den Löwen zähmen.", sagt sie lächelnd. Wir begeben uns nach unten zur Haustür. Kurz nachdem ich mich von Natasha verabschiedet habe, kommt Charlotte langsam zu uns und nimmt Natasha in den Arm, nicht ohne sich bei ihr ausgiebig zu entschuldigen und dann verschwindet das kleine Wunder auch schon so schnell wie es gekommen ist. Ich schließe die Tür, nachdem ich das Auto nicht mehr sehen kann und drehe mich zu Charlotte, doch sie ist schon wieder verschwunden. Verwirrt gehe ich ins Wohnzimmer und sehe wie sie sich das Sofa schlafbereit macht. "Und was machst du hier?", frage ich sie verwirrt. "Da Natasha im Gästezimmer geschlafen hat, werde ich hier im Wohnzimmer schlafen. Morgen mache ich mir dann das Gästezimmer fertig.", gibt sie gleichgültig von sich. Ich stemme meine Arme in meine Seiten und starre sie entsetzt an. "Das wirst du nicht.", sage ich ernst. "Doch das werde ich. Ich werde nicht mit dir in einem Bett schlafen. Außerdem bin ich das Sofa bereits gewohnt. Also nenne mir einen Grund, warum ich hier nicht schlafen sollte.", sagt sie gereizt und verschränkt ihre Arme vor ihrer Brust. "Ich werde hier schlafen.", sage ich ernst und straffe meine Schultern. Charlotte beginnt zu lachen und starrt mich belustigt an. "Was?", fragt sie belustigt. "Du willst hier auf dem ungemütlichen Sofa schlafen? Du mit deiner weiblichen Überempfindlichkeit? Du würdest die Rolle als Prinzessin Märtha Louise wirklich gut verkörpern.", redet sie auf mich ein. Schulterzuckend gehe ich einen Schritt auf das Sofa zu. "Wie du schon sagtest: du hast hier schon oft geschlafen und es ist dir zu ungemütlich, also werde ich dieses Mal hier übernachten. Ohne wenn und aber! Und jetzt raus hier! Ich muss morgen früh aufstehen und einen Arztbrief abholen.", scheuche ich sie aus dem Zimmer. Mit erhobenen Armen verlässt sie das Wohnzimmer und ich mache mich Bettfertig.

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"It's over, honey" | Crazy in love 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt