•Kapitel Vier•

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Dean's point of view

„Dean?"

Castiels Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Er mustert mich aus seinen blauen Augen. Durchschaut er mich? Es erweckt den Eindruck, dass er in mein tiefstes Inneres sehen kann. Nein. Das möchte ich nicht. Dann sieht er nur, was für ein schlechter Mensch ich bin.

„Lass uns in die Küche gehen", sage ich. „Der Kuchen steht bereit."

Ich deute auf den Durchgang zur Küche und gehe in die Richtung. Kurz bevor ich ihn passiere, drehe ich mich aber zu meinem Gast um. Er steht tatsächlich kurz vor mir, dass ich seinen Atem auf meiner Brust spüren kann.

„K-kommst du?"

Warum bin ich denn so unsicher? Es ist doch gar nichts Schlimmes. Ich lade nur einen - wildfremden - Mann zu einem Stück Kuchen ein. Daran ist gar nichts Besonders. Es ist alltäglich.

Castiel geht an mir vorbei. Erleichtert atme ich die Luft aus, von der ich nicht einmal wusste, dass ich sie angehalten hatte. Nun kriege ich also nicht mehr Luft in seiner Nähe? Das wird ja immer besser hier! Was fühle ich hier? Bin ich krank? Habe ich eine Erkältung oder Schlimmeres? Ich muss zu einem Arzt! Und das zeitig!

Ich folge ihm und schließe die Küchentür hinter mir. Oh, verdammt. Warum laufe ich nochmal hinter ihm? Ach ja, ich bin ein freundlicher Gastgeber. Meine Manieren sind nicht von irgendwo her. Mum würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie wüsste, dass ich einen fremden Mann so anstarre. Das ist unhöflich. Aber ich kann den Blick nicht von ihm abwenden. Er sieht einfach nur so scharf aus. Verzeih mir, Mutter, aber es geht nicht.

„Setz dich doch, bitte."

Er tut es und ich trete näher an ihn. Seine Haare scheinen in einem so schönen Braun in dem schlechtbeleuchteten Raum. Er ist so schön. Und das habe ich gedacht, ja.

„Möchtest du dazu etwas trinken? Ein Bier, vielleicht?"

„Sehr gern", antwortet er mit seiner schönen Stimme und bringt damit meine Haut fast zum Explodieren.

Seine Stimme ist so schön weich und samtig. Einfach nur perfekt. Und sein Gesicht ... die Haut scheint so schön weich. Die Lippen perfekt geschwungen und rosig.

Ich reiße mich schweren Herzens von seinem Anblick los und gehe in den Keller, aus dem ich zwei kühlgelagerte Bierflaschen hole. Bier. Es wird mich davon abhalten wieder Castiel anzuschmachten ... hoffe ich jedenfalls. Es gibt zum Glück noch den Kuchen. Darin stecke ich meine Hoffnung. In Lebensmittel. Das klingt so wahnsinnig verzweifelt. So als wären das Bier und die Apfelkuchen mein Rettungsanker, der mich vor dem Ertrinken bewahrt. Dem Ertrinken durch Castiel. Dem Ertrinken in seinen Augen. Sie sind das Meer, in dem ich liebend gern ertrinken würde.

Was ist mit mir los? Ich kenne solche Gedanken nicht von mir! Was hat das überhaupt zu bedeuten? Ergibt das ansatzweise einen Sinn? Wo ist die Logik dahinter? Existiert sie dabei?

Ich schüttle den Kopf, um die Gedanken vollständig loszuwerden. Aus diesem Grund setze ich meinen Weg zurück in die Küche fort. Doch sobald mein Blick den von Castiel trifft, weiß ich, dass ich diese Gedanken nicht so schnell entkommen werde. Es ist schrecklich und unangenehm, aber ich kann nichts dagegen tun.

So sanft wie es mir möglich erscheint, stelle ich das Bier vor ihm auf den Tisch. Ich drehe den Bierdeckel mit einer einfachen Bewegung von der Glasflasche und setze mich meinem Gast gegenüber.

„Möchtest du ein Stück?", frage ich und deute auf den Kuchen vor mich. „Das ist frischgebackener Apfelkuchen."

„Klingt köstlich. Gibst du mir eins?"

Er nimmt seinen Teller in die Hände und hebt ihn hoch. Aus seinen hübschen blauen Augen mustert er mich. Ich würde gern immer in sie hineinsehen und niemals damit aufhören. So wunderschöne Augen habe ich noch nie gesehen.

Wach auf, Dean!, rede ich mir ein. Du lässt dich nicht von ihm beeinflussen! Das lenkt dich nur ab!

Erneut schüttle ich den Kopf, um darin wieder klar zu werden, und schneide noch ein Stück vom Kuchen ab. Ich hebe es auf seinen Teller und setze mich wieder auf meinen Platz. Ich höre, wie er seinen Teller auf den Tisch stellt. Absichtlich sehe ich ihn nicht an, obwohl ich es so wahnsinnig gern tun würde.

Der Wunsch den Blick von meinem Kuchen zu heben, der wahnsinnig gut schmeckt, ist unfassbar stark, aber ich werde stärker sein müssen. Habe ich ihn nicht schon die ganze Zeit wie ein Verrückter angestarrt? Gruselig. Als wären wir in einem schlechten Horrorfilm, wo die Monster total langweilig sind.

Da ich aber seinen Blick auf mir spüre, muss ich den meinen doch heben. Das war ein Fehler, aber ich kann ihn nicht mehr abwenden.

„Warum siehst du mich so an?", frage ich.

Ein Wunder, dass ich die Frage zuerst stelle. Dabei habe ich ihn doch beobachtet und das alles andere als unauffällig.

Es fühlt sich so an, als würde er direkt in meine Augen sehen, nun, da er das kann. Und, lieber Gott oder wer auch immer die Fäden in der Hand hat, diese Augen sind wie ein tiefer Ozean. Ich sinke und sinke ...

Er steht auf und nähert sich mir. Meine Atmung wird schneller bei jedem Schritt, den er in meine Richtung macht. Doch kurz bevor er sich zu mir hinabbeugen kann, ertönt ein Klingeln direkt aus seiner Hosentasche.

Wer auch immer da gerade anruft, ich mag diese Person definitiv überhaupt nicht. Wie kann er ihn einfach davon abhalten, was er gerade tun wollte. Was wollte er gerade tun?

Neuanfang || Destiel FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt