🔱16 - Synth ta de Lorrei

6 2 0
                                    


Namjoon war der erste, der die anhaltende Stille mit einem Räuspern durchbrach. Sie lastete wie zähflüssiges Pech über der Gemeinschaft und erdrückte sämtliche guten Absichten.

„Wo gedenkt Ihr mit der Suche zu beginnen, mein Prinz? Es sind viele Schriften, für die uns die Zeit nicht positiv gestimmt ist. Mein Vorschlag beläuft sich darauf, ein weiteres Mal mit Verstärkung und einer Leibgarde wiederzukehren", trug er seine sorgfältig gewählten Gedanken vor, mit Einsichtnahme auf die dutzenden Regalwände, die sieben Mann niemals bemächtigt waren, auf einen einzigen Namen zu durchsuchen – in der Spanne weniger Minuten noch dazu. Sie befanden sich in Lavandinia, dem wundervollen Lavandinia, das früher oder später den feindlichen Armeen nachgeben würde müssen und sie standen eingedrungen im Mittelpunkt der Gefahrenzone.

Die Zeit stand dieser Mission nicht bei.

Taelarion schwieg betroffen, als habe er vor hier zu sitzen bis er aus diesem Albtraum erwachen möge, und betrachtete weiterhin das Wasser, die kreiselförmigen Vibrationen die ihn einlurrten und sein vollständiges Dasein ins Wanken brachten. Es war einfacher sich darauf zu konzentrieren, als sich unerträglich endlose Szenarien auszufantasieren, in denen er den Tod fände. Seine Überzeugung bröckelte. Rieselte wie liebliche Kirschblüten von den Knospen der Äste, verlor sich im wilden Wind. Wie sollte er mit diesen Informationen weitermachen? Die Nixe stellte ihm eine Möglichkeit dar, in der er den vergessenen Namen bereits kannte und diesen beschwerlichen, von Angst und Furcht gezeichneten Weg niemals hätte auf sich nehmen müssen – doch dies konnte unmöglich der Wahrheit entsprechen! Taelarion wäre niemals aus freiem Willen hinfort vom Nebelwald gewandert, besäße er dieses kostbare Wissen. Nebst dieser Problematik war die nächste Frage in ihm aufgeworfen: wer war dieser befremdliche Mann und wo sollte er nach ihm suchen? Ohne Namen, Herkunft oder sonstige Aspekte müsste er durch die Provinzen reisen und hoffen, durch einen glücklichen Wink des Schicksals auf ihn stoßen zu dürfen. Das Glück ist mir in diesem Ausmaß nicht hold, begriff er, und ohne Yoongi als Weggefährten fände ich den unverzüglichen Tod. Taelarion wusste bei jedem Götterwesen, dass er es alleine niemals schaffen könnte. Er, der nicht wie Yoongi mit einem vorlauten und geschickten Mund beschenkt wurde. Er, der nicht wie Chimin eine Ausbildung zum blitzschnellen und intelligenten Kämpfer erfuhr. Er, der sich einzig an der Seite seines Freundes im Nebelwaldes furchtlos und stark fühlte. An der Seite eines Monsters, vor dem ein jeder viel mehr Furcht hegte als vor seinem knabenhaften Auftreten.

„Mein Prinz!", machte einer der Tokheimer auf sich aufmerksam und beäugte den geöffneten Türbogen kritisch, als erwarte er jederzeit eine Wendung der Ereignisse – keine guten, wie ihn die Erfahrungen lehrten. „Es wird Zeit zu fliehen, solange man uns noch nicht entdeckt hat!"

Namjoon fuhr sich angespannt durch die weißen Haare und schürzte die Lippen, erkannte die Wahrheit in dieser Aussage und doch brachte es sein Inneres nicht über sich, den Jungen über die Schulter zu werfen und die Flucht anzutreten. Nicht, wenn dieser Ort hier alles war, wonach Taelarion gesucht hatte – ohne das gefunden zu haben, woran er sein Leben schwor. Den einen Namen, versteckt in dieser Bibliothek. Doch die Zeit drängte, spielte nicht für sie sondern rapide gegen die Tokheimer und scherte sich nicht um die Gefährten.

Die Gänge um die in Alarmbereitschaft versetzte Gruppe ähnelten einem unheilvollen Labyrinth, einem undurchsichtigen Weg der sie entweder in Sicherheit oder ins Nichts leitete.

Wie viel hatte Lirion auf sich genommen, wie viel war er bereit zu opfern, um Taelarion dieses Stück Silber zukommen zu lassen? Die Hoffnung, die er verkörperte, erdrückte ihn jämmerlich im guten Willen.

„Ich...ich kenne den vergessenen Namen nicht", hauchte er zerrüttet und seine Knie verloren an Kraft, begannen zu zittern je klarer ihm das Ausmaß dieser Begegnung mit der Nixe wurde. Die magischen Worte, die sie zu ihm sprach...Lügen. Taelarion hätte den Nebelwald sicherlich niemals unter freiem Willen verlassen, wüsste er die Silben. Sein Blick, sein gebrochener Blick der in den tapferen Kämpfern Mitgefühl und arges Bedauern weckte, verschleierte sich mit fassungslosem Entsetzen und er flüsterte die Worte, die ihm das Herzlein brachen. Wie oft konnte es wohl noch gebrochen werden, bevor es endgültig kaputt ging? Wann erreichte es seine Grenze?

▪Kingdom of forgotten Names▪  VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt