"Oh oh. Ich find's sexy wenn du so feurig bist."

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Alanas Sicht


Ich sitze in der Cafeteria meiner Uni und schlürfe den furchtbaren Kaffee, als mir plötzlich jemand die Augen von hinten zuhält. Ich erkenne sofort die schwieligen Pfoten meines besten Freundes und Kommilitonen Jake.
"Hey, Sexy! Heute wieder als Domina unterwegs?", kicherte er albern herum. Ich grinste süffisant.
"Sei nicht so frech, ich hol' gleich meine Peitsche heraus.", erwiderte ich todernst und deutete auf meine Tasche zu meinen Füßen.
"Oh oh. Ich find's so sexy wenn du so feurig bist.", er hauchte mir einen Kuss auf die Stirn.
"Pass auf was du sagst, du Widerling.", sagte ich und wackelte mit den Augenbrauen. Er setzte sich auf den Plastikstuhl neben mir und hielt mir einen schokoladigen Muffin hin.
"Du bist ein Schatz! Ich überleg's mir mit dem Auspeitschen." Jake hob meine Beine an und legte sie sich auf den Schoß. Ich trug extrem hohe schwarze Riemchenpumps, welche mich ungefähr dreizehn cm größer machten. Meine Füße taten weh von diesem anstrengenden Unitag.

"Gott weiß wie du auf diesen Dingern laufen kannst." Kayden!
"Kayden, mein Süßer! Lass mich deine neue Haarfarbe begutachten." Kayden war ebenfalls mein Kumpel und Jakes. Gestern hatte er sich rote Spitzen in sein kastanienbraunes Haar färben lassen. Kayden war unser ausgeflippter Streberfreund. Er hatte Jura abgebrochen und studierte jetzt mit Jake und mir Psychologie. "Sieht genial aus.", kommentierte ich seine neuen Haare.

"Ja es hat was, oder? Aber egal. Leute, bevor die anderen kommen. Alana, du hast keine Ahnung wer dich gleich ansprechen wird.", meinte Kayden geheimnissvoll.
"Red keinen Mist, Kay. Harry Styles?"
"Uhh, du ewiges Fangirl. Nein, nicht dein heißgeliebter Harry. Christopher Miles!", Kay ließ sich gegenüber von mir auf dem Stuhl nieder. Jake riss die Augen auf.
"Oh mein Gott! Ist das nicht dieser schüchterne Bonzensohn mit Streberqualitäten und Peinlichkeitsfaktor  über 3000?!", quiekte Jake auf.

Chris war tatsächlich ein Typ mit keinem Stück Selbstbewusstsein, viel Kohle und einer Menge Zeit fürs Lernen mitsamt schnieker nerdiger Brille. Er war für uns alle ein Mysterium. Er lief nie mit irgendjemandem herum und sprach schon gar nicht jemanden an.

"Genau der.", bestätigte Kay. "Liz hat mir erzählt dass sie beobachtet hat wie er in einer Vorlesung in Theologie, Karteikarten angefertigt hat, voll mit Stichpunkten was er zu dir sagen will wenn er dich anspricht.." Ich grinste geschmeichelt und überhörte geflissentlich Jakes Kommentar darauf.
Ich scannte den riesigen Raum und suchte nach einem schlacksigem Typen der noch halb in der Pubertät steckte.
Negativ.

Stattdessen entdeckte ich einige Jungs aus dem Footballteam und einige Cheerleader welche auf unseren Tisch zu steuerten. Wohoo, wir bekommen Zuwachs.

Die Gruppe erreichte unseren Tisch und jeder suchte sich seinen Platz. Liz machte es sich auf Dereks Schoß bequem, da wir viel zu viele waren. Sie waren zwar kein Pärchen, genau genommen war hier niemand mit jemandem zusammen - die Insel der einsamen Singles - aber wir alle waren gute Freunde.

Jake erzählte den Neuankömmlingen sofort von Chris geplantem verbalen Anmachüberfall auf mich.

"Das hat dieser Typ nicht wirklich vor!!", quietschte Derek der davon wahrscheinlich noch nichts gehört hatte. Liz kicherte wissend.  "Hat er noch nicht mitbekommen dass unsere liebe Alana sowas von lesbisch ist?", fragte Derek empört.

Genau das hatte ich mich auch gefragt. Ich hängte meine Homosexualität nicht an die große Glocke, ich band niemandem auf die Nase den ich gerade erst kennenlernte das ich auf Mädchen stand. Jedoch war es jedem bekannt, der mit mir befreundet war.
Ach ja. Ich vergaß: Chris hatte nichts mit mir zu tun.

"Na, und selbst wenn? Ich meine, Alana ist eine Sexwerbetafel auf zwei langen sexy Beinen. Selbst Jungs die wissen dass sie auf Frauen steht, versuchen ihr Glück bei ihr. So nach dem Motto: Einmal richtig durchficken und schon sind sie wieder hetero.", warf Alan ein. Alan war Franzose und hatte daher einen starken französischen Akzent. Jetzt stellt euch mal bitte vor wie er sagt "durchficken". Es hörte sich eher nach "dürschfickön" an. So gut wie jeder lachte.

Einer nach dem anderen warf sich plötzlich bedeutungsschwangere Blicke zu. Ich stöhnte innerlich. Gut dann liefere ich jetzt mal eine Show. Ich drehte mich herum und entdeckte tatsächlich Chris in einem Polohemd und beigen Cargojeans. Chris war nicht hässlich, jedoch könnte er das schönste Gesicht haben, er hatte immer noch einen Schwanz und null Brüste. Also nicht mein Beuteschema.

Ich nahm meine Beine von Jakes Schoß und stand auf. Die meisten Blicke waren auf mich und mein provozierendes Outfit gerichtet. Einige Zicken zwitscherten hinter meinem Rücken ich wäre eine Schlampe. Tja, Mädels, ihr habt keine Ahnung.

"Hi, Al-Alana. Ich...ähm. Also, eh. Ich wollte- also was ich eigentlich sagen wollte...", fing Chris an. Ich sag doch. Massives Selbstbewusstsein. Ironie lässt grüßen. Er las von seiner verdammten Karteikarte ab! " ... dass du voll die schönen Haare hast, ähm." Er warf einen letzten Blick auf seine Notizen und richtete seine Augen endlich auf mich. Irgendwie war er verdammt süß. Meiner Haare waren übrigens nachtblau gefärbt, sehr dunkel, wie die Nacht.

"Was wäre wenn ich dir sagen würde, dass ich dich gerne hier und jetzt in mein Bett nehmen würde?"

"Also...dafür, äh, hab ich keine Karteikarte vorberei-t-tet...Glaub ich." Ich lachte. Es ging nicht anders. Chris runzelte verletzt die Stirn.

"Ach, Chris, Man. Ich bin lesbisch, mein Lieber. Ich bin vom anderen Ufer. Es wundert mich dass du das noch nicht weißt.", ich lächelte entschuldigend. Jake trat neben mich und berührte meine Schulter um mir zu verklickern er würde ab jetzt übernehmen. Ich nickte und kehrte zu meinen prustenden Freunden zurück.

"Na danke für eure Feinfühligkeit. Der Arme hat gerade eine Abfuhr bekommen.", bemerkte ich trocken.

"Er hat Fehler Nummer eins begangen. Er interessierte sich für ein Mädchen vom anderen Ufer.", versuchte Alan mich zu überzeugen.

Kurz bevor die meisten von uns zu den nächsten Vorlesungen eilen mussten, brachen die Cheerleader ein neues Thema an.

"Du solltest unbedingt in unser Team kommen! Mit dir wären wir unschlagbar.", grummelte Xenia.

"Ich werd kein Cheerleader. Mir reicht völlig mein Burlesque tanzen. Hab' ich heute noch nach der Uni. Das bringt mich schon halb um."

Mit vier Jahren hatte ich Turnen angefangen, war einige Zeit als Cheerleader und Ballerina unterwegs und mit fünfzehn hatte ich schließlich meine Leidenschaft für Burlesque entdeckt.

Den restlichen Tag überstand ich ohne Komplikationen. Ich erntete des Öfteren schräge Blicke für meine Klamotten, jedoch hatten sich viele schon an meinen Aufzug gewöhnt. Allerdings war die Uni so groß, dass ich immernoch auf unbekannte Gesichter traf.

In der Umkleidekabine, meines Burlesques-Vereins, tauschte ich das enge Korsett gegen ein bauchfreies schwarzes Top aus und meine Leggings gegen kurze Shorts aus demselben Stoff.

Ich begrüßte die anderen Mädchen. Unser ältestes Mitglied war 31 und heute bekamen wir endlich unser begabtes Küken, welches erst 18 war und noch die High School besuchte. Talia, unsere Lehrerin, informierte uns schon vor einer Wocher über den bevorstehenden jungen und talentierten Zuwachs.
Ich tauschte mich gerade mit Talia über die nächsten Aufführungen aus, als die schwere Tür aufgestoßen wurde. Gespannt stämmte ich meine tätowierten Arme in die Seiten. 

Ein Mädchen mit weiß-silbernen glatten Haaren und großen grünen Augen stieß schwungvoll die Tür auf. Gott, wie himmlisch.

Sie lächelte schüchtern und ließ den Blick schweifen. Sie trug Kniestrümpfe, Shorts und ein bauchfreies Top. Und verdammt hohe Plateauschuhe. Ohne diese Dinger wäre sie um einiges kleiner als, dafür aber umso kurviger. Ich besaß zwar eine beachtliche Oberweite und einen festen Arsch, jedoch schnitt ich schlecht im Vergleich zu diesem Kunstwerk Gottes ab. Wahrscheinlich würde jeder neben ihr hässlich aussehen.

Sie war, soweit ich erkennen konnte, nicht tätowiert oder gepierct, was ich aber auch nicht in ihrem Alter erwartet hätte.

"Hey! Ich bin Jolie.", sagte sie zaghaft.

Jolie. Jolie, wie in meiner Kette. Jolie.

Jolie.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 18, 2015 ⏰

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Bad Girl.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt