Träume

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Es begann mit den Träumen. Es begann immer mit den Träumen.

Es war der Tag, an dem Sirius Black die fette Dame attackiert hatte, um in unseren Gryrffindorschlafsaal zu kommen. Da unsere Wächterin nun zu schockiert war, um den Zugang weiter zu bewachen, und da Black immer noch nicht gefasst worden war, mussten alle Gryffindors zusammen in der großen Halle schlafen.

Zwischen Hermine und einer schnarchenden Fünftklässlerin eingepfercht, träumte ich von einer Person, die mich in den Wald geleitete. In dieser Nacht hatte sie das Gesicht von Sirius Black. In der darauffolgenden das Gesicht von Mr Filch, dann das von Mutter, das von Kingsley Shacklebolt, das von Emm, das von Albus Dumbledore, von Lucius Malfoy und Wochen darauf das von Vater.

Die Person nahm mich an die Hand. Sie war gleichzeitig kalt, wie auch schützend. Sie führte mich zwischen hohen Bäumen hindurch, zu einer kleinen Lichtung. Dann war ich alleine. Wie so oft.

Zuerst gab es nur Nebel, in der zweiten Nacht kam noch der Wind dazu, in der dritten Nacht die Schatten und so ging es immer weiter. Schließlich wachte ich jedesmal dann auf, wenn Vaters Stimme: „Ich tue das Richtige. Ich weiß es", sagt.
Das Schlimme an all dem war, ich konnte nicht von Realität und Traum unterscheiden. War das alles nur eine Einbildung, oder ein vergessenes Ereignis?

Während alle mit dem Lernen für die Schuljahr-Abschlussprüfungen beschäftigt waren, Hermine sich wieder mit Harry und Ronald vertrug und Harry bei zwei Quidditchmatches gewann, verfiel ich erneut in alte Gewohnheiten.

Die ersten Blumen reckten bereits ihre Köpfe gen Sonne, das Gras war saftig frisch und so verschlug es mich immer häufiger nach draußen. Ich begann wieder Tagebuch zu führen und schrieb jeden Tag meinen Traum auf. Es zog mich selbst in den Wald, aber da Sirius Black immer noch nicht gefasst worden war und es seit Beginn an von ungeheuren Gestalten im verbotenen Wald gewimmelt hatte, hütete ich mich davor, ihn zu betreten.

Während die Natur immer farbenfroher und strahlender wurde, wurden meine Tagebucheinträge von Tag zu Tag einseitiger und depressiver. Ich machte wieder Anstalten, mehr Zeit mit Harry zu gewinnen, doch der war so beschäftigt, dass ich kaum eine Chance bekam, ihm zuzulächeln.

Harry, Hermine und Ron versuchten neben Schulaufgaben, Hagrids Hippogreif vor dem Todesurteil zu bewahren. In der ersten Stunde Pflege magischer Geschöpfe hatte Draco den Hippogreif Seidenschnabel provoziert und war dabei von ihm verletzt worden. Lucius Malfoy selbst hatte vermutlich alles erdenkliche getan, das Tier zum Tode zu verurteilen. Einfach nur, um Hagrid und Dumbledore eins auszuwischen. Seit er sich jetzt keine Sorgen mehr wegen mir machen musste, hatte er jetzt außerdem bestimmt besonders viel freie Zeit dafür.

„Iss zum Mittagessen bei uns", meinte Draco an einem Samstagmorgen im Mai. Er sah von dem täglichen Quidditchtraining für das Finale gegen Gryffindor fast genauso müde aus wie Harry. Nur, dass er nicht zusätzlich einen heulenden Hagrid beiseite stehen musste. „Ich habe dir doch in den Sommerferien versprochen, dass ich dir einmal unseren Gemeinschaftsraum zeigen werde. Wenn du willst, können wir das heute endlich einmal erledigen."

Das Angebot war verlockend, aber die Stimme der Vernunft flüsterte mir genauso wichtige Dinge ins Ohr. Wenn mich Harry jetzt mit Draco im Keller unten verschwinden sehen würde, würde ich noch weniger Chancen bei ihm bekommen. Aber war ich in Harrys Augen nicht ohnehin schon nur die lästige Freundin von Draco Malfoy?
Pansy funkelte mich im Vorbeigehen mit ihren schwarzen Augen böse an. Es würden mich die meisten Slytherins auf jeden Fall nicht vermissen.

Wieso überlegte ich überhaupt noch? Es gab keinen Grund, der dafür sprach. Draco war die Person, die mich umbringen würde, wenn ich eine falsche Entscheidung treffen würde. Draco war der Sohn des Teufels persönlich. Draco war die Person, die in mich verliebt war, ohne dass ich diese Gefühle erwiderte. Draco war-
Er sah mich aus wunderschönen grauen Augen an. Er hetzte mich nicht, legte aber trotzdem den Kopf schief, um mich daran zu erinnern, dass ich ihm immer noch eine Antwort schuldig war. Ich beschloss, zuerst noch etwas zu klären: „Wieso möchtest du das überhaupt?"

Die Tochter des dunklen Lords (Harry Potter Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt