The Angel of death

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Sie liebte die Bibliothek ihrer Eltern und sie wollte unbedingt in das eine Abteil. Das Abteil mit den magischen Büchern. Alle im Alter von siebzehn durften dort rein und fanden das Buch ihrer Bestimmung. Von da an war es egal, ob man reiche Eltern hatte oder nicht. Die mit wenig Magie waren arm und die mit viel reich. Ihre Eltern waren in dieser Generation die Hüter der Bibliothek und das Oberhaupt der Stadt. Bis jemand mächtigeres kam.

Sie wollte trotz ihrer knappen fünf Jahre schon in die Bibliothek. Etwas mächtiges, fremdartiges und doch bekanntes rief sie von dort. Sie wusste, wenn sie dem Ruf folgen würde, würde sie vollkommen sein. Trotz der Tatsache, dass sie die einzige war, die in so jungen Jahren schon den Ruf ihres Buches spürte, ließ man sie nicht rein. Als Ausgleich verbrachte sie ihre gesamte Zeit in der Bibliothek. Sie hatte sich mit sehr frühen Jahren das Lesen beigebracht und las alles, was ihr in die Hände kam.

Das änderte sich auch zwölf Jahre später nicht. Die nun schon siebzehn Jahre alte Claire verbrachte den gesamten Tag in der Bibliothek ihrer Eltern. Heute jedoch nicht. Heute war der Tag. Der Tag, an dem sich alles ändern würde. Sie würde ihr Buch finden. Sie würde in den Teil der Bibliothek gehen dürfen, von dem sie sich immer erträumt hatte, ihn von innen zu sehen.
Sie stand in ihrem Zimmer und musterte sich kritisch im Spiegel. Ihre weißen Haare fielen in langen, glatten Strähnen auf ihre Brust und hoben sich durch die roten Spitzen noch mehr von dem schwarzen Kleid ab. Das Kleid ging ihr bis zu den Knien und umspielte locker ihre Beine. Sie wanderte mit ihrem Blick wieder nach Oben. Ihr Gesicht wahr blass und über ihrer Nase waren war mit kleinen Sommersprossen bestückt, aber das wirklich Besondere an ihr waren nicht ihre Nase, Lippen, Sommersprossen oder sonst etwas. Es waren ihre Augen. Sie waren dunkel. Man konnte nicht sagen ob es ein so dunkles Blau war, dass es schwarz wirkte, oder ob es tatsächlich schwarz war. Aber das war noch nicht alles. Ihre Augen waren Gold gesprenkelt. Um ihre schwarz wirkende Iris befand sich ein goldener Ring, der so wirkte als würde er sich zur Pupille hin auflösen. Sie liebte ihre Augen und war in gewisser Weise stolz auf sie. So stolz wie man eben auf Augen sein kann.

Sie schenkte ihrem Spiegelbild noch einen letzten Blick, ehe sie sich umwandte und auf die Treppe, die anstelle von einer Tür aus ihrem Zimmer führte, herunterging.
Als sie unten ankam befand sie sich in der Bibliothek wieder. Ihre Eltern hatten ihr extra dieses Zimmer gegeben, da sie eh ihre gesamte Zeit in der Bibliothek verbrachte. Sie lief an den ganzen bis zur Decke, die zehn Meter hoch war, reichenden Bücherregalen vorbei, aber schenkte ihnen keinen zweiten Blick. Egal wie sehr sie die Bücher, die Stille in der Bibliothek und die Ruhe dort genoss, heute hatte sie einmal etwas vor, das wichtiger war, als in andere Welten zu versinken.

Nach zehn Minuten kam sie vor einer großen Flügeltür zum stehen. Die Tür bestand aus dunklem Holz, in das kunstvolle Muster eingearbeitet waren. Claire war eine der Letzten, was sie sonst immer vermied, und betrachtete aus ein paar Metern Entfernung das Treiben vor sich. Vor ihr standen ungefähr zweihundert bis dreihundert Jungen und Mädchen in ihrem Alter. Ein paar, die sich anscheinend schon kannten, tuschelten aufgeregt miteinander, und andere traten nur nervös von einem Fuß auf den anderen. Niemand musterte wie sie die anderen Jugendlichen. Ein Junge stach besonders heraus. Er stand erhobenen Hauptes in der Mitte einer Gruppe von Jungen und Mädchen, die ihn anbetend ansahen. Sie kannte und verabscheute ihn.
Er war der Sohn eines Freundes von ihrem Vater und sie hatten sich immer bei Abendessen sehen müssen, wo der Vater des Jungen sich bei ihrem Vater eingeschleimt hatte. Er hieß Lucius und war ein arroganter Mistkerl. Er hielt sich für etwas besseres, weil er schon mit dreizehn den Ruf seines Buches vernommen und eine jämmerlich schwache Aura entwickelt hatte. Dass sie ihr Buch schon mit fünf hatte hören und fühlen können, wusste niemand und sie wollte auch, dass das so blieb. Sie war kein Angeber wie Lucius und wollte lieber ihre Ruhe haben.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 20, 2020 ⏰

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